Es sind Bilder, die man nicht leicht vergisst - auch nicht nach mehr als fünf Jahren: Die Bilder der Zerstörung nach dem Zugunglück am Bahnübergang Seegartenhof Königsbronn im Jahr 2016. Völlig demoliert lag damals, am Freitagmorgen, 21. Oktober, ein Lkw der Kraft Steinwerke neben dem Gleisbett, das ausgebrannte Führerhaus davon abgetrennt daneben. Circa 100 Meter entfernt stand ein Interregio-Express auf den Schienen, die Frontscheibe eingedrückt, eine Seite aufgerissen, Fenster aus der Verankerung gesprungen. Dazwischen: Trümmerteile auf und neben den Schienen.
Lkw-Fahrer kam ums Leben
Der Fahrer des Lasters, ein 55-Jähriger aus dem Ostalbkreis, kam bei dem Unglück ums Leben. Er hatte sich nicht mehr rechtzeitig aus seinem Führerhaus befreien können. Sechs Personen im Interregio, darunter der Zugführer, wurden beim Aufprall verletzt.
Kurz nach dem Unglück waren Rettungskräfte und die Polizei an der Unfallstelle. Die Ermittler vor Ort gingen angesichts der Umstände davon aus, dass die Schranke sich zwischen Führerhaus und Anhänger des Lkw geschlossen hatte, als der Fahrer seinen Laster auf den Schienen rangierte, um Schotter abzuladen.
Das alles ist nun mehr als fünf Jahre her. Auch Ermittler der sogenannten Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung waren an diesem Tag vor Ort. Diese Behörde klärt die Ursachen von gefährlichen Freignissen im Eisenbahnbetrieb auf. Dabei hat sie die Möglichkeit, Sicherheitsempfehlungen zur Verbesserung der Eisenbahnsicherheit auszusprechen. Sie ist derweil von strafrechtlichen Ermittlungen zu trennen. Die Ergebnisse der Behörde sollen also dazu führen, etwaige Sicherheitsprobleme im Bahnverkehr zu beheben.
Im Normalfall sollen die Untersuchungsberichte innerhalb eines Jahres nach dem Ereignis abgeschlossen sein. Das sind sie in diesem Fall aber nicht.
Lediglich ein Zwischenbericht ist bislang veröffentlicht worden. Der Unfallursache bzw. den „identifizierten Sicherheitsproblemen“ sind in diesem Bericht zwei Sätze gewidmet: „Ursächlich für das Ereignis war das Fehlverhalten des Straßenverkehrsteilnehmers. Der Fahrer des Lastkraftwagens befuhr mit seinem Fahrzeug den Bahnübergang auf der entgegenkommenden Fahrspur, obwohl dieser bereits durch Lichtzeichen und Schranken gesichert war.“
Letztere Erkenntnis wiederum widerspricht aber der Annahme, dass sich die Schranke am Bahnübergang zwischen Führerhaus und Anhänger gesenkt hatte. Kein Wort wird im Bericht zudem darüber verloren, wie viel Zeit dem verunglückten Lkw-Fahrer damals zwischen dem Schließen der Schranke und dem Eintreffen des Zuges geblieben war, um sein Führerhaus noch verlassen zu können.
Auf Nachfrage will ein Sprecher der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung nicht näher auf inhaltliche Fragen zum Zwischenbericht eingehen. Er verweist stattdessen auf einen Abschlussbericht, der noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll. „Grundsätzlich sollen die Untersuchungsberichte innerhalb eines Jahres nach dem Ereignis abgeschlossen sein“, gibt auch der Behördensprecher zu.
In einigen Fällen könne es aber eben auch deutlich länger dauern: „Bei den zu untersuchenden Ereignissen handelt es sich um Einzelfälle, mit den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten, bei denen alle Umstände und Besonderheiten zu berücksichtigen sind.“
Abschlussbericht noch in diesem Jahr?
Laut einem Sprecher der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) soll der abschließende Bericht’ zum.Zugunglück am Bahnübergang Seegartenhof noch 2022.erscheinen: „Die Untersuchungen im konkreten Fall befinden sich in der planmäßig letzten Phase.“ In diesem letzten Schritt, der sogenannten „Sachverhaltsanalyse“, vollziehe die BEU das rekonstruierte Ereignis im Sollablauf nach (Soll-Darstellung) und führe einen Soll-Ist-Abgleich durch. Daraus würde man dann Schlussfolgerungen ableiten. Wie diese aussehen und ob Anpassungen etwa am Bahnübergang Seegartenhof notwendig werden, bleibt abzuwarten.