Die Plakate werden ungewöhnlich aussehen: Ein Oberbürgermeister mit CDU-Parteibuch, ein SPDLandtagsabgeordneter und einer Landrat der Freien Wähler, die zur Volksabstimmung über das S 21-Kündigungsgesetz am 27. November gemeinsame Sache machen.
Für Andreas Stoch ist genau das der Sinn der Sache: „Wir wollen keinen Parteistempel, wir wollen ein überparteiliches Bündnis für Stuttgart 21“.
Überparteilich heißt in diesem Fall auch privat: Ilg, Stoch und Mader haben ihre Initiative in der Freizeit geplant, Landrat Mader hat sich eigens von seiner Funktion als Abstimmungsleiter für den Landkreis entbinden lassen, die ihn zu Neutralität verpflichtet hätte.
Warum das erhebliche, zusätzliche Engagement? „Wir wollen motivieren und anregen, sich an der Abstimmung zu beteiligen“, sagt Bernhard Ilg – und natürlich für Stuttgart 21 und seine Vorzüge werben. Hermann Mader: „Das Thema betrifft eben nicht nur Stuttgart“.
Und was das Thema angeht, gibt es in dem Trio keinerlei Meinungsverschiedenheiten: „Mit der Schnellbahntrasse nach Stuttgart halbiert sich die Fahrzeit, mit einem Ausbau der Brenzbahn bekommen wir eine weitaus bessere Bahnanbindung“, so Hermann Mader. Zudem spare allein der schnell Zug nach Stuttgart rund eine Milliarde Pkw-Kilometer im Jahr. „Mobilität ist in unserem Kreis wichtig“.
Aber ist denn die Schnellbahnstrecke bei der Volksabstimmung nicht ohnehin ausgenommen? „Die Strecke und der Tiefbahnhof sind planerisch nicht zu trennen, für einen Kopfbahnhof müsste man neue Strecken mitten durch Bad Cannstatt legen“, sagt Andreas Stoch. Selbst ist der SPDParlamentarier stets ein Befürworter des Bahnprojekts gewesen.
Im Untersuchungsausschuss zum „Schwarzen Donnerstag“ hatte Stoch zwar die damalige Landesregierung in Bedrängnis gebracht, doch dabei ging es um den Polizeieinsatz respektive die Frage des politischen Einflusses auf den Einsatz – nicht um das Projekt, das Stoch begrüßt.
Sechs Wochen dauert es noch bis zur Abstimmung – wenig Zeit für einen „Wahlkampf“, doch die Initiative will ihn nutzen: Plakate soll es geben, Zeitungsanzeigen und Infobroschüren, an Infoständen will man sich in die Innenstädte stellen, Unterschriften sammeln und für Veranstaltungen sorgen – zur offiziellen Gründung am kommenden Montag ist Ulms OB Ivo Gönner ins Konzerthaus geladen, um dort über seine Gründe für Stuttgart 21 zu sprechen. Laufen soll die Kampagne kreisweit.
Die Finanzierung ist hausgemacht: Ilg. Mader und Stoch putzen bei Bekannten Klinken und sammeln Geld, ein Spendenkonto hat das Trio schon einmal eingerichtet.
Ziele hat das Trio mindestens drei: Erstens gilt es, die vertrackte Tatsache zu erläutern, dass man für Stuttgart 21 mit einem „Nein“ stimmen muss. Dann sollen natürlich genügen Stimmberechtigte mitmachen, um die Volksabstimmung gültig zu machen.
Und dann soll natürlich ein klares Votum für Stuttgart 21 her. „Es ist wichtig, dass der Bürger sich seines Rechts bewusst ist. Und es ist wichtig, dass ein rechtsstaatlicher Prozess zu seinem Ende kommt!“, sagt Bernhard Ilg.
Wird er das – im Falle einer Mehrheit für S 21? „Die Landesregierung hat glasklar angekündigt, das Votum zu respektieren“, so Stoch. Es werde Gegner des Projekts geben, die ihren Widerstand wohl nie aufgäben. „Aber die könnten dann nicht mehr behaupten, für die schweigende Mehrheit zu sprechen“, sagt Stoch. „Und man müsste ihnen dann auch nicht mehr den entsprechenden Respekt zollen“ sagt Bernhard Ilg. Andreas Stoch wäre es wichtig, dass die Abstimmung nicht mangels Masse scheitert: „Wir wollen ein Ergebnis, das nicht von einem Quorum abhängt“.
Hermann Mader hat schon Slogans auf den Lippen: „Es geht darum zu zeigen, dass BadenWürttemberg hinter dem Projekt steht – und dass es wichtig für unseren Landkreis ist“.
Info Zur offiziellen Gründung lädt die Initiative „für Stuttgart 21 und die Brenzbahn“ auf den kommenden Montag, 19 Uhr, ins Konzerthaus ein. Dort spricht Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner darüber, warum er sich für S 21 einsetzt.