Der VCD-Kreisverband hatte den Leiter des Geschäftsfeldes Infrastruktur der Stadtwerke Ulm nach Heidenheim eingeladen, denn im Großraum Ulm sind zwei wichtige Schienen-Infrastrukturprojekte kurz vor dem Baustart. Der Landkreis Heidenheim könne von dem Ausbau des ÖPNV auf der Schiene in Ulm profitieren und sich mit ähnlichen Vorhaben anschließen, so die Hoffnung des VCD. Der größere Teil des Vortrages ging um die 102 Millionen teure, neue Straßenbahnlinie zwischen Kuhberg und Wissenschaftsstadt. Für die rund 15 Zuhörer spannender war aber der Vortragsteil über die Reaktivierung der Bahnstrecke Senden - Weißenhorn. Die 9,6 Kilometer lange, bisher nur für Güterverkehr genutzte Strecke, haben die Stadtwerke Ulm der DB abgekauft, um sie für den Personenverkehr wieder zu reaktivieren. Kauf und Bau von neuen Haltepunkten wird mit insgesamt 11 Millionen Euro selbst gestemmt - ohne Fördermittel. Finanziert wird das Projekt durch die Einnahmen aus Trassengebühren der später darauf fahrenden Züge. Das Land Bayern garantiert den Stadtwerken für 15 Jahre, dass auf dieser Strecke Züge bestellt werden.
In der anschließenden Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, inwiefern dieses Beispiel auf die Brenzbahn übertragbar wäre. Der Referent konnte auf die Brenzbahn dabei nicht konkret eingehen, jedoch nannte er allgemeine Erfolgsfaktoren, damit ein Schienenprojekt erfolgreich wird. Entscheidend sei vor allem ein gutes Konzept, das von der gesamten Region unterstützt wird. Weiterhin maßgeblich ist, dass die Reisedauer mit der Bahn schneller ist, als mit dem PKW. Dies kann durch zusätzliche Haltepunkte mit kurzer Zugangszeit und guter Flächenerschließung, sowie mit spurtstarken Triebwagen erreicht werden. Zudem ist eine konsequente Ausrichtung des Busverkehrs auf die Bahn erforderlich, als auch sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Park and Ride-Plätze.
Allerdings räumte der Referent ein, dass die Finanzierung solcher Vorhaben nicht einfacher wird: „Die Vorgaben werden strenger und unklar sei, was nach Auslaufen des Fördergesetzes (GVFG) 2019 komme“. Bei dieser Art der Finanzierung müssten 25% der Kosten durch Kommunen und Landkreis gestemmt werden. Entsprechend wichtig sei die Unterstützung durch Landkreis und alle betroffenen Kommunen.
Der Vortrag lässt den VCD hoffen, dass innovative Wege für eine schnellere Realisierung einer Taktverdichtung und neue Haltpunkte möglich sind. „Denn solange Bund und Bahn ihre Priorität auf den Fernverkehr und Großprojekte wie Stuttgart21 setzen, wird der klassische Weg über den Bundesverkehrswegeplan ein langfristiger“ so die Einschätzung des VCD. Wenn jedoch die Region ein Verkehrskonzept erarbeitet, die Wirtschaftlichkeit nachweist und die Finanzierung des nicht geförderten Anteiles aufteilt, dann könne eine schnelle Realisierung durchaus möglich sein, so der VCD. Der Landkreis und die betroffenen Kommunen müssten jetzt die Initiative ergreifen, „denn Regionen mit exzellenter Schienenanbindung profitieren enorm, jetzt und in Zukunft noch verstärkt“. Für Spätzünder seien Entwicklungen irgendwann einmal gelaufen, befürchtet der VCD, „denn je weniger Einwohner, desto schwieriger werde der Nachweis der Wirtschaftlichkeit“