Mit drei Dingen hat die Deutsche Bahn bekanntlich große Probleme: Mit dem Sommer (zu heiß), dem Winter (zu kalt), und dem Herbst (da liegt zu viel Laub auf den Schienen). Jetzt kommt ein viertes hinzu: Personalknappheit.
Die ist mittlerweile so brisant, dass sich der Großraum Mainz in einem Schienenchaos befindet, weil nicht genug Mitarbeiter zur Verfügung stehen, um den Verkehr auf den Trassen zu regeln.
Wegen der angespannten Personalsituation werden imMainzer Stellwerk mittlerweile ganztägig Züge um den Bahnhof herum geleitet. Zuvor war dort bereits abends und nachts der Regionalund Fernverkehr stark ausgedünnt worden. Jetzt fallen zahlreiche Züge komplett aus, der Ärger bei den Passagieren ist groß.
Wegen unerwartet vieler Krankmeldungen und Urlauber während der Ferienzeit fehlen der Deutschen Bahn Fahrdienstleiter, die, ähnlich wie die Fluglotsen auf den Flughäfen, für die Aufrechterhaltung des Bahnverkehrs zuständig sind. Das Problem: Keine Zugfahrt darf ohne Zustimmung des Fahrdienstleiters durchgeführt werden.
Das Mainzer-Bahnhofs-Chaos ist schlimm genug für die Menschen in dieser Region, aber glaubt man der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), können jederzeit weitere Regionen im Land flächendeckend vom Schienenverkehr abgekoppelt werden, weil der DB-Konzern nicht genug Kräfte aufbieten kann. Und die EVG lag mit ihrer Annahme richtig. Anfang dieser Woche hat die Bahn bestätigt, dass die Situation in den Stellwerken nicht nur im Mainzer Raum, sondern bundesweit sehr angespannt sei.
Nicht jedoch in Heidenheim: Auf dem hiesigen Bahnhof geht alles seinen gewohnten Gang, man habe alles im Griff, teilt ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Anfrage mit. In ganz Baden-Württemberg hätte es bislang keine Probleme gegeben und personelle Engpässe sollen auch weiterhin ausbleiben.
Anders sieht die Lage im Heidenheimer DB-Reisecenter aus.
Dort war der Betrieb zu Beginn der Sommerferien auf ein Minimum heruntergefahren worden, weil die beiden Heidenheimer Mitarbeiter auf unbestimmte Zeit krankheitsbedingt ausfallen. Da die beiden Ersatzkräfte, die in der Regel Heidenheim bedienen, ebenso krankheits- beziehungsweise urlaubsbedingt nicht zur Verfügung standen, wurde eine Ersatzkraft im hiesigen Reisezentrum eingesetzt. Der Betrieb konnte somit aufrechterhalten werden, doch mussten Pendler, Ausflügler und Urlauber, die ihre Reisewünsche, Fahrkartenkäufe und Reservierungen besprechen wollten, langeWartezeiten in Kauf nehmen.
Die Deutsche Bahn hatte daraufhin mit einer Notlösung reagiert und eine zusätzliche Mitarbeiterin an den FahrkartenAutomaten abgestellt, die den Kunden half, Tickets ins Ausland zu lösen, Sitzplätze zu reservieren oder aufwendigere Fahrkarten mit Umstiegen zu lösen.
Doch ein Ende des personellen Sparprogramms ist nicht in Sicht.
„Von der Krankenfront gibt es leider keine neuen Nachrichten“, so der Stuttgarter Bahn-Sprecher.
Wie lange das DB-Reisecenter unterbesetzt bleibt, ist weiter unklar.
Auch eine Frist will sich die deutsche Bahn nicht setzen. Der Betrieb soll – so gut es eben geht – gewährleistet sein. Dennoch sei es sinnvoll, bei einem Besuch des Centers, etwas mehr Zeit einzuplanen als gewöhnlich.