Davon aber hatte zunächst die Rettungsleitstelle Ostalb am Montagabend um 21.01 Uhr keine Ahnung, als sie die höchste Alarmstufe (Technische Rettung 7 – Zugunglück mit eingeschlossenen Personen) ausrief und die Feuerwehr Giengen, die Feuerwehr Herbrechtingen mit allen Abteilungen und den Führungsstab der Feuerwehren, der bei der Feuerwehr Nattheim sein Fahrzeug stehen hatte, alarmierte.
Über 70 Feuerwehrleute in mehr als zehn Fahrzeugen waren unterwegs, als Entwarnung kam: „Keine Personen eingeklemmt oder verletzt.“ Auf dem Industriegleis an der Robert-Bosch-Straße war es zu dem Unglück gekommen, weil sich vermutlich ein mit Kühlschränken randvoll beladener Güterwaggon selbstständig gemacht hatte. Offenbar war der Güterwagen nicht mit einem Hemmschuh gesichert bzw. die Bremse nicht festgestellt. Der aus elf Güterwaggons bestehende Zug sollte nach dem Verlassen des Hartmann-Werks den erwähnten Waggon als Schlusswagen an den Haken nehmen. Die Zugschlusstafeln waren bereits gesteckt.
Während die Diesellok den Güterzug langsam Richtung Weiche zog, machte sich der eine Waggon selbstständig, erfasste kurz vor der Weiche den vorletzten Wagen des Zuges und drückte ihn in Schräglage. Der „Unfallverursacher“ legte sich auf die andere Seite und blockierte drei Gleise.
Die Eisenbahner versuchten zunächst einen Hilfszug der Deutschen Bahn AG zu bekommen.
Doch der war in Ulm gerade von einem anderen Einsatz zurück, neues Personal stand nicht zur Verfügung. Der nächste Schienenkran stand in Fulda.
Während die Quecksilbersäule weiter ins Minus abrutschte, suchten die Eisenbahner Hilfe bei der Feuerwehr und gaben an, beim Notruf schon klar gesagt zu haben, dass es keine Opfer gegeben habe und man nur technische Hilfe benötige.
Zunächst war guter Rat teuer.
Seitens der Stadtverwaltung kam schnell das „Go“, einen 300-TonnenAutokran mit langem Kranausleger zu bekommen. Zusätzlich wurde das Technische Hilfswerk angefordert. Kreisbrandmeister Rainer Spahr, sein Vize Peter Becher, Abteilungskommandant Sascha Frey und später Stadtbrandmeister Jürgen Helmli koordinierten alle Maßnahmen.
Vom Betriebshof des früheren Holzwerks Sturm aus wurde die Bergung des 20 Tonnen schweren Kühlschrankwaggons vorbereitet.
Allein der Aufbau des Krans aus Ulm mit seinen Gewichten und Hebewerkzeugen dauerte über eine Stunde. Teilweise musste Schotter abgegraben werden, um die Haltegeschirre durchziehen zu können. Schließlich konnte der Waggon angehoben und auf dem Sturm-Areal auf die Schienen gestellt werden.
Entgegen dem ersten Augenschein war der andere Güterwagen, etwa 40 Tonnen schwer, nicht mit den anderen verkeilt. So entfielen befürchtete große Schneidearbeiten. Mit dem Plasmaschneider musste die Feuerwehr aber einen Tritt entfernen.
Das Aufgleisen des Havaristen erschien im Gegensatz zur anderen Bergung wie ein Kinderspiel. Einsatzende war gegen 4 Uhr. Der Schaden wurde seitens der Bahn auf 40 000 Euro taxiert, die Polizei sprach von 20 000 Euro.