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03.12.13 16:31 Uhr Alter: 11 Jahre
Verkauft DB die Zukunft der Brenzbahn? Landrat Reinhardt will sicherstellen, dass ein zweites Gleis nicht an fehlenden Grundstücken scheitert
Von: Günter Trittner HZ
Ein dickes Kapitel „Deutschland verrückt“ sah SPD-Kreisrat Hans-Dieter Diebold vor sich aufgeschlagen: Einerseits plant die Politik einen zweigleisigen Ausbau der Brenzbahn, andererseits verkauft die Bahn dafür nötige Grundstücke entlang der Trasse. Landrat Thomas Reinhardt: „Wir sollten aktiv werden.“

In Heidenheim ist schon gesehen, was gestern im Ausschuss für Umwelt, Bauwesen und Verkehr des Kreistag SPD-Kreisrat Willi Häfele als „Schildbürgerstreich“ bezeichnete: die Bahn hat auf Höhe des „Ohrs“ Gelände an Privat verkauft, das unmittelbar neben dem Gleiskörper liegt.

„Es wäre fatal, wenn so die Möglichkeit zu einer durchgängigen Zweigleisigkeit verloren ginge“, meinte CDU-Kreisrat Alfons Jakl.

„Wo gibt es überall bereits Konflikte“, wollte SPD-Kreisrat Walter Macher wissen. Diese Auskunft konnte Dirk Seidemann, der stellvertretende Direktor des Regionalverbands nicht geben, der gestern als Referent geladen war. Dafür wusste der Eisenbahnexperte aber eine Handhabe, wie solche Veräußerungen der Bahn unterbunden werden könnten. Im geltenden Regionalplan ist als Ziel der Raumordnung die Sicherung der Trasse für eine zweigleisige Brenzbahn klar festgelegt. Ansetzen kann der Regionalverband diesen rechtlichen Hebel aber nur, „wenn er von solchen Verkäufen erfährt.“ Seidemann appellierte an alle regionalen Partner, hier achtsam zu sein.

Wenn es erst einmal zu einer festen Bebauung am Bahngleis gekommen sei, sei das Finden einer Lösung teuer und langwierig. Der Regionalverband könne nicht beim Verkauf einschreiten, aber in dem Moment, wenn die Bahn Gelände entlang der Trasse entwidmen wolle, so dass es nicht mehr ausschließlich als Verkehrsfläche reserviert ist.

Der Regionalverband sieht eine Fläche von acht bis zehn Meter beidseits entlang des Gleises der Brenzbahn als schützenswert an.

Dann gebe es auch ausreichend Platz für die Masten, wenn es einmal zu einer Elektrifizierung kommen sollte.

Zwar sieht das Konzept für eine Regio-S-Bahn derzeit nur an zwei Stellen im Landkreis eine partielle Zweigleisigkeit der Brenzbahn vor. Auf lange Sicht geht Landrat Thomas Reinhardt aber von einem durchgängigen zweigleisigen Ausbau aus. „Für uns ist die Brenzbahn das Rückgrat des ÖPNV.“ Dass die Grundstücke entlang der Trasse verfügbar bleiben, gehöre zur Zukunftssicherung.

Um Klarheit zu schaffen, wo bereits Grundstücke von der Bahn an Privat verkauft worden sind, will Landrat Reinhardt bei der nächsten Bürgermeisterdienstversammlung die Oberbürgermeister und Bürgermeister bitten, dies für ihre Gemeindeflächen zu klären und zudem über die Bauleitplanung in ihrem Zuständigkeitsbereich den Trassenkorridor zu sichern. „Die Kommunen sollten dafür ihre Planungshoheit nützen“, appellierte Dischingens Bürgermeister Alfons Jakl an seine Kollegen. Das am meisten Bestürzende bleibt aber für Reinhardt, dass es die DB selbst ist, die Flächen verkauft, „obwohl sie wissen müsste, dass zwei Bahngleise vorgesehen sind. Damit dürfen wir die Bahn nicht so leicht durchwischen lassen.“