Seine geologische Entstehung und Lage
Viele Veröffentlichungen über den geologischen Aufbau des Brenztales bzw. der Ostalb erlauben einen genauen Einblick in die Entstehungsgeschichte dieser Landschaft. Ein grober Überblick über die großen Ereignisse der Entstehung, von Gestein und der Lage des Brenztales sollen der Verkehrsentwicklung vorausgeschickt werden, um die Situation verständlich zu machen, der der Kreis Heidenheim heute noch gegenüber steht.
Dieses Gebiet, die Ostalb, befindet sich im Osten von Baden-Württemberg, an der Grenze zu Bayern, ist der östliche Teil der Schwäbischen Alb und etwa 100 km von Stuttgart und Augsburg entfernt. Es ist im Norden durch den steil abfallenden Albrand und im Süden durch die Niederungen der Donau, das Donauried, begrenzt. Der weithin das Landschaftsbild bestimmende obere weiße Jura bildet eine leicht nach Südosten zur Donauniederung geneigte Hochfläche. Am nördlichen Albrand bei Aalen beträgt die Höhe etwa 715 m ü.N.N. Der weitaus größte Teil der Landschaft befindet sich auf der Höhe von 500-650 m und fällt zur Donau hin auf etwa 450-480 m ab. In diese Landschaft gebettet befindet sich, getrennt durch die europäische Wasserscheide, das Brenz- und obere Kochertal.
Der heutige Kocher, der das Tal bis Aalen von der Ur-Brenz übernommen hat, besitzt zwei etwa gleichgroße Quellen. Die eine entspringt als Schwarzer Kocher bei Oberkochen und fließt in dem etwas enger und steilwandiger werdenden Tal bis Unterkochen und vereinigt sich dort mit dem nicht weit davon entfernt entspringenden Weißen Kocher. Kurz nach Unterkochen verlässt er die Alb, um auf einem längeren Weg als die Brenz zur Donau zum Neckar zu fließen.
Die Brenz pendelt in ihrem gefällarmen Tal immer ufervoll in vielen Wiesenschlingen oder Mäandern durch die heutige, leicht sumpfige Talsohle. Sie entspringt im Brenztopf in Königsbronn, um nach kurzem Wege mit Pfeffer, Ziegel- und Leerausbach zusammenzufließen. In ihrem Lauf durch den Albkörper wird die Brenz wiederholt von Felsvorsprüngen und Schuttkegeln gestaut und eingeengt. Ein ständiger Wechsel zwischen engen und weiten Abschnitten geben dem Tal einen besonderen Charakter, und wer aus dem Kochertal mit seiner gleichförmigen Gestaltung in den Brenzraum kommt, dem fällt die Weitung des Tales bei Königsbronn und Itzelberg auf, gekrönt von Frauen-, Herren- und Herwartstein.
In Itzelberg wird die Brenz zu einem See gestaut, dem Itzelberger See. Vor Aufhausen stellt sich die Siebenfußhalde in den Weg, ein werdender Umlaufberg, an dessen vorderem Teil, dem Brünnleskopf, sieben kleine Karstquellen entspringen. Vor Heidenheim fließt sie durch die Seewiesen; in der Stadt selbst wird das Tal von Schmitten-, Ottilien-, Siechen-, Schloß- und Totenberg umsäumt. Von Westen mündet das Stubental in das Brenztal ein. Die kristallklare Brunnenmühlquelle, 484m ü. N.N., entspringt zwischen Heidenheim und Mergelstetten in einem unmittelbar an der Brenz gelegenen Quelltopf, und gegenüber, an der östlichen Talwand, die Goldquelle. Nach dem Durchfließen der weiten Ebene bei Bolheim durchbricht die Brenz in einer langen Schlinge, dem Eselsburger Tal, das harte Weißjura-Epsilon-Gestein und umfließt mit einer 180 Grad-Kehre den Buigen. In Herbrechtingen macht sie dann einen rechtwinkligen Knick und fließt am Eifeld bei Bernau vorbei. Das Eifeld ist ein Umlaufberg der Ur-Brenz und befindet sich in einer größeren Bucht, einem Mäander der Ur-Brenz. Bei Giengen wurde die Brenz weitgehend korrigiert und umläuft, in einem engen Tal bei Gerschweiler, den Benzenberg. Nach Hermaringen trifft die Hürbe auf die Brenz; das Tal wird merklich breiter. Der Höhenunterschied zur Hochfläche beträgt hier noch etwa 50 60 m. Hinter Sontheim und Brenz verläßt die Brenz den Kreis Heidenheim und die Alb und tritt auf bayrischem Gebiet in das Donauried ein. Über Bächingen und Gundelfingen fließt die Brenz nach 56,4 km in die Donau.
