Gestern war auf der Brenzbahn beinahe schon ein besonderer Tag: Die Züge fuhren pünktlich.
Diese Normalität ist derzeit eigentlich ein Ausnahmezustand.
Fast kein Tag vergeht, an dem nicht von irgendeiner Unwegsamkeit auf der Brenzbahn berichtet wird. Pendler führen bereits Protokoll über die Pannen, machen Bilder von Verspätungsmeldungen, um zu zeigen, dass die Klagen nicht grundlos sind.
Da werden aus fünf Minuten Verspätung erst zehn Minuten, später dann 30. Manchmal fällt der Zug am Ende ganz aus. Ein anderes Mal muss der Zug in Mergelstetten vor dem Bahnübergang Hainenbachstraße halten und vor der Weiterfahrt hupen, weil die Halbschranke nicht schließt.
Ein andermal heißt es, dass in Aalen eine Weiche defekt sei und der Zug deshalb nicht abfahren konnte. Wieder ein anderes Mal heißt es von Bahnseite, dass wegen eines Sicherheitsmangels nur ein Triebwagen der Baureihe 650 aufzutreiben gewesen sei. Die Folge: Platznot und stehende Reisende.
Vorige Woche erst mussten Zugverbindungen ausfallen, weil ein Lokführer kurzfristig krank geworden war. Stellt sich die Frage nach dem Notfallplan. Den gibt es laut Auskunft eines Bahnsprechers durchaus. Dass er nicht greife, sei eine Ausnahme. Grund sei, dass just zur Urlaubszeit ein hoher Krankheitsstand hinzukomme.
Wenn dann kurzfristig eine Krankmeldung kommt, könne man bei der engen Personaldecke so schnell niemanden herholen, so der Bahnsprecher.
Die Zustände auf der Brenzbahn haben mittlerweile auch Lokalpolitiker alarmiert. Im Heidenheimer Gemeinderatsausschuss wurde erst diese Woche darüber geklagt, was sich die Brenzbahn derzeit erlaube. Doch aus der Idee, die Bahn auf Schadensersatz zu verklagen gemeinsam mit anderen Gemeinden, wird nichts.
Oberbürgermeister Ilg teilt zwar den Ärger, verweist aber darauf, dass nur betroffene Reisende Schadensersatz fordern könnten.
Überlegt wird, ob ein Brief an die Bahn helfen könnte.
Bereits formuliert hat die Kritik die SPD-Kreistagsfraktion. In einer Pressemitteilung fordert sie die sofortige Verbesserung im Bahnverkehr. Neben den Verspätungen und Zugausfällen seien oftmals auch die Klimaanlagen defekt, sodass die Fahrgäste in stickiger Hitze ausharren müssten, weil die Fenster gesperrt seien.
Mit der Bereitstellung von moderneren Zügen im Frühjahr sei die Hoffnung geweckt worden, dass die mit veraltetem Zugmaterial begründeten Ausfälle und Verspätungen ein Ende haben.
„Diese Versprechungen haben sich nicht erfüllt“, heißt es in dem Papier, das auch auf jüngste Veröffentlichungen der HZ Bezug nimmt: Neben Problemen mit dem Zugmaterial – zum Beispiel Motorschaden – kämen nun noch Stellwerksstörungen hinzu.
„Wenn sich die Zuverlässigkeit nicht schnell bessert, ist ein Rückgang bei den Abo-Kunden und den Fahrgastzahlen insgesamt nicht auszuschließen“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Hans-Dieter Diebold aus Hermaringen.
Die Bahn räumt derweil technische Probleme ein, die vor allem die neuen technischen Triebwagen der Baureihe 644 betreffen, die seit März in Betrieb sind. Dort gebe es Probleme speziell mit dem Antrieb, so ein Bahnsprecher.
„Wir gehen davon aus, dass wir das bis Anfang August im Griff haben.“