Die Brenzbahn verbindet die Städte Ulm und Aalen, ist 72,5 Kilometer lang und trägt ihren Namen, weil sie auf 27 Kilometer Länge dem Fluss Brenz folgt. Die Stationen Langenau, Niederstotzingen, Giengen, Sontheim, Herbrechtingen, Heidenheim oder Oberkochen liegen direkt an der Strecke – das bringt eine gute Auslastung. Von 2003 bis 2007 wurden für 75 Millionen Euro Bahnsteige und Bahnübergänge saniert, die Strecke für Neigetechnikzüge fit gemacht. Seither benutzen täglich 4000 bis 6000 Passagiere die Züge, nach Bahnparametern liegt die Auslastung auf der Skala von null bis 100 gleichmäßig zwischen 50 und 75 – ein guter Wert.
Die Eingleisigkeit ist das große Manko
Allerdings leidet die Brenzbahn unter zwei wesentlichen Nachteilen. Sie ist nicht elektrifiziert und gilt als „Dieselinsel“ im großräumigen Schienenverbund. En Manko, das sie mit der Südbahn verbindet, die Ulm mit Friedrichshafen und Lindau verknüpft. Außerdem aber verläuft die Ostwürttembergstrecke bis auf ein Ausnahmeteilstück eingleisig. Das macht die Taktung langsam. „Manche Haltestellen werden nur zweistündlich oder während der Hauptverkehrszeit angefahren“, sagt Dirk Seidemann, stellvertretender Direktor des Regionalverbandes Ostwürttemberg.
Für den Landrat Reinhardt ist das ein Unding. Über eine Elektrifizierung der Dieselstrecke brauche man gar nicht erst nachzudenken, solange die Züge nicht besser aneinander vorbeikämen. Politiker aus der Region fordern deshalb zunächst den Bau von „Doppelspurinseln“ entlang der Strecke. Gutachter des Stuttgarter Verkehrswissenschaftlichen Instituts (VWI) haben im Auftrag des Regionalverbandes auch schon ermittelt, wo die Doppelspuren am effizientesten wirken würden. Zwischen der Stadt Langenau und der Gemeinde Rammingen soll auf 5,3 Kilometer ein zweites Gleis gelegt werden, ebenso zwischen Sontheim und Bergenweiler auf 2,1?Kilometer Länge. Die Kostenschätzung liegt zwischen 17 und 26 Millionen Euro. Aber dafür, so das vorliegende Gutachten, gebe es auch etwas: ein Auslastungsplus der Brenzbahn von schätzungsweise 40 Prozent. „Dieses Thema muss auch in Stuttgart und in Berlin bei der Deutschen Bahn gespielt werden“, sagt Reinhardt.
Gutachten sieht neuen Halt an der Ulmer Messe vor
Die Ostwürttemberger haben gutachterliche Unterstützung aus dem Süden. Auch der bayerisch-baden-württembergische Regionalverband Donau-Iller hält den Ausbau der Brenzbahn für unverzichtbar. So steht es in einer Studie der Planungsfirmen Intraplan Consult sowie SMA und Partner AG, die im vorigen Jahr eine Großstudie zum Aufbau einer Regio-S-Bahn um Ulm herum vorgelegt haben. Danach sollte die Brenzbahn nicht nur zweigleisige Abschnitte bekommen, sondern auch einen Extrahalt am Ulmer Messegelände.
„Wir wollen das zeitnah realisiert haben“, sagt der Landrat Reinhardt. Zum Brenzbahngipfel am 17. Februar haben als Teilnehmer einer Podiumsdiskussion der Oberbürgermeister von Ulm, Ivo Gönner, sowie dessen Kollegen Bernhard Ilg aus Heidenheim und Thilo Rentschler aus Aalen zugesagt. Mit dabei sind außerdem der Ulmer Landrat Heinz Seiffert und der Bürgermeister von Niederstotzingen, Gerhard Kieninger, der zugleich Vorsitzender des Regionalverbandes Ostwürttemberg ist. Für die Deutsche Bahn wird der Ex-CDU-Abgeordnete und Oberkochener Georg Brunnhuber nach Sontheim kommen, dessen Posten als Cheflobbyist möglicherweise Ronald Pofalla einnehmen soll.
Nur die Landesregierung hat noch keinen Teilnehmer benannt. Der Grünen-Verkehrsminister Winfried Hermann, heißt es aus Heidenheim, habe jedenfalls abgesagt.