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30.10.09 17:56 Uhr Alter: 14 Jahre
"Die Weichen auf Zukunft stellen" - Studie zum Schienengüterverkehr in Baden-Württemberg im Jahr 2025
Von: Kienzler
Dem Schienengüterverkehr kommt in der deutschen Verkehrspolitik eine besondere Rolle zu - insbesondere was die Bewältigung der für die nächsten Jahre und Jahrzehnte prognostizierten Zuwächse im Transportaufkommen anbelangt. Allerdings stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, ob die verschiedenen Akteure dies auf der heute bzw. in Zukunft vorhandenen Infrastruktur überhaupt "abfahren" können.

Die IHK Region Stuttgart hat die Leistungsfähigkeit des baden-württembergischen Schienennetzes mit dem Zeithorizont 2025 untersuchen lassen. Der Kern der Studie dreht sich um drei Szenarien:

 

  • Szenario 1: Was passiert, wenn nichts passiert?
    Hier trifft der für 2025 zu erwartende Schienengüterverkehr auf ein Schienenetz, das dem gegenwärtigen Ausbauszustand entspricht - bei dem also keinerlei Aus- und Neubauvorhaben umgesetzt wurden. Das Ergebnis ist eine nahezu vollständige Überlastung des Netzes mit der Folge, dass der Schienengüterverkehr nicht mehr wettbewerbsfähig ist und somit eine massive (Rück-) Verlagerung von Verkehren auf die Straße stattfindet.

  • Szenario 2: Alle geplanten Investitionen ins Netz sind realisiert
    Sind alle aus heutiger Sicht geplanten oder planfestgestellten Maßnahmen realisiert, ist eine weitgehende Entspannung der Situation in Aussicht. Allerdings sind vor allem die neuralgischen Knoten und Strecken wie der Oberrhein zwischen Basel und Mannheim oder kurze Abschnitte der Gäubahn weiterhin nah am Limit ihrer Leistungsfähigkeit.

  • Szenario 3: Alle geplanten Investitionen ins Netz sind realisiert und zusätzlich werden durch technische und organsiatorische Verbesserungen die Kapazitäten um 20 Prozent gesteigert
    Erst wenn durch Maßnahmen wie das European Train Control System (ETCS) oder das European Rail Traffic Management System (ERTMS) weitere Kapazitätssteigerungen von rund 20 Prozent realisiert sind, ist das baden-württembergische Schiennetz praktisch engpassfrei. Dabei ist einschränkend anzumerken, dass hinter der Realisierung der genannten Systeme bis 2025 noch viele Fragezeichen stehen und auch trotz dieser Kapazitätssteigerung einzelne Abschnitte, beispielsweise um Freiburg, weiterhin an der Grenze zur Vollauslastung operieren.

 

Die IHK Region Stuttgart fordert von der Politik, die geplanten Vorhaben zum Ausbau der Schienenwege unverzüglich anzugehen. Jede auch nur kleine Verzögerung verschiebt die Realität in Richtung Szenario 1 - zumal die Realisierungszeiträume eher in Jahrzehnten denn in Jahren liegen.

 

Darüber hinaus muss festgehalten werden, dass Kirchturmdenken beim Schienennetz nicht zum Erfolg führen kann. Da auf der Schiene beispielsweise im Vergleich zur Straße nahezu keine (feinräumigen) Ausweichmöglichkeiten bestehen, muss das Netz auf allen Strecken und in allen Knoten einwandfrei funktionieren. Deshalb setzt sich die IHK Region Stuttgart nicht nur für Projekte vor der Haustüre wie Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen - Ulm ein, sondern unterstützt und fordert den Ausbau des Netzes in ganz Baden-Württemberg.

 

Die Studie kann bei der IHK-Stuttgart kostenlos bestellt werden.

 

Stand: Juli 2009