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12.12.22 12:11 Uhr Alter: 1 Jahre
Zwölf Jahre: Geht das nicht schneller?
Von: Karin Fuchs, HZ
Brenzbahn. Mit weiteren zwölf Jahren rechnet die Bahn bis zum fertigen Ausbau der Strecke. Dann hätten Reisende den Halbstundentakt. Die Region will das auf neun Jahre drücken.

Die Fahrzeuge der Brenzbahn, BR 612 für den IRE und 622 für RE bzw. RB, haben bereits das Logo für den zukünftigen Ausbau im Zuge der Regio-S-Bahn Donau-Iller. Foto: Uwe Siedentop


Ist die Brenzbahn einmal ausgebaut, dann können viel mehr Züge fahren als bisher. Reisende und Pendler könnten dann im Halbstundentakt zusteigen. Betriebe könnten verlässlich und noch mehr Güterverkehr als bislang auf den Weg schicken. So ist der Plan. Doch wie lange dauert es noch, bis die Brenzbahn ausgebaut wird?

Angestoßen wurde die erste Ausbauidee bereits 2015. Seitdem wurde viel diskutiert, geplant, verworfen, aber auch weitere Verbesserungen wurden draufgepackt. Wie ist der Planungsstand? Wie viel kostet das alles? Und wer soll diese millionenschwere Investition bezahlen? Bahnexperte Oliver Dümmler vom Verband Regio-S-Bahn Donau-Iller, zu dem auch der Landkreis Heidenheim gehört, brachte die Kreisräte im Ausschuss für Infrastruktur und Technik auf den neuesten Stand.

Die Ausgangslage: Im Moment sind die langsamen Linien zwischen Ulm und Aalen beziehungsweise Ulm und Langenau im Stundentakt, der schnelle Express zwischen den beiden Endhaltepunkten alle zwei Stunden unterwegs. „Damit sind wir am Anschlag“, so Dümmler. Weder zusätzliche Halte noch Fahrten seien möglich.

 

 

Das alles soll gebaut werden

 

 

Das ist der Plan: Drei Pakete haben die Beteiligten deshalb für die Verbesserung geschnürt. Das Basispaket 1 aus dem Jahr 2015 zielt auf zwei stündliche Regio-S-Bahn-Linien, eine von Ulm bis Aalen, die andere von Ulm mit Verlängerung bis nach Sontheim. Beide Linien wären laut Dümmler schneller als heute. Der Expressverkehr wäre statt alle zwei Stunden künftig jede Stunde unterwegs. Dafür braucht es zwei zweigleisige Ausbaustellen, eine zwischen Thalfingen und Langenau, die zweite zwischen Niederstotzingen und Bergenweiler sowie kleinere Umbauten an Bahnhöfen. Der Ausbau hat den Stresstest und alle Prüfungen bereits passiert. Das heißt: die Verbesserung würde funktionieren. Damit der Bau endlich losgehen kann, fehlen noch zwei entscheidende Dinge: die Wirtschaftlichkeitsprüfung, die Voraussetzung dafür ist, dass der Bund Geld rausrückt, und folglich auch die Klärung der Finanzierung überhaupt. Bis Mitte 2023 könnten die Ergebnisse vorliegen.

Im Paket 2 geht es um den Halbstundentakt zwischen Heidenheim und Aalen mit zusätzlichen Halten wie zum Beispiel am neuen Zeiss-Werk. Insgesamt zehn Kilometer zweigleisiger Ausbau ist dafür erforderlich. Von den 104 Millionen an geschätzten Ausbaukosten bleibt ein Anteil von 26 Millionen Euro an der Region hängen.

Das Paket 3 beinhaltet die Elektrifizierung. Derzeit wird eine Studie dazu in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse im zweiten Halbjahr 2023 vorgestellt werden. Das Land wolle 75 Prozent der Kosten für die Studie tragen.

