Kleine Kalksteinsplitter platzen von der Felswand, wenn sich der Bohrer langsam in den Hang frisst. Überall Staub. Kein Wunder, dass die Arbeiter Helme und Schutzmasken tragen. Wegen des scharfkantigen Gleisschotters machen auch die Sicherheitsschuhe Sinn – genauso wie die orangefarbenen Warnwesten. So sieht man sie auf Anhieb.
Sie arbeiten mit schwerem Gerät an dem Hang in der Nähe des Herbrechtinger Bahnhofs: Ein großer Bagger steht auf den Schienen, ein kleinerer im Gleisbett. Beide werden von jeweils einem Arbeiter bedient, und an beiden sind riesige Bohrer angebracht, die ebenfalls von jeweils einem Arbeiter gesteuert werden. Damit sie wissen, wo sie bohren müssen, wurden mit pinker Farbe tellergroße Punkte auf den Fels gesprüht, die vorher statisch genau berechnet wurden.
Außerdem gibt es einen zweiten Trupp. Der muss sich von der etwa 25 Meter hohen Wand abseilen: Da die sogenannten Bohrlafetten nur auf etwa 14 bzw. acht Meter Höhe kommen, muss am oberen Rand Hand angelegt werden. Dazu wurden eigens sogenannte Zuwegungsschneisen angelegt, sprich Büsche entfernt – alles in Absprache mit der ökologischen Bauüberwachung.
„Ungefähr 800 Löcher müssen gebohrt werden“, erklärt Werner Zabel, zuständiger leitender Bauüberwacher bei der Deutschen Bahn. „In die Löcher kommen dann zirka 2,50 Meter lange Felsnägel, die mit Zement verpresst werden, damit sie auch wirklich fest sitzen.“ Am Schluss werden die etwa fünf Meter breiten Netzbahnen von oben heruntergelassen, über den Fels gelegt und mit einer Kralle befestigt.
„Insgesamt verarbeiten wir 1700 Quadratmeter Netz“, so Zabel.
Die Netze sollen verhindern, dass Gesteinsbrocken, die sich vom Fels lösen, auf die Schienen fallen. „Da kann immer mal wieder was abbrechen – durch Erosion, Wind, Regen“, erläutert der Bauüberwacher, der etwa einmal pro Woche auf der Baustelle vorbeischaut.
70 Löcher pro Tag Gebohrt wird noch diese und nächste Woche bis zum 8. September.
Danach läuft der Zugverkehr wieder, und es darf nicht mehr vom Gleis aus gebohrt werden. Zabel hält den vorgegebenen Zeitrahmen für recht „ambitioniert“, aber momentan gehen die Arbeiten, die am Montag begonnen haben, gut voran.
„Am Dienstag haben die Männer 70 Löcher geschafft“, sagt Franz Dambacher, Technisch Berechtigter der Deutschen Bahn. Zabel fügt hinzu: „Das kommt auch immer auf den Untergrund an. Da, wo Klüfte sind und der Fels etwas angewittert, geht es besser, teilweise ist er aber auch massiv.“ Am 30. September soll schließlich alles fertig sein. „In Schaitheim haben wir’s nicht geschafft“, gibt Zabel zu. „Da müssen wir irgendwann noch nacharbeiten.“ Man müsse sehen, wie es vorangeht. In Herbrechtingen dürfe man jedenfalls nicht nachts arbeiten. Das sei Vorgabe der Stadt, um die Anwohner zu schützen.