Fährt man mit dem Auto oder der Bahn am Container-Terminal der BSH in Giengen vorbei, wirkt dieser Bereich zunächst eher überschaubar. Was im westlichsten Zipfel des Betriebsgeländes abläuft, spielt aber eine gewichtige Rolle für den Hausgerätehersteller. Dennoch betrachtet man im Unternehmen die Zukunft des Terminals auch mit gewissen Sorgen, wie unlängst bei einem Pressegespräch am Standort zu hören war.
Man tritt unwillkürlich ein paar Schritte zurück, wenn der sogenannte Reachstacker heranrollt. Im Fachdeutsch ist das ein Flurförderzeug, in der persönlichen Wahrnehmung ein 73 Tonnen schweres Monstrum, das einen zwölf Meter langen, beladenen Schiffscontainer fast spielerisch von einem Lkw-Auflieger hebt und auf einen der Stapel im Terminal setzt. Drei solche Reachstacker sind bei BSH in Giengen unterwegs, um Container zu bewegen und sie zum Beispiel auf Bahnwaggons zu verladen.
Entscheidend für BSH in Giengen
Die Brenzbahn ist für den BSH-Standort eine zentrale Anbindung an die große, weite Welt. Acht Güterzüge mit jeweils drei Dutzend Containern verlassen das Werksgelände mit Zielen wie Bremerhaven und Hamburg, Italien, Polen und Türkei pro Woche. Jeder dieser Container hätte sonst per Lkw transportiert werden müssen. Im Umkehrschluss wurden in den vergangenen Jahren dank des Terminals Zehntausende Lkw-Transporte auf die Schiene verlagert. Der Standort Giengen sei ohne das Container-Terminal gar nicht mehr denkbar, sagt man bei der BSH.
Das versteht man beim Hausgerätehersteller durchaus auch als Mahnung und Aufforderung an die Politik, denn eigentlich sagt man zwischen den Zeilen: Wir verlagern die Transporte auf die Schiene, obwohl die Bedingungen alles andere als optimal sind, und zwar aus zwei Gründen.
Fehlende Elektrifizierung
Grund 1: Die Brenzbahn ist bekanntermaßen nicht elektrifiziert. Das bedeutet exemplarisch für einen Containertransport nach Hamburg, dass ein sogenannter Vollzug geteilt und per Diesellok nach Ulm gefahren wird. Dort wird der Zug wieder zusammengefügt und nach Hamburg gezogen. Auch in der Gegenrichtung müssen ankommende Züge immer erst geteilt und für die letzten Kilometer hinter eine Diesellok gekuppelt werden. Dieses Manko kostet Zeit und Geld.
Grund 2: Weil die Brenzbahn noch immer nur eingleisig ist, sind die Zeiten eingeschränkt, in denen die BSH die Gleise für Transporte nutzen kann. Sollte der „Deutschlandtakt“ auf die eingleisige Brenzbahn angewandt werden und entsprechend mehr Verbindungen im Personenverkehr mit sich bringen, fürchtet man in Giengen, das Terminal gar nicht mehr nutzen zu können.
„Wir sind abhängig von der Brenzbahn“, betont Standortleiter Gerhard Egger. Nach eigener Einschätzung bringt BSH den größten Anteil des Güterumschlags auf der Brenzbahn – und könnte bei entsprechendem Ausbau sogar noch mehr Lkw-Transporte vermeiden. Mehr Schienentransporte auf einer elektrifizierten Strecke wären demnach ein Beitrag zu einer nachhaltigeren Wirtschaft.
Neuer Service für Trucker
Bis es so weit ist, muss das Unternehmen für den Transport seiner Materialien und der fertigen Produkte weiterhin auch auf die Straße setzen. Daher wurde in den vergangenen Jahren auch der Traileryard vor dem Werkstor ausgebaut. Dieser große Stellplatz ermöglicht es, dass Fahrer ihren Auflieger abstellen und idealerweise einen anderen gleich wieder mitnehmen können. Außerdem wurden Toiletten und Duschräume, sowie Automaten für Getränke und Snacks als Service für die Fahrerinnen und Fahrer installiert. Zudem können Trucker, die für das „Secure Truck Parking“ von Bosch registriert sind, auch dort parken, wenn sie nicht die Kältefabrik und das Logistikzentrum als Ziel haben. Damit könne man die Stellplätze an den Autobahnen entlasten, heißt es bei BSH.
Größter Logistikstandort in Europa
Das Logistikzentrum am BSH-Standort Giengen gehört innerhalb des Konzerns zum Logistikverbund Süd, das mit rund 186.000 Quadratmetern Lagerfläche die Zentren in Giengen, Dillingen und im Herbrechtinger Vohenstein umfasst. Allein in Giengen, dem größten BSH-Logistikzentrum in Europa, sind mehr als 100.000 Quadratmeter Lagerfläche vorhanden. Die Geschichte der Logistik am Standort begann ab 1970 mit einem ersten Lager im Vohenstein. 2006 übernahmen die Logistiker einen Teil der Kältefabrik für ihre Zwecke. Zuletzt nahm man in Giengen an einem Forschungsprojekt zum autonomen Fahren auf dem Logistikgelände teil. Dieses ist jetzt abgeschlossen und habe, so Logistikchef Manuel Utz, interessante Ergebnisse erbracht, die man weiter im Auge behalten werde.