Die Brenzbahn ist an ihrer Kapazitätsgrenze. Seit Jahren hoffen Politiker, Unternehmen und Bahnkunden der Region, dass die Ausbaupläne endlich Fahrt aufnehmen. Zweigleisig soll die Strecke auf zwei kurzen Abschnitten werden, das soll den gordischen Knoten einer Taktverdichtung auf der weitgehend eingleisigen Strecken lösen. Ob das funktioniert? Um diese Frage dreht es sich bereits seit Jahren.
Ein wichtiger Meilenstein in den Planungen folgt am Freitag nächster Woche. Am 24. Juli trifft sich die Interessengemeinschaft (IG) Brenzbahn, zu der neben den Landkreisen Heidenheim, Alb-Donau, Ostalb und Neu-Ulm auch alle Anrainer-Kommunen gehören. Eigentlich war die Veranstaltung auf Juni im Landratsamt Heidenheim terminiert, musste jedoch verschoben werden. Wegen der Corona-Abstandsregeln findet das Treffen in der Hermaringer Güssenhalle statt.
Präsentiert werden sollen dort die Ergebnisse zweier Gutachten. So viel verrät Oliver Dümmler, bei dem als Geschäftsführer des Vereins Regio-S-Bahn Donau Iller alle Fäden in Sachen Brenzbahnausbau zusammenlaufen.
Hochkarätige Besetzung
Mit dabei sein werden an diesem Tag neben den Gutachtern Vertreter des Verkehrsministeriums sowie der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, allesamt wichtige Partner in Sachen Bahnausbau. Und das nicht nur der Planung wegen, sondern auch wegen der bislang noch immer ungeklärten Frage der Finanzierung. Auf 65 Millionen Euro lauteten die letzten Kostenberechnungen für den Ausbau. Diese Zahl könnte mit den Jahren bereits überholt sein.
Was steht denn nun drin in den Gutachten? Oliver Dümmler will die Ergebnisse nicht vorwegnehmen. Doch er verrät so viel: Das Land hat bei der DB Netz die sogenannte fahrplantechnische Prüfung beauftragt. Dort soll geklärt werden, ob der Ausbau den gewünschten Effekt eines dichteren Fahrplans bringt. Der Regio-S-Bahn-Verein hat parallel dazu ein Infrastruktur-Gutachten bestellt.
Darin wurden 16 Ausbau-Bausteine für Weichen, Signale und Bahnhöfe geprüft auf deren Effekte. Sehr detailliert sei zum Beispiel auch der Güterverkehr geprüft worden. Es seien Gespräche mit der verladenden Wirtschaft geführt worden, die ebenfalls in die fahrplantechnische Prüfung eingeflossen seien.
Wie soll denn nun der verbesserte Fahrplan aussehen? Oberste Prämisse war ein Stundentakt für den schnellen Interregio-Express IRE, den das Verkehrsministerium für das ganze Land anstrebt. Gleichzeitig sollten keine anderen Fahrten wegfallen, weder einzelne Schüler- und Pendlerzüge oder Güterverkehr-Zeiten.
Woher kommt das Geld?
Bleibt weiter die Frage, wer den Umbau bezahlt? Voraussetzung für Geld aus dem Bundestopf ist, dass sich der Ausbau volkswirtschaftlich rechnet. Deshalb hat der Regio-S-Bahn-Verein eine Wirtschaftlichkeitsprüfung in Auftrag gegeben. In diese Nutzen-Kosten-Untersuchung gehen neben den erwarteten höheren Fahrgastzahlen auch Dinge ein wie die erwartete Emissionen, Unfallzahlen, Energieverbrauch.
Keine Aussagen wird es in den Gutachten zu einer Elektrifizierung der Brenzbahn geben. Der Bund hat zugesagt, 90 Prozent der Ausbaukosten zu übernehmen. Doch dafür haben die Planungen ebenso noch nicht begonnen wie für einen zusätzlichen Bahnhalt zwischen Königsbronn und Oberkochen am Zeiss-Werk. Das alles sind jedoch Bausteine, die im Mobilitätspakt der Region für die Nord-Süd-Achse zwischen Heidenheim und Aalen eine wichtige Rolle einnehmen.
Bleibt die Frage nach dem Zeitplan. Auch dazu kann Oliver Dümmler keine Aussage treffen. Allein bis die Ergebnisse des Wirtschaftlichkeitsgutachtens vorliegen, dürfte es seiner Erfahrung nach zwei bis drei Jahre dauern.