Unser Büchertipp:
Haupt- und Nebenstrecken in Ostwürttemberg
Kalender mit Bilder der Brenztalbahn für das Jahr 2025
Württembergische T. Das Nesthäckchen der Reichsbahn und seine Vorgänger
Eine Dokumentation über die Anfänge des öffentlichen Stadtlinienverkehrs in Stuttgart - 1860 bis 1897
26.09.08 20:33 Uhr Alter: 16 Jahre
Historische Wasserleitung gibt Rätsel auf
Von: Uwe Siedentop / Margot Hurler
Mysteriöser Fund auf dem ehemaligen Güterabfertigungsgelände

Die ominöse Röhre ...

Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofes in Heidenheim wurde bei Bauarbeiten an dem neuen Berufsakademiegebäude eine historische Wasserleitung gefunden, die zu Anfang ein wenig Kopfzerbrechen verursacht hatte: Ist sie aus der Neuzeit oder ist sie eine römische Anlage?

Untersuchungen haben ergeben, dass das Bauwerk mit modernen Mitteln repariert wurde. Interessant auch seine Lage: Ein stetiges Ansteigen in Richtung Lokschuppen ließ eine Verbindung mit den dortigen ehemaligen Bahnanlagen als Wasserver- oder -entsorgung vermuten.

Spannend: Die Röhre verschwindet im Erdreich - und keiner weiß wohin.

Das die Anlage bereits vor dem Bahnbau enstanden sein muß, ergibt die Lage des 1864 erbauten und 1987 abgebrannten Güterschuppens, dessen Reste erst 2005/06 zur Landesgartenschau abgetragen wurden: Er stand direkt über dem heute aufgegrabenen Röhrenwerk.

Auch erklären sich die Reparaturarbeiten an der Röhre: 1960 wurde die Güterabfertigung neu gebaut und es enstand ca. 30 Meter neben der Röhre eine Baugrube, die mit einem modernen Gußrohr verbunden wurde. Das Gußrohr verlief durch die Steinröhre und wurde von den Bauarbeitern mit modernen Mitteln verputzt.

Wird die Lage der Röhre betrachtet, so fällt auf, dass ihr höchster Punkt zur Brenz ausgerichtet ist. In wie weit der alte Arm der Brenz vor 1864 und in römischer Zeit weiter westlich verlaufen ist, läßt sich nur sehr schwer beantworten: Die Arbeiten an der Bahn haben 1864 die Brenz an seine heutige Lage weiter östlich der Stadt versetzt.

Es scheint so, dass an der Stelle zwischen Lokschuppen und Ausgrabungen ein Werk gestanden haben muß, dass die Wasserversorgung des römischen Kastells sicher stellen sollte: Auf dem heutigen Gelände, ca. 1 bis 2 Meter tiefer wurde bereits 2006 der Exerzierplatz des Kastells vermutet und durch Stichgrabungen auch bestätigt. Hier mündeten die Straßen aus Aalen und Oberdorf in das römische Kastell, dessen Eingang einige Meter von der Röhre entfernt in Richtung Süden bzw. Innenstadt zu sehen ist.

So ist es durchaus denkbar, dass dieses Werk, durch verschiedene damals bekannte Techniken, das Wasser aus der Brenz in die Röhre pumpte und durch das Gefälle in ein Behältnis für die Wasserversorgung des Kastells geflossen ist. Evtl. ist die Röhre aber auch unter der Römerstraße hindurch verlegt worden.

Eine eisenbahntechnische Anlage ist es auf keinen Fall: Die Wasseraufbereitungsanlage für das Wasser der Dampfloks wurde direkt aus der Brenz geschöpft und über einen Wasserkranen am Lokschuppen den Dampfloks zugeführt. Überreste wurden direkt wieder in die Brenz geleitet. Eine steinere Röhre zu bauen, um das Wasser von der Brenz in Richtung weg vom Fluß macht also keinen Sinn - Umweltschutz gab es damals noch nicht und wo sollte das anfallende Wasser hingeleitet werden? In den Stadtbach? Der lag aber westlich der Schnaitheimer Straße ... In einen Sickerschacht?

Auch eine Röhre für die bei der Bahn bekannten Seilzüge der Sicherungsanlagen ist nicht denkbar: Diese Art der Signal- und Weichenstellung wurde erst um 1900 auf der Brenzbahn eingeführt. Der Güterschuppen wurde in keinster Weise umgebaut oder Arbeiten in seinem Umfeld durchgeführt, die den Bau der Röhre beinhalteten.

Auch wiederspricht der Baustil der Röhre mit dem von Georg von Morlok geplanten und von Stadtbaumeister Wulz ausgeführten Arbeiten an der Brenzbahn: Sie sind viel filigraner und nutzen das Baumaterial bereits wesentlich effektiver aus.

 

Weitere Bilder zur Röhre.