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22.11.17 22:21 Uhr Alter: 6 Jahre
Bahnhofsgebäude steht zum Verkauf
Von: Joelle Reimer, HZ
Die Deutsche Bahn benötigt künftig den Giengener Bahnhof nicht mehr. Das Empfangsgebäude plus Grundstück soll per Bieterverfahren den Eigentümer wechseln. Im Internet wird das Ganze derzeit für 249 000 Euro angeboten.

Sowohl die Schriftzüge als auch der Kiosk, die Mietwohnungen und die von der Deutschen Bahn angemieteten Räume bleiben nach einem möglichen Verkauf erhalten. Foto: Uwe Siedentop.


Seit dem 15. September steht der Giengener Bahnhof zum Verkauf. Per Bieterverfahren will die Deutsche Bahn das Empfangsgebäude plus Grundstück veräußern, da sie es für ihre eigenen Zwecke nicht mehr benötigt. Foto: Uwe Siedentop.

Zehn Zimmer, 375 Quadratmeter Wohnfläche, 1060 Quadratmeter Grundstücksfläche – bezugsfrei ab sofort. Und das Ganze für einen Kaufpreis in Höhe von 249 000 Euro. Unter Angaben dieser Grunddaten ist derzeit eines von Giengens eindrücklichsten Gebäuden auf einem Online-Immobilienportal zu finden. Die Adresse: Bahnhofstraße 29.

Was jeder kundige Giengener nun sofort weiß und alle anderen mit Hilfe des Navis oder im Internet schnell herausfinden, wird auch von einem Pressesprecher der Deutschen Bahn bestätigt: Es ist der Giengener Bahnhof, der zum Verkauf steht.

Seit ein paar Tagen erst ist die Immobilienanzeige des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem Jahr 1875 online zu finden. „Bisher gab es noch keine Anfragen, aber wir rechnen doch sehr damit“, so der Bahnsprecher. Der Verkauf des Giengener Bahnhofes erfolgt über ein Bieterverfahren, was bedeutet, dass mögliche Interessenten nun erst einmal bis zum 15. Oktober Zeit haben, ein Kaufangebot abzugeben.

„Unsere Erfahrung zeigt, dass so etwas immer seine Zeit dauert. Das ist ja im Prinzip wie bei einem normalen Hauskauf: Beide Seiten haben ihre Preisvorstellungen, dann wollen sich die Interessenten die Immobilie logischerweise erst einmal anschauen, dann muss geklärt werden, wie die Bausubstanz ist und ob und was renoviert werden muss – also noch eine ganze Reihe an offenen Fragen“, heißt es seitens der Bahn.

Gebäude für die Bahn überflüssig Doch wie kommt es überhaupt zu diesem Schritt? Letztlich gibt es hierfür nur einen Grund: Die Bahn braucht das Gebäude nicht mehr.

„Das ganze Bild eines Bahnhofes und alles darum herum hat sich verändert. Ein solch großes Empfangsgebäude brauchen wir für unsere ureigenen Bahnzwecke nicht mehr“, erklärt der Pressesprecher.

Wo das Gebäude früher noch ein richtiges Reisezentrum mit Fahrkartenausgabe, Beratung oder gar Paketversand war, ist das heutzutage längst überholt. „Dieses System hat sich auf der Schiene einfach nicht mehr getragen. Hierfür gibt es nun Paketdienste auf der Straße, es gibt Lkws, es gibt Lieferwagen.

Und Fahrkarten bekommt heutzutage jeder im Internet oder an den Automaten“, sagt der Bahnsprecher.

In Giengen seien außerdem mehrheitlich Pendler mit dem Zug unterwegs – und diese bekämen ihre Jahreskarten sowieso per Post zugeschickt. Fazit: Die Räumlichkeiten sind überflüssig.

Einige Räume bleiben erhalten Der einzig logische Schritt ist also der Verkauf. Doch auf den 1060 Quadratmetern Grundstücksfläche steht nicht nur das Bahnhofsgebäude selbst, sondern etwas weiter südlich davon beispielsweise auch der Kiosk „Alte Lok“. „Dieses Nebengebäude ist ein mietereigener Aufbau, der nicht zum Kaufgegenstand gehört und erhalten bleiben muss. Das wird dann vertraglich geregelt“, heißt es von Seiten der Bahn. Ebenfalls unberührt von einem möglichen Verkauf bleibt das Bahnhofsvordach und die nötigen Beschilderungen und Hinweise, die zum Bahnhof gehören.

Im Empfangsgebäude selbst gibt es im Erdgeschoss zwei Räume, die von der DB Cargo AG mit 79 Quadratmetern und von der DB Netz AG mit 15 Quadratmetern angemietet werden. „Diese Technik- und Aufenthaltsräume müssen natürlich auch erhalten bleiben. Und im Dachgeschoss sind zwei Wohnungen vermietet, die ebenfalls bleiben würden. Da müsste der Käufer dann in den Mietvertrag eintreten“, sagt der Sprecher.

Im Obergeschoss gibt es rund 190 Quadratmeter Nutzfläche. Ehemalige Bürofläche, die auf verschiedenste Art und Weise nutzbar wäre – sei es für Büros, als Wohnfläche oder als Praxis.

„Fläche gibt es genug, gewisse Investitionen und Renovierungen, gerade im Sanitär- und Heizungsbereich, stehen aber auch an. Da müssen die Kaufinteressenten abwägen.

Und wir seitens der Bahn schauen jetzt einfach mal, wie sich die Interessenslage entwickelt“, so der Sprecher. Findet sich bis zum 15. Oktober kein Bieter, kann diese Frist weiter verlängert werden – genauso wie die Bahn das Angebot aber auch nochmal zurückstellen kann, wenn sie sich mit möglichen Interessenten nicht einig wird.

Giengen wird als letztes verkauft Der Giengener Bahnhof jedenfalls ist der letzte im Kreis Heidenheim, der nun zum Verkauf ansteht, fast alle anderen sind schon verkauft – mit Ausnahme des Heidenheimer Bahnhofs. „Der ist und bleibt in unserem Besitz“, sagt der Bahnsprecher.