Ob Deutschland seine Klimaziele erreicht, wird nicht allein in Berlin entschieden, sondern auch in der Region. Denn ein Baustein für die CO2-Einsparung ist eine Steigerung des Bahnverkehrs. Jeder Kilometer, der nicht im eigenen Auto zurückgelegt wird, kann dabei helfen. Deshalb ist es das Ziel, dass mehr Menschen auf die Bahn umsteigen, um den Klimawandel zu bremsen und den Verkehrskollaps im Brenztal zu verhindern.
Die Brenzbahn spielt dabei eine entscheidende Rolle. Doch in ihrem jetzigen Zustand wird sie wenige Autofahrer überzeugen, es mit der Bahn zu versuchen. Selbst wenn Verspätungen auf der Brenzbahn derzeit kein Problem sind, ist der Stunden- oder gar Zweistundentakt nicht zeitgemäß. Das Argument, dass Bahnfahren zu unflexibel macht, ist beim Blick auf den Fahrplan kaum zu entkräften. Deshalb braucht die Brenzbahn einen Takt, der einer S-Bahn gleich kommt. Welch ein Gewinn wäre es, wenn auch der Güterverkehr genügend Platz auf der Schiene hätte, um problemlos und schnell Waren zu transportieren?
Einzig der Ausbau der Brenzbahn kann eine Verbesserung bewirken. Das darf man den Experten der Bahn glauben. Der Ausbau fällt nun erheblich größer aus, als der Regionalverband Ostwürttemberg in einer ersten Studie im Jahre 2010 vorgestellt hatte und mit der die Interessengemeinschaft IG Brenztal 2014 an den Start gegangen war. Statt der ursprünglich rund sieben sind es mittlerweile 24 Kilometer neue Zweigleisigkeit.
Hat sich die IG Brenzbahn verplant? Nicht unbedingt, denn im Vergleich zu damals will man auch mehr erreichen: den Halbstundentakt Heidenheim-Aalen, zusätzlichen Bahnhalte und den S-Bahn-Verkehr zwischen Sontheim und Ulm. Damit die Bahn ein attraktives und zugleich zuverlässiges Verkehrsmittel wird, dafür ist der jetzt angestrebte große Wurf alternativlos. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Wenn man bedenkt, dass Bahnausbauten Jahrzehnte benötigen, ist es richtig, nicht halbherzig zu planen. Denn wenn erst einmal auf der Brenzbahn gebaut wird, ist eine Nachbesserung erst wieder in Jahrzehnten möglich. Der Ausbau ist schon jetzt eine Geduldsprobe, die sich viel länger hinzieht als ursprünglich gedacht. Viele der heutigen Akteure werden in Rente sein, wenn das zweite Gleis in Betrieb geht und erstmals elektrische Züge über die Brenzbahn rollen. Doch der Mut von heute und der lange Atem lohnen sich. Für unser Klima und für die Menschen in der Region.
Anmerkung der Redaktion: Die Regio-S-Bahn soll auch bis Aalen geführt werden: S2 Ulm-Langenau bzw. Sontheim/Brenz und S2 Ulm bis Aalen