Früher floß die Brenz auf der jetzigen Hochfläche der Alb. Im Lauf der Jahrmillionen hat sie sich in vielen Mäandern in den Albkörper eingeschnitten und das heutige Tal geformt. Mit zunehmender Eintiefung des Flusses wurden die Mäander abgeschnitten, wodurch der Flußlauf auf natürliche Weise begradigt wurde. Bei der ersten Anlage des Tales haben schon vorhandene Höhen, vor allem aber die Widerstandsfähigkeit des Gesteins gegenüber der Erosion, eine wichtige Rolle gespielt. Der Wechsel zwischen geschichteter und massiger Fazies wirkten sich aus, was aus den vielen Umlaufbergen ersichtlich ist. Diese Gesteinsunterschiede sind beim heutigen Talverlauf deutlich zu erkennen. Wo Massenkalk ist, blieben das Tal eng und die Hänge steil; im Bereich der geschichteten Kalksteine und der Zementmergel dagegen weitet sich das Tal; die Hänge sind flacher. Im Lonetal ist dieser Wechsel der Landschaft besonders deutlich zu sehen.
Die westlich und östlich des Tales befindliche Landschaft, die Albhochfläche, wird durch Albuch und Heidenheimer Alb auf der westlichen und Härtsfeld mit anschließendem Nördlinger Ries auf der östlichen Seite gebildet. Albuch und Heidenheimer Alb sind getrennt durch das Stubental mit dem Steinheimer Becken, während das Härtsfeld eine geschlossene Einheit darstellt.
Die westlich und östlich des Tales befindliche Landschaft, die Albhochfläche, wird durch Albuch und Heidenheimer Alb auf der westlichen und Härtsfeld mit anschließendem Nördlinger Ries auf der östlichen Seite gebildet. Albuch und Heidenheimer Alb sind getrennt durch das Stubental mit dem Steinheimer Becken, während das Härtsfeld eine geschlossene Einheit darstellt.
Der Albuch ist die weithin flachwellige Hochalb, bei Gnannenweiler 699m hoch. Sie geht nach Süden in die schwach herausmodellierte Landschaft um Böhmenkirch und die bewegte Kuppen- und Bühllandschaft um Söhnstetten in das Stubental über. Seine Oberfläche besteht aus kalkarmen, kalten Lehmböden und dient, mit Ausnahme der mageren, vielfach ganz sterilen und öden Süd- und Südwesthänge, der Waldwirtschaft. Der Albuch ist das größte geschlossene Waldgebiet der Schwäbischen Alb. Hier befindet sich auch das international bekannte Steinheimer Becken, das 80m tiefer als die Hochfläche liegt. Sein Durchmesser beträgt etwa 2,5-4km, und in seinem Zentrum erheben sich der Klosterberg sowie der Steinhirt. Der Boden des Beckengrundes, Lehm vermengt mit kalkreichen tertiären Ablagerungen, dient wegen seiner Fruchtbarkeit ausschließlich der Landwirtschaft.
