Was machen Menschen in Zeiten der Corona-Pandemie mit ihren Begleiterscheinungen wie Arbeit vom heimischen Küchentisch oder Schule übers Netz im Kinderzimmer, mit Ausgehbeschränkungen und Kontaktreduzierungen? Sie ziehen sich, freiwillig oder auch unfreiwillig, ins Private zurück.
Das Wohlfühlen in den eigenen Wänden wird dadurch wichtiger und damit offenbar einhergehend werden vom Sofa aus Investitionen getätigt. Etwa für die Küche.
Steigender Bedarf
„Als Europas Hausgerätehersteller Nummer eins beobachtet die BSH einen europaweiten, signifikanten Anstieg beim Bedarf und der Nachfrage an Hausgeräten. Dies macht sich selbstredend auch in der Logistik am Standort Giengen bemerkbar, einer zentralen Hauptumschlagbasis für den Warenverkehr nach und aus Deutschland und angrenzende Märkte“, sagt ein Sprecher des Hausgeräte-Herstellers auf Nachfrage.
Der Trend, beispielsweise die eigene Küche mehr zu nutzen, lasse sich in der Logistik am Standort Giengen zur Zeit unter anderem an der Kommissionierung und Abfertigung im Rahmen der Online-Abwicklung ablesen, die sich aktuell noch stärker als in der Phase im vergangenen Jahr entwickle und neben Großgeräten auch Kleingeräte mit Fokus auf die Themen Kaffee und Staubsauger ausmachten.
Logistik ohne Pause
Schon im vergangenen Jahr war dem Bereich Logistik eine besondere Bedeutung zugekommen: Während die Bänder im April wegen zurück gehender Nachfrage und unterbrochenen Lieferketten für zwei Wochen stillgestanden hatten, gab es im Logistikbereich der BSH keine Pause. „Es war wichtig, in dieser Zeit noch mehr Umsatz zu generieren“, so Logistikleiter Jürgen Miller in einem Gespräch im Oktober.
Mehr Waren, die umgeschlagen werden. benötigen auch eine verbesserte Infrastruktur. Einen großen Schritt ging das Unternehmen in dieser Richtung durch den Traileryard für den Bereich Logistik, der zwischen Werk und Supermarkt an der Bahnhofstraße angelegt wurde. Es wurde Platz für 114 groß Lkw-Anhänger geschaffen. Durch die erweiterte Kapazität sollen unter anderem Be- und Entladungsprozesse noch effizienter ablaufen.
Vorteile erhofft
„Der Traileryard bringt die erhofften Vorteile, das Konzept geht auf: insbesondere für die logistischen Prozesse. Aber auch ganz konkret und sichtbar in der Bahnhofstraße. Diese ist seit Öffnung des Traileryards frei und es parken keine Lkw. mehr wild. In nächster Zeit werden zudem Maßnahmen im Zuge der Fertigstellung realisiert, wie die Anbringung von Bodenmarkierungen“, heißt es seitens des Hausgeräte-Herstellers. Im Zuge der Arbeiten wurden die Container-Stellplätze auf dem bestehenden Betriebsgelände erweitert, um mehr Transporte auf die Schiene verlagern zu können. Denn: Der Güterverkehr soll im Logistik-Bereich eine wegweisende Rolle einnehmen.
Brenzbahn nicht problemfrei
Vom Container-Terminal in Giengen verkehren Güterzüge unter anderem an und von den Häfen Triest und Hamburg. Das Unternehmen operiert dabei mit sogenannten Ganzzügen, mit denen fünf mal die Woche bis zu 84 TEU zu den deutschen Nordhafen, zweimal die Woche in die Türkei (jeweils 72 TEU) oder Italien (bis zu zweimal die Woche 85 TEU) auf die Schiene gebracht werden.
Aber: „Die BSH am Standort Giengen als mit Abstand größter Güterversender kann aktuell keine durchgängigen Ganzzüge abwickeln, da auf der Strecke zwischen Ulm und Aalen keine Ausweichmöglichkeit für Züge dieser Länge besteht und Personenzüge stets Vorrang haben. Somit können Ganzzüge lediglich bis Ulm oder Aalen fahren und legen die restlichen Kilometer bis Giengen als Halbzüge zurück. Dies führt zu erhöhtem Aufwand und mehr Leerfahrten“, so der Unternehmenssprecher.
Ein zweigleisiger Ausbau/ Elektrifizierung der Brenzbahn ‘würde daher eine deutliche Verbesserung darstellen und die dadurch gegebene Möglichkeit der Abwicklung von Ganzzügen würde zudem den Lkw-Verkehr in Giengen und der Region verringern.
Rekordwert beim Container-Terminal
Die BSH Hausgeräte GmbH hatte im Jahr 2008 mehrere Millionen Euro in den Bau eines neuen Container-Terminals investiert und startete damals mit 5800 TEU Umschlagsvolumen. TEU steht für Twenty-foot Equivalent Unit, zu deutsch: Zwanzig-Fuß-Standartcontainer. Ziel war es, die BSH durch die Verlagerung auf die Schiene als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu etablieren.
Wie der Konzern Ende 2020 erklärte, war die Menge 2019 auf 44 400 TEU und damit auf mehr als 22 000 große Container, angestiegen. In elf Jahren bedeutet dies eine Steigerungvon mehr als 700 Prozent. Bislang stellt das einen internen Mengenrekord dar.