Die Unfälle
Die Männer der ersten Stunde mußten ein beschauliches Leben geführt haben angesichts der wenigen Züge, die auf der Brenzbahn verkehrten. Acht, stellenweise zehn Zugfahrten waren es im Ganzen, wobei anfänglich kein Unterschied zwischen Personen- und Güterzügen gemacht wurde; die Güterwagen fuhren am Ende eines bestimmten Personenzuges mit.
So ist auch zu verstehen, daß die Zeitungen aus dieser Zeit kaum Berichte über Unfälle auf der Strecke zu schreiben hatten.
Unfälle gehören leider auch zur Geschichte eines jeden Verkehrsmittels. Bereits bei Beginn der Bahn geschah ein weniger als Unfall als vielmehr als Vorfall zu bezeichnendes Ereignis: am 16. August 1863 zwischen neun und zehn Uhr Abends gerieten wegen eines unbedeutenden Umstandes mehrere beim Bahnbau beschäftigte Arbeiter in Streit, der damit endigte, daß zwei davon mit einem Messer tödlich verletzt wurden. Einer der Getroffenen starb kurze Zeit darauf; der andere ist einen Tag später nach schwerem Leiden seinen Verletzungen erlegen. Anfangs wurde angenommen, die Tat habe ein Italiener begangen, dessen Landsleute in großer Zahl zum Bahnbau angestellt wurden. Der Arbeiter entging nur mit Mühe den Mißhandlungen der aufgebrachten Masse, bis sich herausstellte, daß die Tat von einem Arbeiter aus Württemberg verübt wurde.
Ein Unfall im Bahnhof Heidenheim war aus der Zeit vor 1899 zu verzeichnen. Ein Oberschaffner wollte im Bahnhof Heidenheim zwischen einem rangierenden Zug und einem Wagen hindurch gehen und wurde von den Puffern erfaßt und verletzt.
Am 23. Juli 1899 ereignete sich einer der beiden größten Unfälle, die sich auf der Brenzbahn ereigneten. Als der Gesangverein Liedertafel aus Giengen an diesem Tag von einem Gesangsfest in Lauingen in zwei Pferdewagen zurückfuhr, wurde der zweite Wagen vom letzten aus Ulm kommenden Zug erfaßt. Ort des Geschehens war der Bahnübergang nach Hermaringen, das Versäumnis des Wärters, die Schranken zu schließen dessen Ursache. Fünf junge Männer büßten durch Nachlässigkeit des Wärters ihr Leben ein, fünf weitere wurden verletzt.
Der zweite schwere Unfall ereignete sich am 28. Oktober 1930 um 19.30 Uhr zwischen den Bahnhöfen Giengen und Herbrechtingen. Der leichte Eilgüterzug 8562 Aalen-Ulm und der Arbeiterleerzug 3753 Giengen-Heidenheim stießen auf freier Strecke zusammen. Dabei wurde der Lokomotivführer Munz aus Aalen und der Oberschaffner Werner aus Ulm des Leerzuges getötet. Schwer verletzt wurden die Lokomotivführer Stegmaier von Aalen und Wakler von Crailsheim, sowie Zugführer Schübelin aus Ulm. Leichtere Verletzungen erlitten die Schaffner Brünner und Wettmann aus Aalen und Lokomotivführer Werner aus Crailsheim (siehe auch den Artikel aus dem Grenzboten).
Infolge des seit 1918 von Jahr zu Jahr zunehmenden Autoverkehrs haben leider auch die Unfälle auf den Bahnübergängen zugenommen. Die Schuld hieran liegt in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle an der Unachtsamkeit der Autofahrer und deren zu hohe Geschwindigkeit. Die Fortsetzung dieser Unfälle nach dem zweiten Weltkrieg wurde durch den weiteren Ausbau der Straßen bewirkt.
Um dem Straßenverkehr den Weg noch mehr zu ebnen und um die Unfallzahlen zu senken, wurden die Bahnübergänge an vielbefahrenen Straßen durch Unter- und Überführungen beseitigt. Zu nennen ist hier vor allem die Bundesstraße 19 vor Herbrechtingen, in Heidenheim und zweimal zwischen Unterkochen und Aalen.