Unser Büchertipp:
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Kalender mit Bilder der Brenztalbahn für das Jahr 2025
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Eine Dokumentation über die Anfänge des öffentlichen Stadtlinienverkehrs in Stuttgart - 1860 bis 1897
27.04.18 18:58 Uhr Alter: 7 Jahre
Fahrplankonferenz Frühjahr 2018
Von: Uwe Siedentop
Die Fahrplankonferenz des Frühjahres 2018 war geprägt von den Verspätungen und dem sehr schlechten Fahrbetrieb auf Rems- und Brenzbahn. Ebenso zeichnet sich langsam der Übergang von DB Regio auf die Auschreibungsgewinner Hohenzollerische Landesbahn (HzL) und Go-Ahead ab.

Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt ist der Umbau der Brenzbahn kurz vor dem Ulmer Hauptbahnhof. Ein neue Brücke über die Neubaustrecke Ulm–Wendlingen verursachte bereits Ende 2017 das Verschwenken der Brenzbahngleise. Foto: Uwe Siedentop.


Die extra für die Brenzbahn wieder in Betrieb genommenen Triebwagen der Baureihe 644 werden zum Fahrplanwechsel 2019 wieder verschwinden. Der neue Betreiber HzL fährt dann die neuen bestellten Triebwagen der Marke „Lint“. Foto: Uwe Siedentop.

Im Auftrag der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg hatte die IHK Ostwürttemberg Kommunen, Firmen und die Fahrunternehmen eingeladen. Nach kurzer Begrüßung übergab Alexander Paluch, zuständig für Verkehrsfragen bei der IHK, die Leitung der Konferenz an Martin Hilger von der NVBW (Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg) aus Stuttgart.

Wie bereits zur Herbstkonferenz 2017 waren auch diesmal Vertreter der Firma Voith zu Gast. Silke Burrmeister und Jürgen Ganzenmüller erläuterten mit einer Präsentation ihre Sicht auf den momentanen schlechten Fahrbetrieb auf der Brenzbahn.

Frau Burrmeister schilderte beispielhaft die Probleme eines Mitarbeiters, der tagtäglich auf das öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Dabei wurde offensichtlich, dass – abgesehen von der momentanen Situation – dies ein schwieriges und zeitaufwändiges Unterfangen ist. Zu lange sind die Züge unterwegs, zu weite Wege verhindern ein schnelles Weiterkommen. Ideen aus Sicht der Mitarbeiter ergänzten den Vortrag. Die Eingleisigkeit und die Zugdichte seien überdeutlich zu bemerken. Der Vortrag der Mitarbeiter der Firma Voith wurde allgemein sehr begrüßt und es erging die Aufforderung an andere Firmen, sich hier ebenfalls einzubringen. Nur so kann der Bedeutung der Brenzbahn Glaubwürdigkeit geben werden.

Martin Hilger betonte nochmals die momentan Umstrukturierung des Fahrbetrieb der Rems- und Brenzbahn und das wir uns hier in der letzten Phase befinden. Die bereits 2014 durch die Baden-Württembergische Regierung begonnenen Ausschreibungen zeigen kurz vor der Umstellung im Juli 2019 ihre Auswirkungen. Das seither fahrende Unternehmen scheint nicht mehr verlässlich und die Neuen dürfen erst ab 2019 fahren.

Wer die „Neuen“ sind, wurde auf der Konferenz deutlich: Vertreter der beiden Firmen stellten sich und ihr Unternehmen vor.

Betriebs- und Verkehsplaner Dominik Passoth von der Firma Go-Ahead erläuterte, dass Go-Ahead aus England kommt und seit 2014 in Deutschland tätig ist. 2016 und 2017 hat sie zwei Zuschläge erhalten, darunter die Remsbahn von Stuttgart über Aalen und weiter auf der Jagstbahn nach Crailsheim. Go-Ahead wird in Aalen in unmittelbarer Bahnhofsnähe einen Schalter einrichten.

Die Hohenzollerische Landesbahn — HzL — ist in Baden-Württemberg kein unbekanntes Unternehmen. Sie gehört zu 100 Prozent dem Land Baden-Württemberg und betreibt seit langem die hohenzollerischen Strecken um Sigmaringen. „Sie befährt einige Strecken, die sie auch nach Ulm und an den Bodensee bringen“, erläutert Betriebs- und Verkehrsplaner Michael Sauer. Auch die HzL will Kundennähe zeigen und richtet unmittelbar neben dem Bahnhof Heidenheim ein Büro ein.

Ein großes Thema waren die zukünftigen RE-Fahrzeuge auf der Rems- und Brenzbahn. Martin Hilger versicherte, dass die im Juli 2019 kommenden 48 neuen Fahrzeuge „FLIRT 3 XL“ (elektrisch) und 10 Fahrzeuge „LINT 54“ (Diesel) direkt vom Hersteller kommen und Ausfälle nicht erwartet werden. Sie seien bereits an anderer Stelle im Einsatz und somit wären die Kinderkrankheiten nicht mehr zu befürchten. Auch würden die Mitarbeiter der beiden Firmen bereits geschult, so dass fehlende Streckenkenntnisse und Fahrzeuge nicht zum Tragen kommen werden. Dominik Passoth warnte aber: „Die Umstellung wird nicht ohne Komplikationen abgehen, dazu hätte er schon zu viele Umstellungen miterlebt“.

Die Fahrzeuge der schnellen IRE-Strecken Ulm–Basel und Aalen–Ulm werden momentan auf die überarbeiteten VT 612 umgestellt. Schon heute fahren die weiß/gelben Fahrzeuge ab und zu auf der Brenzbahn bis Aalen und zurück. Ab 1. Mai 2018 werden nur noch diese Triebwagen der IRE-Verkehr bestreiten.

Sehr deutlich kam der schlechte Betrieb auf der Brenzbahn und den dazugehörigen Busfahrten bei Schienenersatzverkehr zur Sprache. Alle anwesenden Bus- und Bahnunternehmen beklagten das fehlende orts- und sprachkundige Personal, das bereits aus der Not heraus aus dem europäischen Ausland angefordert werden musste. Durch mangelnde Zeit und Einarbeitung kam es zu vielen Störungen im Betrieb.

Zu den Befürchtungen, dass mit der Umstellung des Fahrbetriebes im Juli 2019 auch der Fahrplan Veränderungen unterworfen werden muss, konnte Entwarnung gegeben werden: Der Fahrplan auf Rems- und Brenzbahn bleibt bis auf kleinere Verschiebungen weitestgehend unverändert. Auf der Brenzbahn wird schon im Dezember zum Fahrplanwechsel nach dem geänderten Fahrplan gefahren. Wichtigste Neuerung ist die Knotenzeit in Heidenheim. Auf die volle Stunde, zur Minute 00, werden sich die Regionalexpresszüge (RE) im Bahnhof Heidenheim begegnen.

Auch 2018 werden Baustellen den Betrieb beeinträchtigen: Vor allem die Elektrifizierung der Südbahn Ulm–Friedrichshafen (–Lindau) ist hier zu nennen. Aber auch die Brenzbahn wird nicht verschont bleiben. Im August und September wird durch Schwellenwechsel zwischen Giengen und Heidenheim bzw. Königsbronn der Schienenersatzverkehr den Personentransport beherrschen. Und ebenfalls in dieser Zeit wird die Remsbahn wegen Bauarbeiten vom 25. August bis 16. September gesperrt sein.