Unser Büchertipp:
1919 bis 2019
Die Schmalspurbahn Marbach–Beilstein–Heilbronn
Kalender mit Bilder der Brenztalbahn für das Jahr 2024
Die schöne Württembergerin und ihre Vorgänger
150 Jahre Eisenbahngeschichte
Eine Dokumentation über die Anfänge des öffentlichen Stadtlinienverkehrs in Stuttgart - 1860 bis 1897
20.06.13 15:19 Uhr Alter: 11 Jahre
Im Halbstundentakt nach Ulm fahren Dirk Seidemann stellt dem Gemeinderat eine Studie zur Brenzbahn vor – Lebhafte Diskussion am Ratstisch
Von: Klaus-Dieter Kirschner HZ
SONTHEIM/BRENZ. Wie viel zusätzliche Züge verträgt die Brenzbahn? Kann die S-Bahn von Langenau bis Sontheim verlängert werden? Solche und andere Fragen beschäftigten am Dienstagabend den Gemeinderat. Dort hatte Dirk Seidemann, stellvertretender Verbandsdirektor in der Region, eine Studie zur Brenzbahn vorgestellt.

Die Schranken am Bahnübergang Bergstraße in Sontheim sind oft geschlossen: Als das Bild aufgenommen wurde, passierte am späten Vormittag ein aus Richtung Ulm kommender, vierteiliger Schienenbus diesen Bahnübergang. Foto: Klaus-Dieter Kirschner

„Der Schienenverkehr zwischen Ulm und Aalen gilt in BadenWürttemberg als Erfolgsmodell.

Die Züge sind sehr gut ausgelastet“, sagte zu Anfang seines 20 Minuten dauernden Vortrags der stellvertretende Direktor des Regionalverbands Ostwürttemberg, Dirk Seidemann, in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am Dienstagabend. Allein in den Jahren 2008 bis 2011 stieg die Zahl der Passagiere um zehn Prozent: „Die Züge in der Region sind Bestandteil unserer Mobilität. Nach einer Untersuchung der Uni Stuttgart hat die Brenzbahn ein hohes Ausbaupotenzial.“ Und das sind die Vorschläge: • Züge im Halbstundentakt in der Region nach Ulm bzw. Stuttgart; • weitere Haltepunkte für die Regio-S-Bahn; • klare Taktzeiten; • Durchgängigkeit aller Züge.

Noch nicht entschieden, weil noch viel Diskussionsbedarf besteht, ist die Frage: Gibt es einen Halt des Interregio-Express in Niederstotzingen oder in Sontheim? Hier geht es um einen teilweise zweigleisigen Ausbau der Brenzbahn und um die Frage, wo fahrplantechnisch dieser Halt erfolgen soll, sagte Seidemann.

Die Regionalbahn, die bis dato von Ulm kommt und in Langenau endet, sollte bis Sontheim verlängert werden. Bei 25 Minuten Fahrzeit wäre es eine tolle Sache, könnte man in der Hauptverkehrszeit diese Zugverbindung nach Ulm zweimal in der Stunde nützen können. Die Studie regt überdies an, den Güterverkehr nicht mehr im Drei-, sondern im Zweistundentakt auf der Brenzbahn rollen zu lassen.

Für den zweigleisigen Ausbau ist aktuell der fünf Kilometer lange Abschnitt Langenau – Rammingen im Gespräch sowie ein 1,3 Kilometer langes Stück zwischen Sontheim und Bergenweiler. Eine Verlegung des Haltepunkts Bergenweiler weg vom jetzigen Standort nahe an den Bahnübergang beim Bolzplatz ist vorgeschlagen. Seidemann bezifferte die Baukosten für eine Modernisierung der Brenzbahn auf bis zu 26 Millionen Euro. Die Fahrgastzahlen würden danach auf der Brenzbahn um 40 Prozent, auf der Strecke von Ulm nach Stuttgart um 45 Prozent zunehmen.

Letzteres, wenn die Neubaustrecke nach Stuttgart gebaut und durch Züge benutzt werden kann.

„Wir wollen das“, fasste Dirk Seidemann seinen Vortrag zusammen und versicherte, dass hier im engen Schulterschluss von Ostwürttemberg mit der Nachbarregion Donau-Iller und den Landkreisen Heidenheim, Alb-Donau, Neu-Ulm und Ostalb sowie der Region Donau-Iller verhandelt würde.

Bürgermeister Matthias Kraut eröffnete die Diskussion mit dem Bekenntnis: „Wir wollen eine bessere Brenzbahn und auch eine Verlängerung der Züge von Langenau bis Sontheim.“ Er wünschte sich eine gründliche Untersuchung, ob eine Zweigleisigkeit nach Bergenweiler wirklich sinnvoll sei und plädierte für den IREHalt in Sontheim.

„Die Wichtigkeit des Ausbaues ist unstrittig. Aber sehr wohl muss gefragt werden, wovon profitieren wir in Sontheim wirklich?“ fragte FWV-Fraktionschef Jonas Pürckhauer. Die Verlängerung der S-Bahn über Langenau nach Sontheim könne ohne zweigleisigen Ausbau Wirklichkeit werden.

Der einzige Vorteil der (vorgestellten) Konzeption wäre, dass es mehr Halte in Bergenweiler gebe.

Im Übrigen seien in Sontheim wegen der bayerischen Nachbarschaft mehr Passagiere auf den Interregio-Express zu bringen als bei einem Zughalt in Niederstotzingen.

Dirk Seidemann macht auch deutlich, dass die Detailuntersuchungen der vorgestellten Studie noch nicht vorlägen. Das gelte für Bergenweiler wie für einen IREHalt.

Wenn auf der Brenzbahn mehr Züge rollen, bleiben auch die Bahnübergänge länger geschlossen. SPD-Fraktionschef Reiner Lindenmayer beschäftigt dies.

Die Bahnübergänge in Niederstotzingen und Sontheim würden sicher zum Thema, wenn es an die Planungen über die Verbesserungen auf der Brenzbahn gehe, antwortete Seidemann. CDUFraktionschef Bernd Moser schien nicht zufrieden. Er mahnte, die Dauer der Schließung der Bahnübergänge genau zu betrachten und beizeiten das Thema Unterführung zu bewegen.

Klaus Nicoletti (FWV) hakte bei einem anderen Thema nach: „Wir haben heute viel über die Vertaktung des Schienenverkehrs nach Ulm gehört. Wie sieht das in Richtung Heidenheim aus?“ Dirk Seidemann antwortete ausweichend. Im Falle Bergenweiler würde der Haltepunkt in Zukunft stündlich bedient. Im Übrigen biete der Fahrplan jetzt schon Optionen für einen besseren Taktverkehr.