Die sich südlich des Stubentales anschließende Heidenheimer Alb teilt sich in den nördlich der Klifflinie höher gelegenen und reicher bewegten Nordteil um Gerstetten einerseits und die tiefer gelegene, fast ebene, baumarme Niedere Alb im Süden andererseits. Dieser Teil der Alb ist, mit Ausnahme des schmalen Waldsaumes entlang des Hungerbrunnentales, ein geschlossenes, fruchtbares Ackerland. Tertiäre Ablagerungen des Molassemeeres, mit jurasischer Verwitterung gemengt, ergeben einen lehmhaltigen, sehr fruchtbaren Boden.
Ostwärts von Brenz und Kocher befindet sich das Härtsfeld. Es zieht sich bis nach Nördlingen hin. Seine flache, hochgelegene alttertiäre Landschaft um Ebnat und Nietheim geht südwärts in eine von zahlreichen Trockentälern durchfurchte, flachwellige Kuppen- und Schüssellandschaft über. Das ganze Gebiet ist von einem fast geschlossenen Waldkranz umgeben, so daß die Siedlungen mit ihrer Ackerflur als Inseln im Waldgebiet erscheinen.
Südlich der Ostalb, am Fuße von Härtsfeld und Heidenheimer Alb, befindet sich das Donauried. Es erstreckt sich von Donauwörth über Dillingen und Günzburg nach Ulm. Seine weite Ebene ist sehr fruchtbar und wird von der Landwirtschaft intensiv bearbeitet. Ferner werden die Donausande und -gerölle für die Bauindustrie genutzt.
In der Entstehungsgeschichte dieses Landstriches, viele Jahrmillionen vor unserer heutigen Zeitrechnung, gab es ? bedingt durch klimatische Einflüße oder Bewegungen der Erdkruste ? Phasen, in denen aufgeschottert wurde und Terrassen entstanden, sowie Phasen, in denen abgetragen wurde. So finden sich entlang dem Brenztal auf Höhen und Hängen Reste alter Flußablagerungen, die überwiegend aus Quarzsand bestehen. Die Brenz muß aus dem damals höhergelegenen Albvorland gekommen sein. Die am höchsten gelegenen Sande und Gerölle liegen auf einer Höhe von 624 635m ü.N.N. Wird von diesen Höhen ausgegangen, dann muß das Einzugsgebiet bis in die Gegend von Schwäbisch Hall gereicht haben. Es wird angenommen, daß Ur-Brenz, Ur-Kocher und Ur-Jagst sich zu einem großen Fluß vereinigt haben, der über Lauchheim zur Ur-Eger floß. Diese mündete nach Vereinigung mit der Ur-Wörnitz in die obere Süßwassermolasse ein.
Die obere Süßwassermolasse hatte weite Teile der Alboberfläche bedeckt, ihre Klifflinie lief zwischen Bolheim und Herbrechtingen quer durch das heutige Brenztal über die gesamte Alb; angeschwemmte Kalke und Sande lagerten sich ab. Durch eine Hebung im Bereich der Alb setzte eine kräftige Erosion ein; die Ur-Egau bildete ihr Flußnetz. Sie räumte in ihrem Einzugsgebiet nicht nur tertiäre Ablagerungen, sondern auch die Juragesteine kräftig aus. Auch westlich des heutigen Brenztales waren kleinere Flußsysteme entwickelt, die sich bis ins Niveau der Klifflinie eingeschnitten hatten.
