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07.12.20 11:32 Uhr Alter: 4 Jahre
Letzte Weiche schwebt am Haken
Von: Klaus-Dieter Kirschner, HZ
Härtsfeld-Museumsbahn. Die Corona-Pandemie wirbelt den Zeitplan der Neresheimer Eisenbahner durcheinander: Der Gleisbau ist wegen verkleinerter Trupps in Verzug.

Gleisbau ist ein Kraftakt und fordert den ganzen Mann: Drei Weichen umfasste das alte Gleisbild im Bahnhof Katzenstein, drei Weichen sind es auch in Zukunft. Eine Weiche, die künftig den Schienenstrang der Härtsfeld-Museumsbahn mit einem Abstellgleis verbindet, wurde jetzt eingebaut. Es war ein mehrstündiger Arbeitseinsatz, den ein verkleinerter Bautrupp mit Hilfe eines Baggers und eines Radladers leistete.

Seit Corona und wegen der Abstandsregelungen sind die Bautrupps beim Härtsfeld-Museumsbahnverein (HMB) personell kleiner. Und es zeigte sich außerdem, dass nicht nur dadurch der Zeitplan nicht eingehalten werden kann: Eine weitere Rolle hatte im Sommer ein heftiges Unwetter gespielt, das eine zusätzliche Baustelle bescherte, die vorrangig abgearbeitet werden musste. Wie berichtet, hatte ein ungewöhnlich intensiver Regen die Gleise teils unterspült oder mit Geröll zugeschüttet.

Eigentlich sollte im Oktober die Verlängerung der Härtsfeldbahn vom derzeitigen Endbahnhof Sägmühle bis an den Härtsfeldsee fertig und in den Museumsbetrieb integriert werden.

Groß wollte man bei der Gelegenheit auch den Geburtstag des Touristikverbands Gastliches Härtsfeld begehen. Beide Feste wurden aufs kommende Jahr verschoben in der Hoffnung, dass dann Covid 19 überwunden ist und die Leute wieder ein normales Leben führen können.

Was wurde nun in den vergangenen Wochen alles geleistet? Der ursprüngliche Bahnhof Katzenstein war nichts anderes als ein offener Unterstand, der laut Chronik eines Tages wohl durch Unwetter kaputt gegangen ist. Daraufhin wurde ein kleines Gebäude hoch gemauert, das anno 1956 eingeweiht wurde. Die Katzensteiner freute das, da sie fortan bei Wind und Wetter ein Dach über dem Kopf hatten beim Warten auf den Zug. Humorvoll fügten sie zum Bahnhofsschild Katzenstein ein weiteres Schild mit der Aufschrift „Hauptbahnhof“ hinzu.

Extraaufgabe für Katzenstein

Im Alltag der Schmalspurbahn, die einst auf der Strecke von Aalen über Neresheim und Dischingen bis nach Dillingen fuhr, hatte Katzenstein eine Extraaufgabe. An einem vorhandenen Abstellgleis befand sich ein Lager mit Schwellen, Schienen und Weichen. Bis zu drei Rotten Gleisbauer waren von Fall zu Fall mit Instandhaltungen an der Bahnstrecke beschäftigt. In dieser Aufgabe wurden ab und an auch örtliche Landwirte nicht bloß als Fuhrleute eingesetzt - für damalige Verhältnisse war das ein kleiner Zuverdienst.

Mit dem Wiederaufbau der Härtsfeldbahn wird das Gleisbild in Katzensteins „Hauptbahnhof“ wieder hergestellt. Das Gebäude steht; es fehlen noch der Verputz und auf dem Dach die Dachplatten. Der Mittelbahnsteig ist im Wesentlichen fertigund bekommt noch eine LED-Beleuchtung. Sie bezieht ihren Strom aus Batterienan den Tagen, an denen in den Abendstunden Schienenfahrzeuge unterwegs sind.

Dies ist jetzt schon der Fall, wenn der Triebwagen oder der „Jumbo“, eine vierachsige Diesellok, mit Rollbögen oder anderen Wagen die Baumaterialien aus dem Bahnbetriebswerk Neresheim nach Katzenstein bringen.

Ein Spektakel war die Montage der Weiche zwei, die das Abstellgleis mit dem eigentlichen Schienennetz verbindet. Ein schaufelloser Bagger und ein Radlader waren im Einsatz. Von den Rollböcken, auf denen früher normalspurige Güterwaggons übers Härtsfeld zum Kunden rollten, wurden Weichen und Schienen zur Baustelle verfrachtet. Dazwischen wurden schwere Schwellen gewuchtet und darauf Schienen gelegt und verschraubt, die den Anschluss an Weiche eins herstellen. Stopfmaschinen sollen erst 2021 kommen.

Ein Bahnübergang

Das Umfahrgleis am Bahnsteig ist durch die bereits liegenden Schwellen im Verlauf erkennbar. Das Ausfahrgleis Richtung Dischingen wird wohl auch noch in diesem Jahr fertig. Es dient zum Umsetzen der Triebfahrzeuge von der Zugspitze ans Zugende zur Rückfahrt nach Neresheim. Ein provisorischer Bahnübergang an den Härtsfeldsee für die Wanderer ist ebenso fertig, wie auch der Durchlass für den Katzenbach seit Sommer immer wieder Wasser führt.

Keine Leader-Förderung

Auch wenn der Verein im Bauzeitenplan hinten liegt, ist Werner Kuhn, der Vorsitzende des HMB, zufrieden, aber auch dankbar für so manche Spende. Eines Tages soll der markante Bahnhof in Dischingen Endstation für die 1972 seitens der Württembergischen Eisenbahngesellschaft stillgelegte Bahnlinie sein. Wann weitergebaut werden kann? Werner Kuhn weiß es noch nicht und setzt weiter auf die bisherigen Geldgeber und das aufwendige Planungsverfahren. Eines wurmt ihn aber unverändert: Dass der HMB mit seinen Vorhaben aus dem Leader-Förderprogramm gefallen ist.

 

 

Einweihung der neuen Bahnstrecke im 120. Jahr

Es ist sicher kein Beinbruch für die Museums-Eisenbahner, dass es heuer nichts mehr mit der Einweihung der verlängerten Strecke der Härtsfeldbahn wurde. 1901 hatte die „Schättere“ Betriebsstart, 1972 war wegen mangelndem Fracht- und Passagieraufkommen Betriebsende.

Nach fünfjährigen Planfeststellungsverfahren erfolgte 1996 der erste Spatenstich für den Wiederaufbau der Bahnlinie und 2001 wurde der drei Kilometer lange Abschnitt zwischen Neresheim und der Sägmühle in Betrieb genommen.

Der jetzt im Bau befindliche Teil bis an den Härtsfeldsee ist 2,6 Kilometer lang und wird 2021 vollendet. Dann wäre es 120 Jahre her, dass die Eisenbahn auf dem Härtsfeld den Anschluss an die weite Welt bedeutete. kdk