Die Finanzierung knüpft der Minister an zwei Bedingungen. Die erste: Die Kommunen bringen die andere Hälfte der Gesamtkosten von schätzungsweise 17 bis 18 Millionen Euro auf. Die zweite: Die Planungen müssen bis 2019 in den wichtigsten Stufen so weit abgeschlossen sein, dass Kostensicherheit besteht und der genaue wirtschaftliche Nutzen genannt werden kann. Das Zeitziel ist deshalb wichtig, weil dann der Gemeindeverkehrsfinanzierungplan ausläuft, aus dem Hermann das Geld nehmen will. „Die paar Millionen versuchen wir zusammenzukratzen.“ Diese Zusage machte derMinister im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Konzerthaus, die der Heimat- und Altertumsverein Heidenheim zum großen Jubiläum 150 Jahre Brenzbahn organisiert hatte. Mit auf dem Podium saß Landrat Thomas Reinhardt, der zufrieden dreinblickte: „Gestern hätte ich Ihnen gesagt, der Brenzbahnausbau kommt, ich kann Ihnen nur nicht sagen, wann. Heute sage ich: Er kommt früher als gedacht.“ Planungen bis zum Jahr 2019 klingt zwar lang, ist aber angesichts eines solches Großprojektes knapp bemessen. Der Landrat bleibt optimistisch: Ab Montag will er Dampf machen, nicht nur planerisch. „Meine Aufgabe wird es sein, mit dem Geldbeutel herumzugehen.“ Reinhardt räumte ein, dass das schwierige Verhandlungen mit den Kommunen sein werden, aber es sei „alternativlos.“ Auch an dieWirtschaft, die in Form eines besseren Gütertransports profitieren kann, will der Landrat herantreten. Die Grundsteine dafür gelegt hat Reinhardt dabei bereits, im Frühjahr hatten sich Kommunen, Wirtschaft und Politik im Einzugskreis der Brenzbahn zur Interessengemeinschaft Brenzbahn zusammengeschlossen, um den Ausbauwunsch gemeinsam voranzutreiben. Auch Dirk Seidemann, der als stellvertretender Regionalverbandsdirektor den Brenzbahn-Ausbau seit Jahren plant, hält das Einhalten der Zeitschiene im Bereich des Möglichen. „Unser Vorteil ist, wir planen schon seit 1994.“ Aber es werde eng. Minister Hermann bremste die Euphorie: Die Deutsche Bahn als Eigentümerin der Schiene müsse mitspielen und müsse es zulassen, dass andere bauen. Hier kommt Bundestagsabgeordneter Roderich Kiesewetter ins Spiel. Er verwies darauf, dass es gemeinsam mit dem Landrat bereit Vorgespräche gegeben habe. Baden-Württembergs Bahnchef Eckart Fricke habe seine klare Unterstützung zugesagt für den Brenzbahnausbau.
Kiesewetter hält es in Sachen Finanzierung möglich, einen zweiten Topf anzuzapfen. Er verweist auf die neue Strukturierung des Bundesverkehrswegeplans, die in neun Monaten so weit sein werde, wo ebenfalls der Brenzbahn-Ausbau angemeldet werden sollte. Geld vom Bund und Land? „Das schließt sich nicht aus“, so Kiesewetter.
Der zweigleisige Ausbau der Brenzbahn auf zwei Abschnitten hat Vorteile für den Personennahverkehr, da dadurch ein IRE-Stundentakt möglich wird (bisher zwei Stunden). Auch die Unternehmen können von einem Ausbau profitieren. Güterzüge, die heute meist nur nachts fahren können, könnten dann im 2-Stunden-Takt verkehren, so die Prognose von Seidemann. Dies könnte nicht nur der Firma BSH Giengen zugutekommen. Deren Logistik-Chef Gerd Ogger berichtete von großen Investitionen der Firma in den Güterverkehr. Allerdings habe die Bahn selbst kein Interesse gehabt am Einzelwagenverkehr der Firma, weshalb Bosch-Siemens mit Privatbahnen fahre. Ogger sprach davon, dass die Firma prüfen müsse, ob sich eine Beteiligung am Ausbau für die Firma rechne, war sich aber sicher, dass über die Verbände etwas geht.
Steht noch die Frage der Elektrifizierung aus: Angesicht der 100 Millionen Euro an voraussichtlichen Kosten sah Hermann das als eine Nummer zu groß für das Land an, das sei Sache des Bundes. Kiesewetter verwies darauf, den Einsatz von Hybrid-Loks zu prüfen, die mit Diesel und Elektroantrieb fahren könnten. Doch ist das alles Zukunftsmusik. Viel näher liegt da die Ausschreibung.
Die Deutsche Bahn könne noch bis 2016 mit ihrem „Altmaterial der Republik“ im Baden-Württembergischen Schienennetz fahren, so Hermanns Seitenhieb auf die teils veralteten Züge. Bei der Neuausschreibung würden jedoch bestimmte Standards festgelegt.