Nach der Begrüßung durch Günther Bauer von der IHK Ostwürttemberg begann Herrn Gerhard Schnaitmann von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) in Stuttgart seine „Aktuellen Informationen zum Nahverkehr in Baden-Württemberg“, dem 1. Tageordnungspunkt, mit einer etwas düsteren These für die Zukunft des Nahverkehrs: „Das Geld ist aus“. Er verwies dabei auf die Aussagen von Verkehrsminister Winfried Hermann. Schnaitmann: „Wir können froh sein, dass es zu keinen Abbestellungen kommt“. Voraussichtliches 1. Opfer: Die Regionalstadtbahn Neckar-Alb, ein Projekt mit 190 Kilometern in den Landkreisen Tübingen, Reutlingen und dem Zollernalbkreis (siehe hierzu: Stuttgarter Zeitung vom 6. März 2012, Seite 25). In diesem Zusammenhang stellte er fest, dass der Nahverkehrsvertrag 2016 auslaufen wird und somit eine neue Chance für die Umgestaltung der bestehenden Nahverkehrsstrukturen gegeben sei.
Zum Thema Fernverkehr führte Schnaitmann auf, dass die NVBW immer weniger Einfluß auf die Mitgestaltung der Leistungen habe. Die Heidenheimer Fahrplankonferenz hätte jetzt eines mit anderen Konferenzen gemeinsam: Die mit Abwesendheit glänzenden Fernverkehrsorganisatoren. Es bestünden keinerlei Interessen mehr, die Leistungen hier zu präsentieren. Das „Gebaren des Fernverkehrs sei unmöglich ...“. Auf die Frage des Heidenheimer VCDs auf die Bezuschussung einzelner IC-Züge äußerte er sich kritisch gegenüber dem Fernverkehr: „Für die Bezuschussung auf der Schwarwaldbahn hätte die Bahn einen orbitant hohen Betrag gefordert …“. Auf die IC-Verbindung Nürnberg-Stuttgart über Ellwangen-Aalen bemerkte er: Es seien keine Verbesserungen zu erwarten, eher werde durch Filetierung des Angebotes, also nur noch an unterschiedlichen Tagen verkehrende Einheiten, die Leistung geschwächt. Eine schlechte Zugbildung, mal mit 1. Klasse, mal ohne Bistro, unterstreiche diese Poltik. Hinzu komme noch der Wegfall der allgemeinen Wehrpflicht und die zurückgehenden Schülerzahlen, was die Nachfrage im Fernverkehr zurückgehen läßt.“
Zur Pünktlichkeit dieser Angebote stellte der Nahverkehrsplaner deutlich heraus: Die NVBW akzeptiere Züge als pünktlich, wenn sie innerhalb einer Minute nach dem Fahrplan fahren, die Bahn hingegen im Fernverkehr 5 Minuten und 59 Sekunden als pünktlich betrachte.
Das Baden-Württemberg-Ticket hat eine Überarbeitung erfahren. Hierbei wird das Ticket nicht mehr pauschal auf 5 Personen angewendet, sondern die erste Person kauft das Ticket und jede weitere Person bezahle einen entsprechenden Betrag, das Ticket wird personenabhängig. Das ergebe eine Preissteigerung um ca. 28%.
Hinzu komme, dass in den Benutzungsregeln festgehalten ist, dass das Ticket nur von der Gruppe genutzt werden kann, wenn alle am gleichen Bahnhof einsteigen. Somit werden Personen, die später zusteigen, zu Schwarzfahrern: Es werde nirgends ausreichend kommuniziert und wenn die Kontroleure konsequent arbeiten, kann es zu erheblichen Konfliktsituationen kommen.
Allgemein sei ein drastischer Rückgang der Fahrgastzahlen zu erwarten, da die Wehrpflicht und der Zivildienst wegfallen werde und die Schülerzahlen stark rückläufig seien.
Als eigener Punkt führte Schnaitmann die Langsamfahrstellen in Ostwürttemberg auf: Ries-, Rems- und Brenztalbahn seien weitestgehend frei davon, was sich in einem stabilen Fahrplan auswirken würde.
Zum Tagespunkt „Laufender Jahresfahrplan 2012“ sparch Teilnetzmanager Klaus Gerke von der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH (RAB) den neu eingerichteten Haltepunkt Mergelstetten an. Hier seien die Zustiege nicht „sehr berauschend“: Ganze 10 Personen würden den Haltepunkt täglich nutzen, am Wochenende niemand. Hier seien Werbemaßnahmen und Pressearbeit notwendig, um das Angebot bekannter zu machen.
Ab Dezember 2011 fahren auf der Riesbahn Aalen-Nördlingen durchweg die aus dem bayerischen eingesetzten LIREX-Elektrotriebzüge der Baureihe 440. Alle Fahrzeuge seine umgebaut und somit voll einsatzfähig.
Von der Remsbahn seien seit Dezember keine negativen Äußerungen bekannt. Es werde lediglich darauf hingewiesen, dass Bauarbeiten zwischen Fellbach und Schorndorf in den Osterferien Schienenersatzverkehr erfordere.
„Der Umbau der Triebwagen der Baureihe 611 ist seit Ende des Jahres 2011 fertig.“ teilte Klaus Gerke für die Brenzbahn mit. „Die 611er sind ein extrem anspruchsvolles Fahrkonzept“. Allein die empfindliche Technik, die sogenannte „Neigetech“ erfordere hohe Aufmerksamkeit. Aber auch die Drehgestelle und die Toiletten seine sehr anfällig, was den Umgang mit diesen Fahrzeugen nicht gerade erleichtere.