 

 

Das ist der Zeitplan der Bahn

 

 

Bleibt die spannende Frage, wie lange der Ausbau dauern wird. Im September, so Dümmler, habe es darüber Gespräche mit Partnern der Deutschen Bahn gegeben. Dort wurde vonseiten der Bahn zwölf Jahre genannt: Vorplanung drei Jahre, Entwurfs- und Genehmigungsplanung zwei Jahre, Planfeststellungsverfahren drei Jahre und Finanzierung, Ausschreibung und Bau vier Jahre, „Wir hätten es gerne schneller und sind da auch mit dem Land im Schulterschluss“, sagte Landrat Peter Polta, der den Brenzbahn-Ausbau zu einem seiner Anliegen gemacht hat. Laut Dümmler habe die Region Vorschläge gemacht, wie der Ausbau beschleunigt werden könnte, von der Bahn habe man jedoch noch nichts gehört.

Die Eile ist deshalb geboten, weil der Verkehrsvertrag des Landes für die Dieselfahrzeuge auf der Brenzbahn noch bis zum Jahr 2032 läuft. Danach muss er neu ausgeschrieben werden. „Unser strategisches Ziel muss es sein, bis dahin den Ausbau zu erreichen, um möglichst mit Elektrofahrzeugen den Betrieb auf der Brenzbahn fortzusetzen“, so Dümmler. In neun Jahren müsste die Elektrifizierung demnach fertig sein.

 

 

400 Millionen Euro oder mehr

 

 

Offen ist zudem noch die Frage der Finanzierung. Das sei vor allem auch dadurch kompliziert, weil acht Kilometer des zweigleisigen Ausbaus auf bayerischem Gebiet erfolgen. Doch Baden-Württemberg müsse den Löwenanteil der Kosten von diesen 60 Millionen Euro tragen, da an den Stationen im Land auch die größten Vorteile entstünden, so Dümmnler.

Schon jetzt finanziert die Region alle Planungskosten bezüglich der Brenzbahn vor und trägt auch das Risiko, falls die Wirtschaftlichkeitsprüfungen negativ ausfallen sollten. Denn dann gibt es vom Bund keine finanzielle Förderung. Im Koalitionsvertrag sei festgeschrieben, der Region mit einer Ausfallbürgschaft zu helfen. „Doch das hätten wir gerne auf Papier“, fordert der Landrat. Überdies könne das Land auch gleich seinen Planungskostenanteil übernehmen.

Wie viel der Gesamtausbau aller drei Pakete kosten wird, dazu gibt es zwar Kostenberechnungen, doch stammen diese aus dem Jahr 2020. Die Elektrifizierung könne locker einen dreistelligen Millionenbetrag kosten, so Polta.

Der Bund trage davon 90 Prozent. Bei den Gesamtkosten sei man mittlerweile locker über 400 Millionen Euro, wenn nicht sogar 500. „Was an der Region hängen bleibt, ist das, was uns interessiert.“

Auf eine Lücke, die selbst die drei Ausbaupakete nicht schließen wird, wies Kurt-Martin Hölzle (Grüne und Unabhängige, Niederstotzingen) hin: der Halbstundetakt zwischen Sontheim und Heidenheim. Dümmler: Das können wir dann untersuchen, wenn wir die Elektrifizierung geprüft haben.“

 

 

 

Brenzbahn als Teil eines regionalen S-Bahn-Netzes

 

 

Unbekannt ist den meisten Fahrgästen, dass die Brenzbahn zur Regio-S-Bahn Donau-Iller gehört. Für eine bessere Außendarstellung will man laut Dümmler ein verbindendes Element schaffen. Es gibt zwar schon ein S-BahnLogo auf den Zügen, doch es gibt auch die Idee, die Züge mit einer grünen Front zu versehen. Dazu gebe es noch keine Rückmeldung vonseiten der beiden Länder.

Ziel des Vereins ist ein Halbstundentakt auf allen Linien. Verkehrsknotenpunkt ist der Hauptbahnhof Ulm. Von dort aus gehen die Verbindungen der S-Bahn Richtung Aalen, Aulendorf, Riedlingen, Geislingen, Günzburg und Memmingen.