Irgendwann, in naher oder auch fernerer Zukunft, könnte es soweit sein. Die Brenzbahn würde dann auf einigen Streckenabschnitten zweigleisig rollen. Herbrechtingen und Niederstotzingen hätten dann einen zusätzlichen Halt für den Interregio (IRE). Nur Sontheim bliebe außen vor. Ein mögliches Zukunftsszenario? Möglicherweise schon, heißt es in einer Studie des Regionalverbands Ostwürttemberg. Und das verwundert, ja verärgert gar, einige Gemeinderäte, wie auch Kreisrat Willi Häfele (SPD). „Es wäre schon sehr schade, wenn Sontheim nicht berücksichtigt würde“, so Häfele.
Denn Tatsache ist: Die vor dem Kreistag vorgestellte Studie des Regionalverbands Ostwürttemberg kommt zu mehreren Ergebnissen. Bei einem teilweisen, zweigleisigen Ausbau der Brenzbahn zwischen Langenau und Rammingen sowie zwischen Sontheim und Bergenweiler ist ein IRE-Halt in Sontheim nicht berücksichtigt. Und hier setzt die Sontheimer Kritik an. Von der Sache her sprächen doch mehrere Faktoren für einen Halt in Sontheim, so Kreisrat Häfele: Die Gemeinde habe rund 1000 Einwohner mehr als Niederstotzingen, es gebe ein großes Schulzentrum, ein Bahnbus bringe auch Pendler aus dem Bayerischen zum Bahnhof und vor allem sei das Fahrgastaufkommen viel höher als in der Nachbargemeinde.
Einige Bürger hätten bei ihm schon ihr Unverständnis geäußert, dass die Gemeinde bei den IRE-Haltepunkten nicht zum Zug kommen würde. „Wir wollen Niederstotzingen ja nichts wegnehmen“, sagt er: „Es ist ja erfreulich für die Niederstotzinger.“ Es solle später nur nicht so aussehen, als habe niemand der Studie widersprochen, so Häfele.
Andere Gründe sprechen eben doch für Niederstotzingen: Die Studie des Regionalverbands besagt, dass die zusätzlichen Halte erst aufgrund des zweigleisiges Ausbaus der Brenzbahn möglich werden könnten. Die Zeit, die auf der Strecke eingespart und nicht künstlich beim Warten auf den Gegenzug im Bahnhof verlängert werde, ermögliche diese Stops in Niederstotzingen und Herbrechtingen. Bereits beim jetzigen Fahrplan dient der Bahnhof Niederstotzingen bereits als Kreuzungspunkt der Regionalzüge. Die Stadt habe eben Glück, dass es genau an der Stelle liege, wo sich zwei Züge begegnen könnten, sagt der stellvertretende Direktor des Regionalverbands, Dipl.-Ing. Dirk Seidemann. Der IRE könne in Niederstotzingen und Herbrechtingen ohne Zeitverlust halten, da bisherige Wartezeiten auf der Strecke durch die Zweigleisigkeit wegfallen würden. Die jetzige Taktung der Fahrzeiten sei zudem abgestimmt auf die Anschlusszüge an den Knotenpunkten Ulm und Aalen.
Auch an anderen Dingen stört man sich in Sontheim: „Warum wird denn nicht ein zweigleisiger Ausbau zwischen Sontheim und Niederstotzingen diskutiert“, fragt Willi Häfele. Dafür spräche schon allein, dass diese knapp fünf Kilometer Strecke fast komplett eben verlaufe, ohne dass künstliche Hindernisse wie Brücken im Weg ständen. Auf den geplanten zwei Kilometern potenzieller Ausbaustrecke zwischen Sontheim und Bergenweiler wären nämlich genau jene Hindernisse vorhanden, so Häfele, die Strecke sei deutlich kurviger.
Niederstotzingens Bürgermeister Gerhard Kieninger zeigt sich zwar zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen: „Für die Stadt wäre ein zusätzlicher Halt natürlich ein Gewinn.“ Zugleich beschwichtigt er aber auch: Die Umsetzung der Studie sei zunächst davon abhängig, ob alles tatsächlich so eintreffe wie geplant. „Im Moment ist das Ganze ein Rechenmodell, das Ergebnis ein Status Quo. Wenn es tatsächlich umgesetzt würde, könnte auch ein Halt des Interregios in Sontheim rauskommen und Niederstotzingen wegfallen.“ Die Stadt Niederstotzingen sei eben bisher der Kreuzungspunkt der Züge. Es gebe dort aber wiederum das Potenzial für deutliche Fahrgaststeigerungen in beide Richtungen, versichert Kieninger. Dennoch: Im Moment sei vieles vage, nichts endgültig. „Ich würde mich ja schon freuen, wenn ich die zweigleisige Brenzbahn bis zum Ende meiner Amtsperiode erleben könnte.“ Also bis zum Jahr 2020.