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15.09.07 07:57 Uhr Alter: 17 Jahre
Ein kleines Museum als Brücke zur Vergangenheit
Jürgen Benz als Vollblut-Eisenbahner ist ein Patenonkel auf Zeit

Damit die Geschichte des Bahnhofs Sontheim als Knotenpunkt und die Historie der Brenzbahn nicht in Vergessenheit gerät, hat der Sontheimer Jürgen Benz (rechts) eine große Sammelleidenschaft entwickelt. Er zeigt auf den Plan des Bahnhofsareal Sontheim. In der Hoch-Zeit des Bahnverkehrs waren vom 1911 errichteten Stellwerk aus 15 Weichen und eine Vielzahl von Signalen zu bedienen. Foto: kdk

SONTHEIM/BRENZ. Bis für diesen schönen Sontheimer Bahnhof ein neuer Besitzer gefunden ist, ist Jürgen Benz ein Patenonkel auf Zeit. Der Vollblut-Eisenbahner sorgt rund um die Bahnstation nicht bloß mit Besen und Schaufel für Ordnung.

Am liebsten würde Jürgen Benz ja seinen früheren Arbeitsplatz kaufen und selber darin wohnen! „Ich hab' aber schon ein Haus“, sagt er. Im vormaligen Wartesaal des Sontheimer Bahnhofs, der offiziell „Sontheim und Brenz“ im Schilde führt, wird aus Anlass der Einweihung der modernisierten Brenzbahn ein kleines Museum eingerichtet. Für das opfert Benz aktuell seine Freizeit, denn im Hauptberuf ist er im Schichtdienst des Elektronischen Stellwerks in Heidenheim anzutreffen.

Der Sontheimer Bahnhof ist ein Schmuckstück und in einem Top-Pflegezustand. Dies kann man von der Bahnstation Niederstotzingen nicht behaupten. Dort täte wirklich eine Renovation Not, sagt Benz und ordnet in seinem Museum für den heutigen Samstag weitere Exponate. Es ist lange her, dass in Sontheim und Brenz noch Güter auf die Schiene oder von Güterwaggons auf die Straße umgeladen wurden. Bis zu 15 Weichen umfassende das Bahnhofsareal; dazu gehörte auch ein großer Güterschuppen und ein besonderes Gebäude mit dickem Wassertank. Aus ihm wurden die Wasservorräte der „durstigen“ Dampflokomotiven ergänzt.Ein Königreich für ein Foto: Es gibt von diesem erhöht positioniert gewesenen Gebäude, das vor Jahrzehnten abgebrochen wurde, kein Foto. Jürgen Benz hofft, dass vielleicht doch noch irgendwo in Sontheim solche Bilder in irgendwelchen Alben oder Fotokisten liegen. Der eine oder andere Eisenbahner oder dessen Nachfahren müssten doch so etwas noch haben! Jürgen Benz könnte es zur Reproduktion übergehend gebrauchen.Von 1911 bis 1956 war Sontheim Knotenpunkt zweier Bahnlinien. Der „Gähsmetzger“ hieß jene Bahn, die Sontheim mit dem bayrischen Gundelfingen verband und 1956 stillgelegt wurde. Aus der Strecke hätte etwas werden können, wenn vor Jahrzehnten die Brenzbahn eine andere Bedeutung bekommen hätte.Das kleine aber feine Museum hat zahlreiche Ausstellungsstücke zu bieten: den „Gähsmetzger“ als Modell, dazu Signal- oder andere Laternen und jede Menge Fotos. Wer am heutigen Samstag beim Strecken-Einweihungsfest nach Sontheim kommt, sollte sich einiges an Zeit zum Anschauen nehmen. Dieses Museum schlägt die Brücke vom Heute in die Historie, zeigt, wie die Altvorderen reisten oder auch die wichtige Rolle der Eisenbahn in einer Zeit, als Autos noch nicht so zahlreich waren wie heute. Jürgen Benz hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass vielleicht irgendwo doch noch auf einem Speicher ein Zuglaufschild eben dieser Bahn auftaucht. Das wäre das i-Tipfelchen dieses Museums. Schließlich hofft der Vollblut-Eisenbahner, dass sein Museum im Bahnhof bleiben kann.Am heutigen Samstag hat es jedenfalls von 10 bis 19 Uhr offen. Bis dahin aber hat Jürgen Benz mit dem Aufbau der Ausstellung noch unheimlich viel zu tun.