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Voith-Lokwerk in Kiel vor Verkauf - Der Lokomotivenbau ist nicht zur Zugnummer geworden
Von: Erwin Bachmann, HZ
Schon vor einem Jahr hat der Voith-Konzern Überlegungen bestätigt, sich von dem Kieler Lokomotiven-Werk zu trennen. Jetzt mehren sich Anzeichen, dass die seit längerem währenden Verkaufsbemühungen in eine heiße Phase gehen.

Voith-Werk in Kiel: Der Heidenheimer Maschinenbaukonzern verabschiedet sich von der Lokomotivenfertigung, gibt den norddeutschen Standort auf. Foto: Frank Behling

Glaubt man den vor Ort recherchierenden „Kieler Nachrichten“, steht eine Entscheidung kurz zuvor. Dies macht man am Interesse einer Investorengruppe um die Herzwert Beteiligungen GmbH fest. Dieser in Starnberg sitzende Finanzinvestor, der sich unternehmerisch an mittelständischen Firmen beteiligt, soll ein verbindliches Angebot zur Übernahme abgegeben und ein Konzept zur Weiterentwicklung des Lokbaus in Kiel vorgelegt haben. Dazu zählen offenbar Investitionen in neue Technologien und neue Produkte.

Im Hause Herzwert will man sich zu diesen Hinweisen nicht äußern. Auch in der Heidenheimer Voith-Zentrale gibt man sich eher zurückhaltend. Nach Angaben von Voith-KommunikationsChef Lars A. Rosumek gibt es zwar Kaufinteressenten, doch hat der Anlagenbauer bis jetzt noch kein Angebot mit einem „hinreichend überzeugenden Konzept für die Fortführung des Standortes“ auf dem Tisch liegen.

Voith sucht nach eigenen Angaben nach einem Käufer, der bereits in der Bahnindustrie tätig ist.

Ein solches Unternehmen sei tendenziell eher in der Lage, den Standort in Kiel zu erhalten und weiterzuführen. „Wir sehen eine Verantwortung für die knapp 300 Mitarbeiter in Kiel,“ so Rosumek.

Deshalb setze Voith weiter auf Verhandlungen, wobei im Moment noch offen sei, wann sich die Zukunft des Werkes entscheide.

Währenddessen stützt man sich in Kiel auf Hinweise aus Wirtschafts- und Politikkreisen, wonach offenbar auch eine Schließung des Werkes nicht vom Tisch ist und auch die Landesregierung von Schleswig-Holstein seit Wochen „mit großer Sorge“ an einer positiven Lösung arbeitet. Hinweise, wonach am heutigen Donnerstag in Heidenheim auf einer Sitzung des Gesellschafterausschusses eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft der Voith Turbo Lokomotiventechnik GmbH fallen soll, werden am Stammsitz des Konzerns nicht bestätigt. Statt dessen: Man spreche weiter mit potenziell passenden Partnern.

Dass die noch vor Jahren als Zugpferde gehandelten VoithLoks mit so klingenden Namen wie „Maxima“ und „Gravita“ nunmehr so oder so aufs Abstellgleis des Maschinenbaukonzerns geraten, hat nach Voith-Interpretation mit dem schlechten Umfeld der Güterverkehrsindustrie zu tun.

Der am Nord-Ostsee-Kanal liegende Standort habe seit längerem keine nennenswerten Auftragseingang erhalten. Derzeit wird nur noch ein Großauftrag der Deutschen Bahn abgearbeitet, die vor fünf Jahren 130 Rangierloks bei Voith bestellt hatte.

Auswirkungen auf den Standort Heidenheim sind nach einer Ausgliederung Kiels aus dem weitläufigen Voith-Konzerngeflecht nicht zu erwarten. Voith will nur den Bau der selbst entwickelten Lokomotiven in andere Hände geben, sich aber nicht von der Zulieferung seiner Schienentechnik verabschieden. Heidenheim liefert weiter Schlüsselkomponenten für Dieselloks.