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22.11.11 01:37 Uhr Alter: 12 Jahre
Pilz-Alarm: Lokschuppen jetzt geschlossen - Bis der Hausschwamm aus dem Haus ist, werden Monate vergehen – Noch sind die Gutachter am Zug
Von: Erwin Bachmann HZ
Von wegen Schwamm drüber: Weil sich Serpula lacrimans, besser als Hausschwamm bekannt, im Lokschuppen immer mehr ausbreitet, bleibt die beliebte Location nunmehr auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Türe zu: Der Lokschuppen wird vorerst nicht mehr vermietet, im Inneren soll nun der Kampf gegen den Hausschwamm Priorität haben.


Der aggressive Pilz hat sich inzwischen deutlich sichtbar ausgebreitet.

Es sieht aus wie Watte und wirkt denn auch wie ein Weichmacher.

Der in den Hohlräumen unter dem Boden steckende Pilz ernährt sich von dem Holz in der Unterkonstruktion und zersetzt es dabei. Die im Verborgen wirkende Kraft der Zerstörung ist so stark, dass es dem auf allmählich bröckelndem Fundament fußenden Gebäudekomplex auf Dauer die Beine wegziehen würde.

Der Befall in dem für die Landesgartenschau 2006 zur Veranstaltungshalle umgebauten Lokschuppen war bereits vor mehr als zwei Jahren festgestellt worden, woraus sich dann auch rasch kommunalpolitischer Handlungsbedarf ergab. Im Februar 2010 stimmten die von der Verwaltung alarmierten Heidenheimer Stadträte einer grundlegenden Renovierung des historischen Gebäudes zu, deren Kosten – Beseitigung des Schadens samt Einbau eines pilzresistenten Bodens – auf fast eine halbe Million Euro veranschlagt sind.

Aus heutiger Sicht bleibt von dieser stattlichen Summe etwa die Hälfte an der Stadt hängen, weil sie ohnehin eine Verbesserung der Bodenkonstruktion hätte bezahlen müssen. Ein bereits vor einiger Zeit gestartetes Beweissicherungsverfahren soll klären, ob die schwammige Gefahr bereits bei der Renovierung vor fünf Jahren hätte erkannt werden können und ob es Verantwortliche gibt, denen der um sich greifende Schaden zugerechnet werden kann.

Konkret hofft man im Rathaus, dass die Stadt von den 2006 an der Umbau-Planung und am Bau des Bodens beteiligten Unternehmen den Rest der Kosten ersetzt bekommt.

Bislang geht man davon aus, dass sich der pflanzliche Holzschädling bereits vor vielen Jahren im seinerzeit leerstehenden Lokschuppen eingenistet hat, in der kühlen Umgebung der unbenutzten Halle aber in eine Art Trockenstarre gefallen war. Erst nach der mit der Beheizung des Lokschuppens einhergehenden erneuten Feuchtigkeitszufuhr war der Holzschwamm wieder zum Leben erwacht und setzte fortan sein durchaus rasant anmutendes Wachstum fort: Ein einziger handflächengroßer Fruchtkörper bildet etwa acht bis zehn Millionen mikroskopisch kleine Sporen, die allein schon durch den kleinsten Luftzug weiterverbreitet werden und dementsprechend überall anzutreffen sind.

Weil der Hausschwamm weder giftig ist noch sonst für den Menschen eine gesundheitliche Gefahr darstellt, war man bislang davon ausgegangen, den frühestens im Frühjahr 2012 zum Sanierungsfall werdenden Lokschuppen bis mindestens Endes dieses Jahres uneingeschränkt weitervermieten zu können. Inzwischen wurde allerdings regelmäßig kontrolliert, ob der Boden noch trägt.

Dabei hat sich gezeigt, dass vor allem über den früheren Lok-Gruben an mehreren StellenHolz ausgetauscht werden musste. „Am Ende war das nicht mehr zu vertreten, weil sich der Pilz an immer neuen Stellen ausgebreitet hat“, beschreibt Rathaus-PressesprecherWolfgang Heinecker die aktuelle Lage, die nicht ohne Konsequenzen bleibt: Der im Brenzpark Süd gelegene Lokschuppen wurde jüngst geschlossen und fällt bis auf Weiteres als Veranstaltungsort aus.

Wann der Hausschwamm dann Hausverbot haben wird, die Halle wieder genutzt werden kann, lässt sich aus Sicht des Rathauses derzeit nicht sagen, doch steht zu fürchten, dass dies wohl länger dauern wird. Derzeit arbeiten die gerichtlich bestellten Sachverständigen weiter an ihren Gutachten, und so steht noch nicht einmal fest, wann die mit einigem Aufwand verbundene „Entschwammung“ beginnen wird.

Die Sanierung selbst wird ebenfalls einige Zeit in Anspruch nehmen, bringt der Hausschwamm doch jede Menge Material in Bewegung. Als erstes muss der bestehende Holzbodenaufbau entsorgt werden. In einem zweiten Schritt werden alle Leitungen – Lüftung, Heizung, Strom – getrennt, so dass der innenliegende Containerbau mit der Technik verschoben werden kann. Schließlich wird der bestehende Boden einschließlich der Gruben bis zu einer Tiefe von 60 Zentimetern ausgehoben und fachgerecht abgefahren. Soweit bei diesen Arbeiten noch originale Bauteile sichtbar werden, sollen sie bei dieser Gelegenheit für den Denkmalschutz dokumentiert werden.

Bevor die im Boden liegenden Leitungen neu verlegt werden, wird dem Pilz mit der chemischen Keule zu Leibe gerückt. Der neue Bodenaufbau gründet auf einer durchgehenden, mit Abdichtungen und einer Dämmung versehenen Betonplatte. Der neue Bodenbelag wird, wie zuvor, in Form einer zementgebundenen Spanplatte eingebaut.