In Giengen ist das Problem hinlänglich bekannt, es wurde auch schon im Gemeinderat vorgebracht.
Geändert hat sich dadurch nichts: Die beiden Aufzüge am Bahnhof, die Menschen mit schwerem Gepäck, Kinderwagen oder einer Gehbehinderung zum Gleis 2 bringen, werden in schöner Regelmäßigkeit für die Benutzer zur Falle. Die Türen öffnen sich nicht mehr, den eingeschlossenen Fahrgästen bleibt nur die Möglichkeit, den Notruf-Knopf zu drücken – oder per Handy die Feuerwehr zu rufen.
„Wir können nicht von einer Häufigkeit der Störungen sprechen“, sagt eine Sprecherin der Bahn. Schließlich seien die beiden Aufzüge Tag und Nacht im Einsatz, da seien Störungen normal.
Überhaupt würden die Vorfälle an den Aufzüge aus drei Gründen auftreten: Vandalismus, Fehlbedienung und technische Probleme. Für die Bahn sei dies kein Grund für eine Generalüberholung.
Nächtliche Vandalen, die die Aufzüge mutwillig stoppen? Die Feuerwehr musste in diesem Jahr bisher achtmal ausrücken, um Menschen aus den Bahn-Aufzügen zu befreien. Kein einziger Einsatz war nachts oder auch nur am Abend: Die Einsatzzeiten liegen zwischen 10.20 und 15.52 Uhr. Einmal traf es den Giengener Bernd Nothnick, der mit seiner Frau zusammen Besuch vom Bahnhof abholte: „Unsere Gäste hatten schwere Koffer, deshalb haben wir den Aufzug benutzt“, erinnert er sich. Man stieg ein, die Türen schlossen sich – und gingen nicht mehr auf. „Es war knalleheiß im Aufzug, ich musste auf die Toilette“, erzählt Nothnick.
Besondere Angst habe er um die über 70-jährigen Besucher ausgestanden: „Hinter den Glasfronten wurde es heiß wie im Gewächshaus“, sagt er. Der per Notrufknopf herbeigerufene Dienst kam nach 40 Minuten, konnte allerdings den Aufzug nicht öffnen.
Die Giengener Feuerwehr, die dann alarmiert wurde, sei innerhalb von Minuten da gewesen und habe die Eingeschlossenen befreit. „Von der Bahn ist das eine Unverschämtheit“, so Nothnick.
Für die Giengener Feuerwehr sind die Aufzug-Einsätze bereits Routine: „Wir sind innerhalb von fünf Minuten da und haben einen Schlüssel, mit dem man die Türen entriegeln kann“, berichtet Feuerwehrmann Martin Rösler. Die Kosten werden der Bahn in Rechnung gestellt, der Einsatz der Feuerwehrleute bleibt natürlich trotzdem ein ehrenamtlicher. „Zum Glück passiert das nie nachts“, sagt Rösler.
Der Notruf, den man im Aufzug auslösen kann, geht an die 3-S-Zentrale in Karlsruhe. Die 1996 eingeführten Zentralen – die 3 S stehen für Service, Sicherheit und Sauberkeit – dienen der Bahn unter anderem als Notfallmeldestellen.
Von dort aus, so erklärt es die Sprecherin der Bahn, werden Service-Firmen über das Problem informiert. Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass 30 Minuten nach dem Notruf jemand zu Hilfe kommen muss. Die von der Bahn eingesetzten Servicefirmen schaffen dies oft nicht, berichtet aber die Feuerwehr.