Die Gespräche, Diskussionen und Petitionen haben sich gelohnt: Zwar lässt sich die Deutsche Bahn AG weiterhin nicht dazu bewegen, den fünften Bahnsteig am Ulmer Bahnhof auszubauen. "Aber wir sind ein Stück weiter gekommen", informierte Georges Rey, Verkehrsplaner der Firma SMA in Zürich, am Dienstag in der Verbandsversammlung des Regionalverbands Donau-Iller. Das Thema: Aufbau eines regionalen S-Bahn-Netzes mit dem Oberzentrum Ulm/Neu-Ulm als Mittelpunkt. Bisher waren die Verbandsräte davon ausgegangen, dass für einen Fortschritt in diese Richtung mit dem Umbau des Ulmer Bahnhofs für die neue ICE-Trasse auch der Regionalbahnsteig erweitert werden müsste. In einigen Petitionen hat die Region in den vergangenen Jahren ein Umdenken bei der Bahn gefordert. Das Argument: In der ursprünglichen Planung sei der fünfte Bahnsteig Bestandteil der Finanzierungsvereinbarung zu "Stuttgart 21" und zur "Neubaustrecke Ulm-Wendlingen" gewesen - und er sei ein unverzichtbar für die Regio-S-Bahn.
Eine Untersuchung der DB Netz AG habe ergeben, dass die Planungen des Landes auch ohne fünften Bahnsteig realisierbar sind. Die Folge: "Auch die Regionalplanung muss mit vier Bahnsteigen auskommen", ergänzte Rey. Von einer Wiederholung der Untersuchung der Netz AG - diesmal mit Regionalverkehr - riet er ab. Eine Anpassung des regionalen Konzepts an die Rahmenbedingungen sei möglich, ergänzte der Verkehrsplaner. Denn inzwischen habe die Bahn die Planungen an anderer Stelle nachgebessert. "Und zwar deutlich", betonte Verbandsdirektor Markus Riethe auf Anfrage. Mit zusätzlichen Weichen und der Verlängerung eines Gleises (5a) für Regionalzüge. "Damit hat der Druck, den wir zusammen mit der Stadt aufgebaut haben, etwas gebracht." Zumal sich herausgestellt habe, dass ein fünfter Bahnsteig die planerischen Probleme auch nicht gelöst hätte.
Der Verbands- und Ulmer CDU-Stadtrat Herbert Dörfler protestierte gegen das Abrücken von der alten Forderung. "Das ist am grünen Tisch berechnet", die Funktionalität zweifelte er an. "Wenn ein Zug an einem anderen Bahnhof länger hält, kommt der Fahrplan durcheinander. Und die Leidtragenden sind die Nutzer der Regionalbahnen." Der Verbandsvorsitzende Heinz Seiffert (Landrat Alb-Donau-Kreis) entgegnete, die Bahn werde den kommunalen Gremien nachweisen, dass es geht. Die Folge sei lediglich, dass die Kommunen die Rechnung für den zusätzlichen Bahnsteig selbst zu begleichen hätten - rund 20 Millionen Euro. Und dann sei die Wirtschaftlichkeit des Konzepts in Frage gestellt. Wichtig sei die Erkenntnis, dass es für einige Strecken funktioniert - "und das mit deutlich geringeren Investitionen".
Nicht funktionieren wird die Durchbindung der Donaubahn über Ulm in Richtung der am 15. Dezember neu in Betrieb gehenden Strecke Ulm-Senden-Weißenhorn, informierte Rey. Die Züge werden an unterschiedlichen Gleisen an und abfahren. Eine durchgängige Anbindung aller Strecken sei allerdings ohnehin schwierig aufgrund der Infrastruktur. Zumal ein Teil elektrifiziert sei, ein Teil jedoch noch im Dieselbetrieb laufe.