Unser Büchertipp:
Haupt- und Nebenstrecken in Ostwürttemberg
Kalender mit Bilder der Brenztalbahn für das Jahr 2025
Württembergische T. Das Nesthäckchen der Reichsbahn und seine Vorgänger
Eine Dokumentation über die Anfänge des öffentlichen Stadtlinienverkehrs in Stuttgart - 1860 bis 1897
03.01.13 10:00 Uhr Alter: 12 Jahre
Der Schlüssel zum Schienennetz - Herbrechtinger Industriegleis gewinnt an Relevanz bei einem Ausbau der Brenzbahn
Von: Günter Trittner
HERBRECHTINGEN. Die Stadt Herbrechtingen investiert in den nächsten drei Jahren geplant 135 000 Euro in die Instandhaltung ihres Industriegleises. Dieses ist für zwei große Unternehmen im Vohenstein der Schlüssel zum Bahnnetz. Relevanz gewinnt das Industriegleis durch den geplanten Ausbau der Brenzbahn.

Es ist das letzte kommunale Industriegleis im Landkreis: Für zwei große Unternehmen ist die 1,2 Kilometer lange Strecke ein wichtiger Zugang zum Bahnnetz. Allein die BSH Logistik lässt über 1000 Waggons hier laufen.

Seit 1970 ist das heutige Industriegebiet Vohenstein über den 1243 Meter langen Schienenstrang an die Brenzbahn und das DB-Bahnnetz angebunden.
Nach der Schließung des Sägewerks Sturm sind es noch die Paul Hartmann AG und das Logistikzentrum der Bosch und Siemens-Hausgeräte GmbH, die Güter auf die Bahn verladen.
Wie schon geraume Zeit ins Auge gefasst will die Stadtverwaltung in diesem Jahr die Gleisbrücke über die Landesstraße nach Giengen sanieren. Beim Beton hat man ein Abplatzen festgestellt. Die Kosten werden auf 45 000 Euro veranschlagt.
Ebenfalls jeweils 45 000 Euro sind in den Jahren 2014 und 2015 für die Instandhaltungen eingeplant. Im Wesentlichen, so Dieter Frank, der Fachbereichsleiter Bau, soll die Schotterauflage für die Gleise verdichtet oder erneuert werden.
Rein fiskalisch betrachtet ist für die Kommune der Betrieb des Industriegleises ein MinusGeschäft. Für das Jahr 2011 wurde ein Verlust von 71 000 Euro verbucht. Die Firmen zahlen zwar eine Benutzungsgebühr, doch meist deckt diese nicht einmal den Unterhaltungsaufwand.
Dazu kommen noch Abschreibungen in fünfstelliger Höhe.
Doch verkehrstechnisch ist das im Landkreis letztverbliebene Industriekreis einer Kommune für Herbrechtingen ein Gewinn. Allein die BSH hat letztes Jahr mehr als 1000 Waggons mit einer Gesamttonnage von über 9400 Tonnen aus dem Vohenstein zur Brenzbahn gebracht.
Ausdrücklich bezeichnet die BSH-Pressestelle in München das Herbrechtinger Gleis als einen wichtigen Baustein der BSH-Logistikaktivitäten in Giengen.
Neben dem Kältegerätewerk auf Giengener Markung unterhält die BSH hier auch ihren größten Logistik-Standort, der mit dem einem eigenen Gleis an die Brenzbahn angeschlossen ist.
Den Herbrechtinger Schienenstrang eingerechnet hat BSH im letzten Jahr auf beiden Gleisen gut 136 000 Tonnen Güter in rund 20 330 Waggons befördert.
Und es könnten noch mehr sein.
„Einen Ausbau der Brenzbahn würden wir als Unternehmen sehr begrüßen“, sagt Fridolin Weindl in der Pressestelle des Unternehmens. Eine eingleisige Bahnstrecke Ulm-Aalen lasse es leider nicht zu, sogenannte Ganzzüge mit einer maximalen Länge von 650 Meter auf die Schiene zu schicken. Bislang müsse man die Züge teilen und in zwei Einheiten fahren. „Das ist ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll.“ Die Gleisanlagen in Giengen seien bereits seit längerem so eingerichtet, das Ganzzüge umgeschlagen werden könnten. „Aus unserer Sicht ist der zweigleisige Ausbau der Brenzbahn dringend erforderlich.“ Auch bei der Paul Hartmann AG schätzt man die Bahnanbindung des Vohenstein. Dadurch, so Matthias Mietka, zuständig für die Unternehmenskommunikation, habe man eine optimale Balance zwischen Schiene und Straße beim Warenumschlag finden können. Hartmann brauche den Anschluss vor allem für die Anlieferung der Rohwaren, wozu auch großformatige Zelluloseballen gehören. Auch aus dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit würde bei Hartmann stetig die Wahl der Verkehrsmittel überprüft.
Wenn es mit der Bahn geht: „umso besser.“ Laut Dirk Seidemann, dem stellvertretenden Direktor des Regionalverbands Ostwürttemberg und Experten für Verkehrsfragen, sieht die zur Optimierung der Brenzbahn erstellte Studie vor, dass mit dem partiell zweigleisigen Ausbau planmäßig jede Stunde ein Güterzug eine gesicherte Trasse hat. Derzeit könnte nur zirka alle 90 Minuten ein Güterzug verkehren und dies auch nur außerhalb der Hauptverkehrszeit.
In Summe könnten 50 Prozent mehr Güterzüge fahren.
„Mit dem neuen Konzept ergeben sich bessere Spielräume für die Firmen mit Schienenanschluss, auch während des Tages und nicht nur in den Randstunden.“ Seidemann geht davon aus, dass die vorgesehenen Ausbaustrecken mit 1,5 und vier Kilometer Zweigleisigkeit auch für lange Güterzüge ausreichen.
Dies müsse aber noch in der nächsten Planungsphase vertieft betrachtet werden. Die Begegnungen für diese langen Güterzüge könnten aber auch außerhalb der Ausbaubereiche liegen.