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22.08.18 00:43 Uhr Alter: 6 Jahre
Schwellen werden zu Kleinholz
Von: Michael Brendel
Brenzbahn Die Arbeiten zwischen Heidenheim und Schnaitheim gehen bislang planmäßig vonstatten und sollen wie vorgesehen Ende dieser Woche abgeschlossen sein.

Viel Schotter muß auf die Seite gelegt werden, damit er dann zum Stopfen zur Verfügung steht. Foto: Uwe Siedentop

Brendel Auch schon eine ganze Weile her: Helmut Schmidt war Bundeskanzler, Jimmy Carter US-amerikanischer Präsident, der HSV deutscher Fußballmeister, als auf der Brenzbahn Schienen auf Holzschwellen montiert wurden.

1979 war das, wie eine Prägung auf den verwendeten Schrauben belegt.

Knapp vier Jahrzehnte später bestimmen andere Akteure das politische Geschehen, spielt Hamburg nurmehr eine untergeordnete Rolle auf der Fußballbühne und hat der Unterbau der Gleise zwischen Heidenheim und Schnaitheim sein Verfallsdatum nahezu erreicht.

Rund 3900 Schwellen müssen auf 2300 Metern Länge aus Sicherheitsgründen ausgewechselt werden, wobei die hölzernen zum Teil einen arg ramponierten Eindruck machen. Überzeugen konnten sich davon die vielen Schaulustigen, die am Wochenende den Auftakt der nicht alltäglichen Bauarbeiten hautnah miterleben wollten.

70 Meter langer Zug Besonders spektakulär nimmt sich der Einsatz eines gut 70 Meter langen und 200 Tonnen schweren Ungetüms aus, das in der Nacht zum Montag anrollte: der Gleisumbauzug UM P95. Wie eine Maschine automatisch die alten Schwellen aus dem Gleisbett hebt und sie huckepack nimmt, dann die neuen ins Schotterbett legt, gibt es wahrlich nicht oft zu sehen.

Ein Bahnsprecher teilte gestern Nachmittag auf Anfrage mit, dass die Arbeiten im Zeitplan liegen und voraussichtlich im Laufe des Freitags abgeschlossen sein werden.

Vorausgesetzt, es treten keine technischen Probleme auf. So zog am Montagmorgen eine Störung im Heidenheimer Stellwerk Verzögerungen im Bahnverkehr Richtung Ulm nach sich. Auswirkungen hatte das auch auf den Bus-Ersatzverkehr Richtung Königsbronn. Dieser wird laut Bahn gut angenommen.

Gleichwohl gebe es durchaus Beschwerden wegen längerer Fahrtzeiten. Der Kritik an unzureichenden Info-Aushängen in den Bahnhöfen sei unverzüglich nachgegangen worden.

Hölzerne Schwellen, die bei der Sanierung von Bahnstrecken übrig blieben, erfreuten sich in der Vergangenheit bei Hobbygärtnern großer Beliebtheit und wurden zur Hangsicherung und als Einfassung von Beeten verwendet. Außer Acht blieb dabei, dass das Holz zum Schutz vor Witterung, Schädlingsund Pilzbefall meist mit teerhaltigen Mitteln wie Carbolineum druckimprägniert worden war.

Enthalten sind darin aromatische Kohlenwasserstoffe, die als krebserzeugend gelten. Sie werden über Jahrzehnte in geringen Mengen an die Umwelt abgegeben.

Vorsicht ist also geboten, weshalb die Chemikalienschutzverordnung vorschreibt, dass Bahnschwellen, die nach dem 31. Dezember 2002 mit teerhaltigen Holzschutzmitteln behandelt wurden, nicht mehr in Verkehr gebracht werden dürfen. Wurde das Teeröl vor diesem Stichtag eingesetzt, ist eine Wiederverwendung zwar erlaubt, jedoch nicht innerhalb von Gebäuden, auf Spielplätzen, in Parks und Gärten, für die Anfertigung von Gartenmobiliar und Pflanzenbehältnissen sowie für Verpackungen, die mit Nahrungsmitteln in Berührung kommen.

Klare Verhaltenssregeln gibt es auch für die Beseitigung: Wer kontaminierte Schwellen zu Kleinholz verarbeitet hat, darf es nicht einfach in seinen Wohnzimmerofen stecken. Weil bei der Verbrennung giftige Dämpfe entstehen, ist das Holz als Sondermüll zu entsorgen.

Das gilt auch für die Bahn.