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09.09.14 00:00 Uhr Alter: 10 Jahre
Mit der Bahn in den Krieg - Schätze aus dem Fundus: Uwe Siedentop präsentiert Fotografien im Heidenheimer Pressehaus
Von: Stefanie Kirsamer HZ
30 Fotos aus einem Fundus von über 60 000 Bilder hat Eisenbahnexperte Uwe Siedentop ausgewählt und stellt diese derzeit im Foyer des Pressehauses der Heidenheimer Zeitung aus.

Aus Angst vor Partisanen wurden die "Veteranen" an Brücken und Tunnels aufgestellt.


Ein freundliches Winken der Angehörigen und mit einem "wir sind morgen wieder daheim" auf den Lippen fuhr der Zug in Richtung französiche Front.

Eindrucksvoll und in schwarzweiß zeigen die Bilder, welchen Stellenwert die Eisenbahn im Ersten und Zweiten Weltkrieg hatte und wie wichtig das Transportmittel während des Wiederaufbaus war. „Die Ausstellung mit dem Titel ,Die Brenzbahn in den beiden Weltkriegen‘ ist aber nicht nur eine Ansammlung von markanten Fotos aus diesen Zeiten, sondern erzählt eine ganze Geschichte“, erklärt Siedentop.

Diese beginnt mit dem Ersten Weltkrieg. Es sind Männer zu sehen, die mit der Eisenbahn in den Krieg ziehen. Von Angst oder Traurigkeit findet sich keine Spur – lächelnd winken sie ihren Familien zum Abschied zu.

Besonders fasziniert ist Uwe Siedentop davon, dass es überhaupt Bilder aus dieser Zeit gibt. „Denn damals hatte man große Angst vor Sabotage“, sagt der Eisenbahnexperte. Damit die Militärtransporte ungehindert auf den Schienen fahren konnten, bewachten ältere Männer die wichtigen Eisenbahntunnel, auch den „Brunnenkopftunnel zwischen Schnaitheim und Itzelberg.

Vom Ersten Weltkrieg springt die Ausstellung bis in die letzten Tage des ZweitenWeltkriegs. Es sind zerstörte Eisenbahnbrücken zu sehen und Lokomotiven, die zerschossen neben den Schienen liegen.

„Die Brücken sind nicht von den Amerikanern zerstört worden, sondern von der Wehrmacht selber, um die Amerikaner am Vormarsch zu hindern“, sagt Siedentop. Doch in der Zeit des Wiederaufbaus galt die Eisenbahn als wichtigstes Transportmittel, deshalb wurden die Eisenbahnschienen und -brücken schnellstmöglich repariert. „Hier spielte vor allem die Firma Voith eine große Rolle“, erklärt Siedentop.

Auf der Strecke von Ulm nach Heidenheim war die Zerstörung groß, wie die Bilder von Siedentop zeigen. Vier Brücken mussten nacheinander wieder errichtet werden. „Die Eisenbahn musste ja erst mal das Material heranfahren, und erst als die erste Brücke wieder befahrbar war, konnte man zur nächsten weiter“, so Siedentop.

Aber auch die Strecke nach Aalen war nach der Kapitulation im April 1945 versperrt. Erst ab dem 8. Juni 1945 war die Strecke wieder befahrbar. Aalen sei schon damals ein wichtiger Knotenpunkt für den Eisenbahnverkehr gewesen. Denn es gab dort sowohl eine Drehscheibe, um die Züge zu drehen, als auch ein Ausbesserungswerk, wo die Loks repariert werden konnten.

Welches Bild in der Ausstellung Siedentop am besten gefällt, kann er nicht sagen. Denn: „Jedes Bild hat für mich eine Aussagekraft, weil ich die Geschichte dahinter kenne“, sagt er. Ob es jedem Besucher auch so gehen wird? Zu jedem Bild hängt zwar eine kurze Erklärung, aber Siedentop selbst weiß zu jedem Bild noch viel mehr und sieht auf den Aufnahmen Details, die kaum ein anderer sieht.

Beispielsweise auf einer Luftaufnahme vom Bahnhof in Herbrechtingen: Für den ungeübten Beobachter sind darauf nur ein paar kleine, schwarzen Punkten zu erkennen. Aber Siedentop sieht sofort einen Zug. Er recherchierte in Archiven und fand heraus, dass es sich um einen Zug handelte, in dem 80 Pferde waren. Dieser wurde zwischen Bolheim und Herbrechtingen bombardiert und alle Pferde starben. „Der Zug fuhr dann zurück in den Herbrechtinger Bahnhof und dort wurde er ein zweites Mal von den Amerikanern beschossen“, so Siedentop.

Aber warum beschränkt sich Siedentop zum 150-jährigen Bestehen der Brenzbahn nur auf die Kriegszeiten? „Erstens wollte ich das Thema Eisenbahn und Krieg darstellen, und zweitens gibt es von der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nur sehr wenige Bilder“, so der Eisenbahnexperte.

Uwe Siedentop ist schon sehr lange von der Brenzbahn fasziniert und sammelt bereits seit 1978 alles, was ihm mehr über die Geschichte der Eisenbahn erzählt. In seinem Buch „Die Brenztalbahn“ können Interessierte noch mehr Informationen finden.

Info Die Foto-Sammlung „Die Brenzbahn in den beiden Weltkriegen“ zusammengestellt von Uwe Siedentop ist im Heidenheimer Pressehaus noch bis zum 8. Oktober zu sehen.