Der Einschlag des Meteorits in das heutige Nördlinger Ries veränderte die Landschaft vollkommen. Auswurfmassen, Grieß und bunte Brekzie deckten nicht nur das Ur-Egertal bei Lauchheim zu, sondern umgaben das ganze Ries als breiten Wall. So gab es für die Flüsse zuerst keinen Weg, diese Barriere zu durchbrechen. Sie stauten sich im Albvorland vor den Auswurfmassen des Rieses zu großen Seen. In diese luden die Flüsse die mitgeführten Gerölle ab und schotterten so die Seen allmählich auf. Dieser Zustand blieb sicher über einen längeren Zeitraum erhalten, da die Flüsse im miozänen Klima mit ausgeprägten Trockenzeiten nur periodisch Wasser führten. Die Seen waren also Endseen, die während der Trockenzeiten weitgehend oder ganz austrockneten. Die Ablagerungen der oberen Süßwassermolasse wurden überwiegend, die Riesauswurfmassen zu einem großen Teil durch Erosion entfernt.
Durch die Rieskatastrophe wurden auch das Egautal und seine Seitentäler mit Auswurfmassen plombiert. Es entstand eine ähnliche Situation wie bei der Ur-Eger, nur daß das Einzugsgebiet hier viel kleiner war. Hatten wir noch kurz vor dem Riesereignis eine Erosionsphase, so senkte sich durch erneute Krustenbewegungen, die etwa zur Zeit des Einschlages begannen, die Ostalb abermals. Die obere Süßwassermolasse überdeckte allmählich fast die ganze dortige Alboberfläche, im Bereich nördlich des Rieses sogar Teile des Vorlandes.
Auf die langsame Senkung der Alb folgte wieder eine Hebung, die bis im Pleistozän andauerte. Erst von diesem Zeitpunkt an, vor etwa zehn Millionen Jahren, konnte sich Ur-Kocher und Ur-Jagst mit ihren Nebenflüssen einen neuen Weg nach Süden zur Ur-Donau suchen: die Ur-Brenz entstand. Aus den schon erwähnten Sandablagerungen auf Höhen rechts und links des heutigen Brenztales kann geschlossen werden, daß die Ur-Brenz stellenweise auf einem bis zu sechs Kilometer breiten Bereich pendelte, bis eine stärkere Heraushebung der Alb die Erosion so verstärkte, daß sich die Ur-Brenz in die Kalke des weißen Jura einschneiden konnte.
Im Altpleistozän endete die Teileintiefung der Brenz. Ein Teil des oberen Einzugsgebietes war wohl schon in der Mindeleiszeit vom rheinischen Flußsystem, vom Neckar und seinen Zubringern, angezapft worden. Große Sandmassen wurden vor der Traufbucht bei Aalen als oberste Goldshöfer Sande abgelagert, weil die verringerten Wassermassen nicht mehr alles anfallende Material durch das Brenztal abtransportieren konnten. Vielleicht schon in der Mindel-Riß-Zwischeneiszeit, sicher aber am Beginn der Rißeiszeit, wurden Kocher und Jagst vollends zum Neckar umgelenkt. Beim Seegartenhof, zwischen Königsbronn und Oberkochen, liegt heute die Wasserscheide von Brenz und Kocher in einer Höhe von 508m ü.N.N. Bohrungen ergaben, daß hier die ehemalige Fluß- und Talsohle bei 458m ü.N.N. liegt. Nördlich von Oberkochen haben wir es deshalb mit einem geköpften, im Bereich der Wasserscheide mit einem verschütteten Brenztal zu tun. In den letzten beiden Eiszeiten wurden das Tal an dieser Stelle 50m hochaufgefüllt, weil das fehlende Wasser die anfallenden Schuttmassen nicht mehr abtransportieren konnte. Erst durch den starken Zufluß von Brenztopf und Pfeffer führt das Brenztal ab Königsbronn wieder Wasser. Andere starke Karstwasserzutritte wie Siebenfußhalde und Brunnenmühlquelle erhöhten die Wasserführung so stark, daß der größte Teil des in den Eiszeiten angefallenen Gesteinsschuttes laufend abtransportiert werden konnte, weshalb die Talfüllung nach Süden in ihrer Mächtigkeit allmählich abnimmt und bei Sontheim an der Brenz nur noch sieben Meter beträgt.