Zusagen vom Land hinsichtlich eines schnellen zweigleisigen Ausbaus gab es gestern bei dem Treffen im Rittersaal im Brenzer Schloss keine. Anstelle des badenwürttembergischen Verkehrsministers Hermann als Entscheidungsträger war Ministerialdirektor Hartmut Bäumer gekommen, um sich die Forderungen anzuhören. Die Idee ging von Heidenheims Landrat Thomas Reinhardt als Initiator dieses Bündnisses aus: Vertreter aus drei Landkreisen und zwei Regionen aus zwei Bundesländern kamen zusammen, dies gebe der Veranstaltung eine „historische Note“, so Reinhardt.
Einstimmig angenommen wurde zum einen die Sontheimer Erklärung. Darin wird in einem ersten Schritt der teilweise zweigleisige Ausbau gefordert, im zweiten Schritt die Elektrifizierung der Strecke und im dritten Schritt die komplette Zweigleisigkeit. Doch es blieb nicht allein bei den Worten. Gleichzeitig wurde eine Interessengemeinschaft Brenzbahn gegründet, die an den Ausbauplänen arbeiten und sich gegenüber Land und Bahn Gehör verschaffen soll. Dort sitzen Vertreter der Landkreise Heidenheim, NeuUlm, des Alb-Donau-Kreises und Ostalbkreises, der Stadt Ulm, der Regionalverbände Donau-Iller und Ostwürttemberg sowie aus Aalen, Heidenheim und Giengen.
Ein klares Signal, wie ernst es den Akteuren ist, gaben einige kommunale Vertreter, darunter der Heidenheimer Oberbürgermeister Bernhard Ilg und Ulms OB Ivo Gönner. Sie boten an, die technischen Planungen vorzufinanzieren, wenn ein Ausbau der Brenzbahn beschleunigt werden könnte und Ergebnisse nicht in ferner Zukunft, sondern noch in laufenden Amtsperioden erreicht werden könnten.
Der breite politische Konsens wurde bei einem Podiumsgespräch bekräftigt. Ivo Gönner setzte der alleinigen Forderung nach dem Ausbau eins drauf: „Wer etwas bestellt und was will, muss auch ein Signal geben“, sagte er und bot die Mitfinanzierung an. Nur damit komme die jetzige Initiative auch aus den Startblöcken heraus. Damit hatte er auch OB Bernhard Ilg an seiner Seite.
Dieser hätte am liebsten sofort eine Vereinbarung getroffen und sagte in Richtung Bahn und Land: „Sie bekommen die Zusage, dass wir vorfinanzieren, und der Ausbau ist in zehn Jahren fertig. Wäre das ein Deal?“ „Wäre das ein Deal?“ Die Finanzierung der Vorentwurfsplanung hielt auch Eckard Fricke, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für das Land Baden-Württemberg, als machbaren Schritt, um sich nicht in die Warteschlange mit vielen anderen einreihen zu müssen. Bis man dann dran käme, das dauere Jahre. Georg Brunnhuber hatte als Bahn-Vertreter zuvor darauf verwiesen, dass die Strecke an den Bundesverkehrswegeplan nicht im vordringlichen Bedarf angemeldet sei. „Die Bahn steht auf der Seite der Region, aber entschieden wird die Finanzierung im Deutschen Bundestag“, sagte er, sicherte aber die Unterstützung der Bahn in Berlin zu.
Keine erhofften Antworten hatte Ministerialdirektor Hartmut Bäumer mitgebracht, der in Vertretung des verhinderten Verkehrsministers nach Brenz gekommen war. Von Hermann solle er ausrichten, dass dieser den Ansatz sehr unterstütze, die Brenzbahn zu verbessern. Bäumer sagte auch, dass es angesichts der Kosten leichter sei, über die begrenzte Zweigleisigkeit zu diskutieren als über einen kompletten Ausbau: „Ich will keine falschen Hoffnungen machen, aber 17 Millionen Euro lassen sich leichter in ein Konzept fassen als 200.“ Das fehlende Geld sei das Grundproblem, sagte Ostalbkreis-Landrat Klaus Pavel und plädierte deshalb für die schnelle Einführung der Maut, aus der der Schienenverkehr mitfinanziert werden könnte.
Bundestagsabgeordneter Roderich Kiesewetter schlug einen Deal vor: Die Region sei Trinkwasserlieferant für den mittleren Neckarraum und nehme dafür Einschränkungen durch Wasserschutzgebiete in Kauf. „Dafür erwarten wir eine Ertüchtigung unserer Infrastruktur.“ Otto Sälzle, Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm, verwies darauf, dass die Region eine der dynamischsten Wirtschaftslagen in ganz Deutschland sei: „Da gilt es zu investieren.“ Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler zeigte den nächsten Schritt des neuen Bündnisses auf: „Wir gehen nach Stuttgart und überzeugen das Ministerium.“ Schließlich müsse bei diesem „Sternchenthema“ das Herz eines grünen Ministers aufgehen.