Der Streik, zu dem die Lokführergewerkschaft GDL aufgerufen hat, zeigt Auswirkungen im gesamten Land. Auf manchen Strecken verkehrten gestern den ganzen Tag über keine Züge, auf der Informationsseite der Bahn im Internet findet sich bei vielen Verbindungen der Hinweis, dass überhaupt kein Zugverkehr stattfindet oder Busse als Ersatz eingesetzt werden.
Ganz so heftig hat es die Reisenden auf der Brenzbahn bisher nicht erwischt. Zwischen Ulm und Aalen waren gestern durchaus Züge unterwegs, wenngleich es auch hier etliche Ausfälle gab.
Betroffen waren in erster Linie die Interregio-Express-Züge (IRE), die die Strecke in 50 Minuten zurücklegen und nur an größeren Bahnhöfen, darunter Heidenheim, halten. Die meisten Regional-Express-Verbindungen, die rund eine halbe Stunden länger benötigen, konnten aufrechterhalten werden.
Trotzdem kam es für viele Bahnkunden zu ganz erheblichen Einschränken, die wohl auch die kommenden Tage fortbestehen werden. Am Service-Schalter im Bahnhof wissen die Mitarbeiter eine Lied davon zu singen. Sie sind nicht nur mit dem Ärger vieler Bahnkunden konfrontiert, deren Züge nicht fahren, und die ihre Anschlussverbindungen verpassen. „Es gibt einen Notfahrplan, aber man kann sich nicht hundertprozentig darauf verlassen, dass der auch funktioniert“, sagt ein Bahn-Mitarbeiter. Besondere Zeiten bringen besonderes Handeln mit sich: „In der momentanen Situation versuchen wir, Bürokratie zu vermeiden, wo es geht. Wenn jemand sein Ticket zurückgibt, weil ein Zug nicht fährt, zahlen wir das einfach ohne viele Formulare aus“, sagt der Bahnmitarbeiter. Wie es mit den Verbindungen heute und am Wochenende aussehen wird, wie viele Züge gestrichen werden, ließ sich gestern noch nicht sagen.
Gestern meldeten sich viele FCH-Fans am Schalter, die eigentlich mit dem Zug nach Hamburg fahren wollten, um den Verein beim Spiel gegen St. Pauli (siehe Sportteil auf Seite 23) zu unterstützen. „Wir versuchen natürlich zu helfen, wo es geht, aber vor allen Dingen bei Fernverbindungen wird es schwierig, wenn Anschlusszüge erreicht werden müssen. So haben zahlreiche FCH-Fans ihre Fahrkarten zurückgegeben. „Wir haben auch mitgekriegt, dass sich viele Hotels kulant zeigen und von Gästen keine Stornierungsgebühren verlangen“, so der Bahn-Mitarbeiter.
Andere Fußballfans haben schon vor Tagen nach Alternativen zum Zug gesucht. „Ja, wir haben am Wochenende sehr viele Fahrten nach Hamburg“, wird von den Autovermietungen vor Ort bestätigt. Bei „Europcar“ etwa sind von ansonsten rund 60 vorrätigen Wagen nur noch sehr wenige verfügbar. „Wer jetzt noch ein Auto will, hat nur noch wenig Auswahl“, so eine Mitarbeiterin.
Die meisten Mietwagen werden heute übergeben, was die Mitarbeiter vor eine gewaltige Herausforderung stellt. Ähnlich ist die Situation bei „Avis“. Auch hier gibt es nur noch sehr wenige Mietwagen. Und auch hier wird bestätigt, dass das eine Auswirkung des Lokführerstreiks ist.
Beim FCH selbst sieht man den Lokführer-Streik eher gelassen.
„Ich denke, dass nur ein geringer Anteil der rund 1200 Fans mit dem Zug nach Hamburg fahren wollte“, sagt der Fanbeauftragte.
Fabian Strauß. Und die würden sicherlich Alternativen finden. An den Einsatz zusätzlicher Fanbusse von Seiten des FCH sei nicht gedacht. „Wir wissen von sieben Bussen, die nach Hamburg fahren, und das müsste genügen“, so Strauß.
Die heimische Industrie ist vom Streik der Lokführer kaum betroffen. Bei der Hartmann-Gruppe etwa hat man sich vorbereitet: „Um die Belieferung unseres Betriebs in Herbrechtingen zu gewährleisten, haben wir in enger Abstimmung mit unseren Logistikern die Anlieferung von Rohmaterial auf Lkw umgelenkt“, sagt Hartmann-Pressesprecherin Anja Krey. Darüber hinaus zeige der Streik bislang keine Auswirkungen auf den Betrieb.
Bei Voith hat der Streik auf die Produktion keinerlei Auswirkung.
Auf die Mitarbeiter hingegen schon. „Viele, die ansonsten mit dem Zug fahren, müssen jetzt eben mit dem Auto zur Arbeit fahren“, sagt Pressesprecher Markus Woehl.