Mit dem Ausbau der Brenzbahn soll der Halbstundentakt realisiert werden. Alle 30 Minuten wird dann die Regionalbahn zwischen Ulm und Aalen pendeln. Zudem würde der schnelle Interregio im Stundentakt statt wie bisher alle zwei Stunden verkehren. Doch es gibt noch eine weitere S-Bahn-Linie. Diese allerdings wird nach den aktuellen Planungen nur zwischen Ulm und Sontheim (bisher bis Langenau) sowie zwischen Heidenheim und Aalen im Halbstundentakt verkehren. Könnte man diese beiden Linien verbinden, sodass diese Züge ebenfalls durchgehend zwischen Ulm und Aalen unterwegs sind? Einen entsprechenden Antrag, dies zu prüfen, hatte die Freie-Wähler-Fraktion im Kreistag gestellt.
243 Millionen Euro teurer
Was wäre der Vorteil? Bahnreisende in Heidenheim und Giengen hätten dann drei Möglichkeiten pro Stunden, um zuzusteigen. Der Takt wäre noch dichter. Doch Landrat Peter Polta musste bei der Sitzung des Kreistagsausschusses für Infrastruktur und Umwelt nach der Prüfung durch Bahnexperten Ernüchterung verbreiten: „Wenn wir einen durchgängigen Halbstundentakt wollen, dann brauchen wir nicht nur 24 Kilometer Zweigleisigkeit, sondern 36 Kilometer.“ Dieser Ausbau würde 243 Millionen Euro mehr kosten als bislang geplant. Zum Vergleich: Die Gesamtprojektkosten bislang werden mit Stand Ende August 2024 mit rund 620 Millionen Euro angegeben.
Das ist das Ergebnis der Fahrplanprüfung samt Grobkostenschätzung, die das Landratsamt bei der Deutschen Bahn in Auftrag gegeben hatte. Markus Kalke, zuständig beim Landratsamt für Mobilität und Straßenbau, stellte die Untersuchungen der Bahn vor. Das positive Ergebnis: Rein theoretisch wäre diese zusätzliche Linie zwischen Sontheim und Heidenheim möglich. Die bisherigen Planungen sind aufwärtskompatibel. „Das heißt, wir verbauen uns keine Möglichkeiten, die in 10, 20 oder 30 Jahren kommen könnten.“
Robustheit der Strecke wichtig
Diese zusätzliche durchgehende Linie hätte jedoch erhebliche Anforderungen an die Robustheit der Strecke, so Kalke. Denn man müsse Verzögerungen wie das Einsteigen großer Gruppen einplanen. Die Strecke müsste so ausgebaut sein, dass solche Verspätungen wieder ausgeglichen werden könnten und Störungen sich nicht auf das gesamte System auswirken.
Um zusätzliche Kreuzungen der Züge zu ermöglichen, müsste die Strecke mehr als bisher geplant zweigleisig ausgebaut werden. Allein der Bau der sechs Kilometer zwischen Heidenheim und Herbrechtingen würde aufgrund der vier Bahnbrücken 108 Millionen Euro kosten. Auch zwischen Langenau und Rammingen müssten sechs Kilometer neues Gleis verlegt werden, mit geschätzten Kosten von 50 Millionen Euro. Neben weiteren Investitionen in die Bahnhöfe kämen Planungskosten von mehr als 50 Millionen Euro hinzu. Zuzüglich der Elektrifizierung der zwölf Kilometer zusätzlichen Gleise mit 22 Millionen Euro summieren sich die Kosten laut Bahnexperten auf insgesamt 246 Millionen Euro.
„Meine Grundstimmung ist, das nicht weiterzuverfolgen“. sagte Landrat Polta. Schon jetzt muss der Landkreis für den Ausbau der Brenzbahn mehr als 70 Millionen Euro aufbringen. Diese zusätzliche Linie würde weitere 50 bis 60 Millionen Euro erfordern, so seine Rechnung. „Ich denke, wir sollten die Finger davon lassen.“ Dennoch sei es sinnvoll gewesen, diese mögliche Verbesserung zu prüfen, erklärte Werner Häcker (Freie Wähler), der sich wie alle Kreisräte der Meinung des Landrats anschloss.
Alb-Donau-Kreis will Elektrifizierung nicht zahlen
Zwei Millionen Euro stellt der Landkreis Heidenheim für 2025 für die weiteren Ausbauplanungen bereit - allerdings unter der Bedingung, dass sich das Land mit 50 Prozent an den Planungskosten beteiligt, ebenso wie die anderen Anrainer Landkreise entlang der Brenzbahn. Der Ostalbkreis bleibt trotz angespannter Finanzlage an Bord. Gleiche Signale kommen aus Ulm: Dort soll im Februar der Gemeinderat das Geld freigeben.
Beim Alb-Donau-Kreis sieht es hingegen nicht so gut aus: Er stellt zwar 667.000 Euro für Paket 1 zur Verfügung - ohne Elektrifizierung. Zudem schlägt der Alb-Donau-Kreis vor, dass Langenau und Rammingen zwei Drittel der Kosten übernehmen könnten. „Kurzum, da besteht noch ein gewisses Finanzierungsrisiko“, fasste Landrat Peter Polta zusammen. Es bleibe eine Herausforderung, die Finanzlücke von rund 600.000 Euro, die der Alb-Donau-Kreis hinterlässt, zu schließen. Im Mai, so Polta, werde der Kreistag erneut entscheiden müssen, ob der Landkreis zusammen mit den anderen Partner diese Lücke schultern könne. Im Sommer, so sein Zeitplan, solle die Finanzierungsplanung abgeschlossen sein.