Die Existenz des Reisezentrums im Bahnhof Heidenheim sieht sich durch die bahneigenen Pläne aufs Spiel gesetzt. Bis zum Jahre 2016 will das Bahn-Management die Zahl seiner Mitarbeiter in diesen Service-Einheiten bundesweit um rund 30 Prozent reduzieren.
Welche Schalter personell ausgedünnt oder gar komplett geschlossen werden sollen, ist noch nicht bekannt – was eine Unsicherheit erzeugt, die Widerstand provoziert.
In Heidenheim ist es der Kreisseniorenrat, der als Erster zum Kampf um den Erhalt des Heidenheimer Reisezentrums aufgerufen hat. Wenig später reihte sich das örtliche „Bündnis gegen Stuttgart 21“ mit einer Unterschriftenaktion ein, und erst vor kurzem hat auch der Stadtseniorenrat angekündigt, die vom Kreisseniorenrat initiierte Aktion voll und ganz unterstützen zu wollen. Wie bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins deutlich wurde, erhofft man sich in dieser Angelegenheit nicht zuletzt von der Stadt Heidenheim tatkräftige Unterstützung.
Tatsächlich ist die Rathaus-Spitze schon vor diesem Vorstoß aktiv geworden und hat sich gegenüber der DB schriftlich dafür eingesetzt, dass der Kundenservice am Fahrkartenschalter aufrecht erhalten bleibt. Darüber hinaus will Oberbürgermeister Bernhard Ilg das Thema demnächst bei einem bereits mit dem Bahnvorstand in Berlin vereinbarten Termin ansprechen.
Einen weiteren Verbündeten hat die Allianz in Landrat Hermann Mader gefunden. In einem an die Geschäftsführung der DB Vertrieb GmbH in Frankfurt gerichteten Schreiben macht er deutlich, dass aus Sicht des Landkreises Heidenheim die Besetzung der Reisezentren nicht allein von der Entwicklung des Umsatzes abhängig gemacht werden dürfe.
Das komplizierte und vielfältige Preissystem der Bahn mache in vielen Fällen eine persönliche Beratung am Schalter notwendig, zumal vor allem ältere Menschen häufig weder mit Automaten noch mit Computern zurecht kämen oder deren Nutzung scheuten.
Zudem stünden die geplanten Stellenstreichungen in eklatantem Widerspruch zu der vom BahnVorstand erst im vergangenen Jahr vorgestellten Kunden- und Qualitätsoffensive.
Unabhängig von der generellen Notwendigkeit einer ausreichenden Personalausstattung erinnert der Landrat die Bahnoberen daran, dass in den zurückliegenden 15 Jahren im Kreis Heidenheim – bis auf das örtliche Reisezentrum – sämtliche personenbedienten Verkaufsstellen an Bahnhöfen geschlossen worden sind. Zudem sei das Serviceangebot des nach seiner Kenntnis gut ausgelasteten Reisezentrums bereits vor eineinhalb Jahren durch eine Reduzierung der Öffnungszeiten eingeschränkt worden.
Ein gleichlautendes Schreiben erreicht dieser Tage auch den früheren Bundestagsabgeordneten Georg Brunnhuber, der jetzt als Sonderbeauftragter der Bahn unterwegs ist. Der Cheflobbyist sagte gestern auf Anfrage unserer Zeitung zu, sich um die Angelegenheit zu kümmern und den Stand der Heidenheim betreffenden Planungen zu eruieren. Generell geht er jedoch davon aus, dass es eher in den größeren Reisezentren zu Einschnitten kommen wird.
Unser Büchertipp:
Eine Dokumentation über die Anfänge des öffentlichen Stadtlinienverkehrs in Stuttgart - 1860 bis 1897
22.09.11 21:47 Uhr Alter: 13 Jahre
Gerät Bahn-Service auf Rote Liste? - Zukunft des DB-Reisezentrums: OB Ilg und Landrat Mader schalten sich ein
Von: Erwin Bachmann - HZ
Die Ratlosigkeit steht der älteren Dame ins Gesicht geschrieben, und sie ist nicht die Einzige, die nach längerem Kampf mit dem Fahrkartenautomaten nur Bahnhof versteht. Hilfe verspricht einzig das benachbarte DB-Reisezentrum – aber wie lange noch?