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19.07.17 17:10 Uhr Alter: 7 Jahre
Krach um die Brenzbahn: „So haben wir nicht gewettet“
Von: Karin Fuchs
Zweigleisigkeit Der Brenzbahn-Ausbau dauert länger als erwartet und wird dreimal so teuer. Die CDU-Fraktion droht, die kommunale Mitfinanzierung zu streichen.

Die Brenzbahn ist nur in den Bahnhöfen wie hier in Heidenheim mehrgleisig, das ist ihr Handicap. Foto: Uwe Siedentop

Ein politisches Gewitter prasselte im Kreistag auf Landrat Thomas Reinhardt ein. Vertreter aller Fraktionen sind sauer darüber, dass der Ausbau der Brenzbahn sich hinzieht und dass die ursprünglichen Kostenschätzungen stark daneben lagen. Ursprüngliches Ziel war es, die Brenzbahn bis zum Jahr 2019 so umzubauen, dass der Taktverkehr deutlich erhöht werden kann. Kosten sollte dies nach ersten Schätzungen 24 Millionen Euro.

Doch das erwies sich als Fehlplanung. Der Fertigstellungstermin liegt mittlerweile im Jahr 2026. Zudem stiegen die Kosten bei genauerer Untersuchung durch das Planungsbüro der Bahn auf 66,2 Millionen Euro an. Auf Antrag der SPD-Fraktion sollten am Montag zwei Fachleute erklären, wie es zu diesen extremen Korrekturen kommen konnte und wie der Stand der Planungen ist.

Dr. Oliver Dümmler, Vorsitzender des Vereins Regio-S-Bahn DonauIller, sagte, dass der Verein und damit auch der Landkreis auf den zeitlichen Ablauf wenig Einfluss habe. Er wehrte sich gegen Anschuldigungen, die Brenzbahn habe keine hohe Priorität. Im Gegenteil: Im Vergleich zu den anderen Strecken im Bereich der S-Bahn Donau-Iller seien die Planungen bei der Brenzbahn am weitesten vorangeschritten.

Doch warum waren die Kosten so sehr aus dem Ruder gelaufen? „Waren wir zu naiv?“ fragte Clemens Stahl seitens der SPD-Fraktion hinsichtlich der Fakten, die vor zwei Jahren noch auf dem Tisch lagen. Damals hatten regionale Entscheidungsträger als wichtiges politisches Signal die Sontheimer Erklärung unterschrieben und sich damit hinter den Ausbau der Brenzbahn gestellt.

Einer der wesentlichen Gründe für den Preissprung war, dass damals mit einem Preisstand aus dem Jahr 2006 geplant worden sei, führte Günter Koch von der DB Engineering & Consulting aus. Außerdem hat sich bei der genaueren Untersuchung des Geländes herausgestellt, dass es allein mit dem Bau eines zweiten Gleises nicht getan sei, sondern einige Abschnitte komplett neu gebaut werden müssten.

Dadurch sind die 1,3 Kilometer Zweigleisigkeit bei Bergenweiler doppelt so teuer geworden und liegen jetzt bei 13,2 Millionen Euro, die fünf Kilometer Doppelgleis zwischen Rammingen und Langenau kosten nach 50-prozentiger Steigerung 29,5 Millionen Euro. Hinzu kommen noch Anpassungen bei Bahnübergängen sowie Änderungen bei den Stellwerken und der Signaltechnik.

Und nicht zuletzt müssen die Bahnhöfe in Herbrechtingen und Sontheim umgebaut werden, damit dort Züge parallel einfahren können.

Und zu all dem wurde noch ein Kostenpuffer von 30 Prozent für Unvorhergesehenes einberechnet – aus Erfahrung.

Über alle Fraktionen hinweg herrschte Ernüchterung gepaart mit Frustration. „Im Ergebnis bringt uns das nicht weiter“, sagte Clemens Stahl. „In einem hochtechnologisierten Land wie dem unserem müsste das doch schneller gehen.“ Rainer Domberg (SPD) unterstellte dem Landrat, falsche Erwartungen geweckt zu haben, als er sich selbst an die Spitze gestellt habe, dass die Brenzbahn 2019 fertig sein solle. „Wenn alle Unternehmen so lange Realisierungsprozesse hätten, würden wir heute noch auf den Bäumen klettern“, überspitzte es Uli Grath (Freie Wähler). Margit Stumpp (Grüne) sagte, dass nun alles daran gesetzt werden müsse, die Brenzbahn-Finanzierung im Bundesverkehrswegeplan zu verankern. Sie stand nicht allein mit der Kritik, dass die Region abgehängt sei – und das, obwohl man mit Stuttgart 21 auch dem Landkreis schnellere Anbindungen versprochen habe.

CDU-Fraktionschef Bernhard Ilg mahnte den Landrat, das Signal aus dem Gremium ernst zu nehmen. „Die Mitfinanzierung der Planung ist in höchstem Maße in Frage gestellt“, kündigte er einen weitreichenden Schritt an. Die kommunalen Gelder seien damals unter anderen Grundlagen bewilligt worden, nämlich damit der Ausbau der Brenzbahn schneller vorangehe. Das sei nun nicht mehr gegeben.