Gerhard Schnaitmann, Angebotsplaner der NVBW Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, begann mit einem Überblick der aktuellen Verkehrspolitik in der Bundesrepublik. Hier führte er die in den letzten Jahren verschobenen Verhältnisse der Verteilschlüssel auf, die durch die veränderte Nachfrage sich ergeben hätten.
So liege der Bevölkerungszuwachs in Baden-Württemberg gegenüber 1994/95 bei +11%. Der Verteilschlüssel wurde aber in der Zeit nicht angepasst, so dass das Land eigene Mittel bereitstellen müsse, um den laufenden Betrieb und die gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden: Steigende Fix-Kosten bei den Trassen und Stationskosten. So werden die finanziellen Spielräume immer enger.
Zur landesweiten Pünktlichkeit ist der Zielwert in 2014 mit 94% nicht erreicht worden. Viele verspätete Züge mit mehr als 6 Minuten würden die Statistik drücken. Vor allem der Oktober mit 13% der Züge schlage hier zu Buche.
Zu den Gründen dieser Entwicklung nannte Schnaitmann vor allem die Abhängigkeiten vom Fernverkehr. Hier seinen fehlende Investitionen auffällig, die vor allem durch die Konkurrenz der Fernbusse verursacht würden: Fernbusse müssten keine Infrastruktur vorhalten und könnten die Straßen ohne Trassenkosten befahren. Vielfach würden auch die Busbahnhöfe aus Kostengründen von den Bussen nicht angefahren werden. Eine Entwicklung die Interessant ist aber entsprechende finanzielle Ungleichheiten zwischen den Konkurrenten aufzeige. Ganz deutlich macht sich der Investitionsrückstand bei den IC-Zügen der Verbindung Stuttgart-Aalen-Nürnberg bemerkbar.
„Diese Entwicklungen habe nicht nur Auswirkungen auf den Fernverkehr“, so Schnaitmann. „Durch die Konzentration der Fernbusse und die jetzt beginnende Entwicklung der Transportketten mit den entsprechenden Umsteigemöglichkeiten wird sich das auch auf den Nahverkehr auswirken. Davon profitieren könnten allerdings die dünn besiedelten Räume.
Im Nahverkehr, speziell zur Brenzbahn, übergab Schnaitmann das Wort an den Teilnetzmanager Jürgen Schnabl. Er nahm die aktuellen Fragen zu den Problemen der fehlenden Fahrzeuge seit Oktober 2014 auf: Landrat Thomas Reinhardt hatte einen Brief an die DB Regio anlässlich der zu wenigen Fahrzeuge geschrieben und forderte auf, hier Verbesserungen vorzunehmen.
Schnabl zählte hier verschiedene Ereignisse auf, die für diese Probleme verantwortlich seien: Der Umbau des Bahnhofes Ulm für die Neubaustrecke Ulm-Wendlingen bedingte zeitweise die Sperrung des zweiten Zufahrgleises zu den Werkstätten, das erst wieder im Juni 2015 zur Verfügung stehen wird. Dann nannte er den Winter, der einige Fahrzeuge zum stehen zwang; die Neigetechnik der Fahrzeuge des Triebwagen 611 mussten zeitweise abgeschaltet werden. Auch hätte es zu lange gedauert, bis der Zustand wieder vertretbar war.
Als Gegenmaßnahmen führte Schnabl an, das 10 Fahrzeuge aus dem Neckargebiet und das fünf Triebwagen der Baureihe 611 zusätzlich zum Einsatz angefordert wurden. Ebenso wurden die Arbeitszeiten erhöht und die Schichten entsprechend erweitert. Als weitere Gegenmaßnahme wurden die schwierigen Baureihen reduziert und besondere Züge, wie beispielsweise die Schülerzüge, würden gesondert überwacht werden. Die Fahrzeugführer werden angewiesen, die Fahrzeuge vor der Fahrt auf Ihre Fahrtüchtigkeit in beide Richtungen zu überprüfen.
Als gesondertes Thema kam dann auch die Kommunikation der Bahngesellschaft zur Sprache: Die Fahrgäste würden nur in ganz besonderen Einzelfällen zeitnah informiert. Hier wurde vor allem bemängelt, dass kein Fahrgast informiert würde, ob bei einem Ausfall eines Zuges der Nachfolgezug fahren würde.
Teilnetzmanager Schnabl versprach, dieses Problem anzugehen. Von der Fahrplankonferenz bekam er die Bitte mit, auch in Stuttgart sich dafür einzusetzen, das dort mehr offensive Kommunikation betrieben werde.
Fahrplan und Baumaßnahmen 2015
Vom 11. Juli bis zum 6. September 2015 werden an fast allen Wochenenden in Ulm Hbf die Bahnsteiggleise und die dazugehörigen Weichen erneuert oder umgebaut. Es fehlen an diesen Wochenenden etwa die Hälfte der verfügbaren Bahnsteige. Diese Baumaßnahmen im Zug der Neubaustrecke Ulm-Stuttgart schränken die Aufnahme- und die Fahrmöglichkeit der Züge deutlich ein.
Als Auswirkungen wurden Schienenersatzverkehr in Richtung Langenau/Württ. (Brenzbahn), in Richtung Laupheim/Biberach (Südbahn) und in Richtung Beimerstetten/Geislingen (Filsbahn) genannt. Die Reisenden in Richtung Neu-Ulm werden auf die Stadtbuslinien verwiesen.
Auf die Frage des Ortsverbandes des Verkehrsclubs Deutschland, VCD, nach dem Umbau des Bahnsteiges des Haltepunktes Itzelberg nannte Schnaitmann Samstag, den 28. März, als Startpunkt. An acht Wochenenden werde er umgebaut, was Auswirkungen auf den Schienenverkehr haben wird: Schienenersatzverkehr der RE-/RB-Züge zwischen Schnaitheim (Halte auf Gleis1) und Königsbronn. Es wird zur Verschiebung des Fahrplans kommen, wobei der Knoten Aalen gehalten werden kann. Allerdings wird das durch den Wegfall der Halte in Unterkochen erkauft. Im Anschluss an die Ersatzbusse fahren die Züge verspätet von Heidenheim-Schnaitheim bis Langenau (Württ)/Ulm Hbf bzw. in der Gegenrichtung von Königsbronn bis Aalen/Ellwangen/Jagstzell. Einzelne Züge fahren in den Morgenstunden früher von Aalen bis Königsbronn. Die schnellen IRE-Züge verkehren an diesen Wochenenden nicht.
Weichenbauarbeiten zwischen Langenau und Ulm erfordern am 30. Mai Schienenersatzverkehr durch Busse.
Zu Baumaßnahmen, die die Brenzbahn mittelbar betreffen, wurden noch die Bahnsteigerneuerungen in Aalen genannt. Sie sollen im Laufe des Jahres 2015 begonnen werden. Ferner werden vom 14. bis 17. Mai Brückenbauarbeiten zwischen Goldshöfe und Jagstzell durchgeführt. Der Abschnitt Goldshöfe-Crailsheim wird dabei gesperrt und Schienenersatzverkehr ab Aalen eingerichtet.