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08.07.19 00:11 Uhr Alter: 5 Jahre
Go-Ahead: Probleme bis in den Herbst
Von: SWP, HZ
Privater Betreiber bekommt Ausfälle und Verspätungen langsam in den Griff, doch die Technik-Fehler sind komplexer.

  Stuttgart. Nach massiven Startschwierigkeiten auf den Schienen im Südwesten geht das Bahnunternehmen Go-Ahead davon aus, die gröbsten Probleme in den kommenden Wochen lösen zu können – aber nicht alle. „Das meiste werden wir bis Ende des Sommers bereinigt haben“, sagte Geschäftsleiter Hans-Peter Sienknecht.
Manches brauche jedoch mehr Zeit. „Einzelne Punkte, man mag das gar nicht sagen, werden sich eventuell bis in den Oktober hinziehen, bis sie endgültig abgearbeitet sind – zumindest was die Fehlerbereinigung im Zusammenhang mit sicherheitsrelevanten Themen angeht.“ Ein Beispiel seien die Türen, deren Steuerungssoftware angepasst und dann nochmal neu vom Eisenbahnbundesamt geprüft und freigegeben werden müsse. Bei den neuen Go-Ahead-Zügen hatten die „Schiebetritte“, die den Einstieg erleichtern sollen, beim Ausfahren nicht richtig funktioniert.
Dadurch blockierten erst die Türen und dann der ganze Zug. Vorerst werden die Schiebetritte daher bis auf wenige Ausnahmen gar nicht ausgefahren.
Go-Ahead und der zweite private Anbieter Abellio hatten den Betrieb auf den Nahverkehrsstrecken des sogenannten Stuttgarter Netzes vor vier Wochen übernommen.
Auch bei Abellio lief der Start nicht reibungslos, vor allem weil die bestellten Züge nicht rechtzeitig geliefert wurden und das Unternehmen weiter mit geliehenen Fahrzeugen arbeitet.
Bei Go-Ahead sind die Probleme aber deutlich größer. Laut Sienknecht gab es auch Schwierigkeiten mit dem Leitsystem, den Bremsen und der Leistung der Züge insgesamt. Auch beim Fahrkartenverkauf haperte es. Fahrgäste beklagten Ausfälle und Verspätungen.
Vieles davon hätte nicht sein müssen, wenn die Züge nicht erst kurz vor knapp geliefert worden wären, betonte Sienknecht. Zudem hätten die Mitarbeiter, zum großen Teil Quereinsteiger, erst lernen müssen, mit den geballten Problemen umzugehen.
Man werde inzwischen aber von Tag zu Tag besser. Bei Verspätungen bis zu drei Minuten liege die Quote inzwischen bei 70 Prozent. „Auch wenn sich das nach außen anders darstellt: Für rund die Hälfte der Fälle können wir nicht einmal was“, sagte Sienknecht und verwies auf Böschungsbrände, Stellwerks- und Oberleitungsstörungen und überholende Fernverkehrszüge.
Das Verkehrsministerium zeigt sich „noch nicht zufrieden“, aber durchaus verständnisvoll. Beide neuen Betreiber müssten Erfahrungen sammeln. „Die Anstrengungen dürfen hier nicht nachlassen.“ Der verpatzte Start dürfte Go-Ahead teuer zu stehen kommen.
Es gebe einen Verkehrsvertrag, der genau definiere, welche Strafen bei Unpünktlichkeit oder Ausfall von Zügen drohten. „Das ist schon schmerzhaft“, sagte Sienknecht.