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03.07.14 23:14 Uhr Alter: 10 Jahre
Im Verzug: Räumung einer Unfallstelle Die Bahn, sie ist in Schieflage.
Von: Erwin Bachmann HZ
Dieses Sinnbild vermittelt zumindest eine Szenerie, die in der Nähe von Mergelstetten allmählich DenkmalCharakter hat: havarierte Waggons, die manchen vorbeifahrenden Beobachtern ein Rätsel aufgeben.

Zug um Zug: Bevor die Waggons geborgen werden, muss der Schaden reguliert sein.

Die Vorgeschichte geht auf einen Novembertag des vergangenen Jahres zurück. Wie von Geisterhand bewegt, rollen elf Güterwaggons auf einem Industriegleis aus dem Betriebsgelände des Zementwerkes Schwenk hinaus in Richtung Herbrechtingen. Weit kommt die führerlose Kolonne indes nicht. Nachdem der erste Waggon einen Prellbock überrollt, stoppt die komplette Zugeinheit, wobei der hinterste Waggon aus den Gleisen gehoben wird.

Seit dieser Zeit steht der auf Abwege geratene Schüttwaggon schräg auf dem Bahndamm, direkt hinter ihm ein noch auf dem Gleis gebliebener zweiter Waggon. Höchste Eisenbahn, die Unfallstelle zu räumen, möchte man meinen, doch die Dinge liegen nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheinen mögen. Die Schadensregulierung nämlich steht nach wie vor aus, und an der sind immerhin drei Unternehmen beteiligt: neben Schwenk die für den Betrieb des Schienennetzes verantwortliche DB Netz AG und DB Schenker als Frachtführer, in dessen Eigentum die Waggons stehen.

Wie lange die Versicherungen auf diesem Niemandsland der Zuständigkeiten noch hin und her rangieren, ist so unsicher wie der Bahn-Fahrplan. Bei Schwenk selbst vermag man den Klärungsprozess nicht zu beschleunigen, doch zeigt man sich zumindest dort zuversichtlich, dass das Ganze nun doch „in Kürze“ einer Klärung zugeführt werden kann. Bis dahin setzt das auf seine Bergung wartende Waggon-Ensemble weiterhin Rost an, der gnädig von munter wachsenden Kunstwerken lokaler Graffity-Akteure überdeckt wird.

Schneller am Zug war da die Bundespolizeiinspektion Stuttgart, die ihren vorläufigen Ermittlungsbericht über die Unfallursache schon Anfang dieses Jahres abgeschlossen hatte. Die Staatsanwaltschaft Ellwangen reagierte nur wenig später mit einer Einstellung des Ermittlungsverfahrens. Fest steht mit dieser Abschlussverfügung nur, dass dem Geschehen Rangierarbeiten auf dem Schwenk-Gelände vorausgegangen waren, wo möglicherweise mehrere Faktoren dazu beigetragen haben, einen Geisterzug in Fahrt zu bringen: Ohne dass im juristischen Sinne gesichert ist, wie sich der ganze Schlamassel einst angebahnt hat.