Viel wichtiger schien es der Bahn, Stellwerke und Fahrkartenschalter und damit Personal an vielen Bahnhöfen abzuschaffen.
Wenn die eigentlich noch recht frische Brenzbahn-Sanierung nun als ein Bremsschuh für eine weitere Ertüchtigung der Bahnstrecke angeführt würde, wäre das die Ironie des Schicksals. Der Landkreis könnte nur noch auf Impulse aus dem Raum Ulm hoffen, wo man an einer großen, regionalen S-Bahn feilt, die sicher auch die Brenzbahn miteinbeziehen würde.
Noch mehr fasst man sich indes an den Kopf, wenn man von der Bahn oder nun auch vom Verkehrsminister hört, dass die Brenzbahn ja kaum als Güterverkehrsschiene genutzt werde. Hat die Bahn vergessen, dass sie selbst ab Ende der 1990er-Jahre in sogenannten „Marktorientierungsprogrammen“ ein Industriegleis nach dem anderen aufgab und vielen Betrieben gar keine andere Möglichkeit ließ, als auf die Straße zu wechseln? Die Entwicklung des Industriegebiets Hohenstein/Längenfeld in Herbrechtingen zeigt, wie wichtig ein Gleisanschluss für Unternehmen sein kann – das Logistikzentrum bei BSH in Giengen wäre ohne Schiene und Container-Verladung undenkbar.
Als es um die Kastrierung des Güterverkehrs ging, brach kein Sturm der Entrüstung los. Um jede noch so kleine Ortsumgehung wurde und wird mehr Aufhebens gemacht als um die Frage, ob lokale Firmen einen günstigen, umweltfreundlichen und zukunftsfähigen Verkehrsweg nutzen können.
Die Brenzbahn ist aktuell in einem prima Zustand. Im Ländle gibt es stärker frequentierte Strecken, die schon längst „aufgefrischt“ sein müssten. Dass dorthin eher das Geld fließt, wenn nach Stuttgart 21 überhaupt welches übrig sein sollte, ist zu erwarten.
Vor Jahren verpasste Gelegenheiten rächen sich nun. Aber auf die Mahner von damals hörte man ja nicht.
Unser Büchertipp:
Eine Dokumentation über die Anfänge des öffentlichen Stadtlinienverkehrs in Stuttgart - 1860 bis 1897
15.02.12 19:48 Uhr Alter: 13 Jahre
Verpasste Gelegenheiten - Kommentar
Von: Klaus-Dieter Kirschner
Freilich ließ die Modernisierung allerhand Lücken: Die Eingleisigkeit der Strecke wurde nicht durch Parallelgleise gemildert, es bleiben Nadelöhre wie der Tunnel bei Itzelberg, und eine zeitgemäße Modernisierung des Bahnhofs in Heidenheim wurde versäumt.