Der Umbau älterer RegioShuttles Baureihe 650 wird jetzt folgen. Hier werden der Packraum von 3 Fahradplätzen auf 6 erweitert, damit können auch Kinderwagen und Rollis einen Platz finden.
Weitere Fahrzeugveränderungen: VT 628.2 werde durch den mit einem etwas stärkeren Motor versehenen VT 628.4 ersetzt. Was entscheidend für diese Fahrzeuge sein wird: Die größeren Türen. So wird der Fahrgastwechsel an Bahnhof wesentlich beschleunigt werden. Nebenbei wurde auch der Fahrgastraum renoviert. Die älteren 628er werden ebenfalls umgebaut und erhalten dann die Baureihenbezeichnung 629.
Nochmals wies Gerhard Schnaitmann auf den 2016 auslaufenden Vertrag hin, von da an neue Fahrzeuge zu erwarten seien. Nach bereits heute angestellten Überlegungen, werden die auf der Remsbahn vorherrschenden extremen Kaspazitätsschwankungen mit einem neuen Fahrzeugkonzept begegnet: 3- und 5teilige Elektrotriebfahrzeuge sollen zum Einsatz kommen. So wäre es möglich, die Relation Stuttgart-Ellwangen umsteigefrei zu durchfahren. Diesel unter Draht soll dabei weitestgehend entfallen. Diese Überlegungen seien aber noch nicht spruchreif.
Schwierigkeiten gabe es im laufenden Betrieb lediglich durch einen Wasserrohrbruch bei Ellwangen und der Schneefall verursachte leichte Anfangsschwierigkeiten, die aber schnell abgefangen werden konnten.
Insgesamt entwickle sich die Nachfrage in den Zügen der Brenzbahn weiterhin positiv.
Generell kann für die Brenzbahn eine gute Pünktlichkeit bescheinigt werden. Die Sauberkeit sei durch eine Zwischenreinigung tagüber wesentlich verbessert worden und werde durchweg positiv vom Fahrgast quittiert. Ein Tätigkeitsnachweis des Reinigungspersonals habe die Qualität der Reinigung wesentlich gesteigert.
Unter dem Thema „Verläßlichkeit der Bahnsteige“ mahnte der Heidenheimer VCD einen sehr behutsamen Umgang mit dem Bahnsteigwechsel für abfahrenden Züge an: Die Zuordnung von Linie und Stammgleis sei ein wichtiges Thema für Personen, die immer mal wieder Bahn fahren würden. Wechsel der abfahrende Zug tageweise das Gleis, käme es zu äußerst schwierigen Situationen.
Ein weiteres wichtiges Thema sprach der VCD in dieser Runde an: Wie weit sind die vorgesehenen Umbaumaßnahmen im Bahnhof Heidenheim?
Hier konnte Stadtplaner Martin Seemann auf den Gemeinderatsbeschluss verweisen, der die Kosten für die Umbaumaßnahmen vorstecken wird, damit die Aufzüge gebaut werden können. Der Umbau des Bahnsteigs wird später erfolgen. 2013 werden die Planungen laufen, auf 2014 sind die Baumaßnahmen terminiert. Auf die Frage nach einer Rampe an Stelle eines Aufzugs mit Hinweis auf die Unterhaltskosten: Eine Rampe sein wesentlich Teurer und erfordere zudem wesentlich mehr Platz.
Leider konnte die Frage nach dem Aufzug und dem 2. Fahrkartenautomat für Sontheim nicht beantwortet werden: Es lägen keine Fahrgastzahlen dafür vor.
Obwohl die ganze Brenztalbahn darunter „leidet“: Der Bahnsteig in Itzelberg kann nicht mit einfachen Mittel verlängert werden: „Bestandsschutz erfordere den Umbau des gesamten Bahnsteiges“ zitiert hier Gerhard Schnaitmann das Eisenbahnbundesamt. Somit verzögert sich dessen Verlängerung weiter.
Am Ende der Konferenz wurde noch über eine technische Neuerung gesprochen: Gegen einen Unkostenbeitrag können die Busunternehmen Echtzeitdaten von der Bahn einkaufen. Diese Echtzeitdaten erlaube es, dem Busfahrer eine SMS zu senden, in der er erfahren kann, das z. B. ein Zug Verspätung hat. Somit kann der Busfahrer eine gewisse Zuganschlusssicherung gewährleisten. Da aber noch nicht alle Busse mit einem Verkehrssystem vernetzt sind, wird den Bussen ohne Vernetzung durch die Warnblinkanlage mitteilen, dass sie noch warten müssen. Sollte eine größere Störung eintreten, wird das System abgeschaltet: So werden Falschinformationen vermieden.
Eine weitere interessante Entwicklung hat sich für den Härtsfeldbahnmuseumsverein ergeben: Vor allem am Wochenende soll ein Museumsbus mit historischen Fahrzeugen ab dem Bahnhof Aalen nach Neresheim ab 8.40 Uhr fahren, 10 Minuten nach der Ankunft der Nah- und Ferverkehrszüge zur Minute 30. Abends wäre eine Rückfahrt gewährleistet. Die Fahrgäste können den Bus mit der normalen Nahverkehrskarte nutzen. Damit wäre eine direkte Anbindung der Härtsfeldbahn mit dem ÖPNV erreicht.
Die nächste Fahplankonferenz findet am Mittwoch 12. Dezember 2012 wieder in den Räumen der IHK statt.