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19.08.11 23:57 Uhr Alter: 13 Jahre
Keine Geschenke, aber offene Ohren - Verkehrsminister Winfried Hermann begutachtete die Infrastruktur im Landkreis Heidenheim
Von: Andreas Uitz
Nein, Geschenke hatte Landesverkehrsminister Winfried Hermann nicht im Gepäck, als er gestern den Landkreis Heidenheim bereiste. Aber er machte sich ein Bild von der Infrastruktur vor Ort und wurde damit sensibilisiert für die drängenden Themen und Probleme, die behoben werden müssen.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Mitte) trug sich nach den Gesprächen mit Landrat Hermann Mader (links) und dem SPD-Abgeordneten Andreas Stoch (rechts) auch ins Goldene Buch des Kreises ein. Foto: Oliver Vogel

Den ganzen gestrigen Vormittag nahm sich der Minister für Verkehr und Infrastruktur, Winfried Hermann (Grüne), Zeit, um sich gemeinsam mit Landrat Hermann Mader und dem SPD-Landtagsabgeordneten Andreas Stoch im Landkreis umzusehen. So verschaffte sich der Minister etwa einen Eindruck von der geplanten Ortsumfahrung Heuchlingen.

„Wenn man sich vor Ort ein Bild von der Situation und den Gegebenheiten machen kann, sieht man die Dinge ganz anders“, sagte Hermann und bestätigte, dass die Ortsumfahrung auch benötigt wird (ausführlicher Bericht auf Seite 18 unserer heutigen Ausgabe). Die im Ministerium vorliegenden Planungen „sind beinahe alle gleich“, aber in der Realität sehe eben vieles anders aus.

Um sich einen Eindruck von der Infrastruktur – auch im ländlichen Raum – zu machen, sei die neue Regierung derzeit während der Sommerpause in zahlreichen Gegenden unterwegs. „Wir haben viele verkehrliche Altlasten von der Vorgängerregierung übernommen, das betrifft die Straßen ebenso wie die Schiene und die Radwege“, so Hermann. So stoße er überall auf zahlreiche ungelöste Probleme, aber auch auf viele Probleme, die teils gelöst aber nicht finanziert seien. „Es wurde sehr viel Geld im Voraus ausgegeben und gebunden, das eigentlich nicht da ist.“ Vorrangiges Ziel der Landesregierung sei nun, die angefangenen Baustellen so schnell wie möglich zu Ende zu bringen. Außerdem müsse sehr viel Geld in den Erhalt der Infrastruktur investiert werden, weil diese viele Jahre lang vernachlässigt worden sei. „Erst wenn wir das geschafft haben, können wir uns neuen Projekten widmen“, so der Verkehrsminister. Und bei Neubauten werde man sehr genau abwägen, was wichtig ist, um genügend Geld für die Erhaltung des Bestands übrig zu haben.

Auch um dieses Abwägen zu erleichtern, wolle er sich einen Überblick von der Lage vor Ort schaffen.

Grundsätzlich, so Hermanns Eindruck, sei die Infrastruktur im Landkreis Heidenheim nicht schlecht. Das liege auch an den zahlreichen großen Unternehmen. „Es gibt nicht viele Regionen im ländlichen Raum, die so viele bedeutende Firmen aufweisen können.“ Das komme auch daher, dass der Landkreise Heidenheim, obgleich weit entfernt von der Landeshauptstadt, doch keineswegs als abgehängt bezeichnet werden könne.

Gleichwohl bestätigte Hermann, dass es Verbesserungsbedarf gibt, etwa in Sachen Ortsumfahrung Heuchlingen oder auch auf der Brenzbahn: „Hier besteht die Notwendigkeit von Doppelspurinseln, um den Taktverkehr zu verbessern“, räumte der Minister ein. „Nur so kann man den Schienenverkehr auf der Brenzbahn auch attraktiver machen und die Menschen auf die Schiene bringen.“ Es gelte, in diese Richtung zu planen, „aber ich kann zum jetzigen Zeitpunkt nichts versprechen.“ Wenn es um den Erhalt der bestehenden Infrastruktur geht, müssten Bund und Land zusammenarbeiten. Es könne nicht sein, dass über 20 Jahre hinweg der gleiche Betrag für die Instandhaltung bereitgehalten werde, die Baukosten aber in diesem Zeitraum enorm angestiegen seien.

Aus diesem Grunde sei es höchste Zeit, die Sanierungsrückstände aufzuholen.

Thema der Gespräche zwischen Landrat Mader und Hermann war auch der Ausbau des Radwegenetzes. Hier lobte derMinister das bereits verabschiedete Radwegkonzept des Landkreises und bezeichnete dieses als schlüssig und durchdacht. „Wichtig ist: Wer Geld will, muss Konzepte haben“, sagte Hermann. Vor allen Dingen im Radwegebau lasse sich mit wenig Mitteln oft viel erreichen.

Auch Landrat Hermann Mader zeigte sich vom Besuch des Verkehrsministers angetan, zeige dieser doch, dass der Landkreis Heidenheim auch aus Stuttgarter Sicht nicht unbedeutend sei. Er sei froh, dass Hermann den Weg in den Landkreis Heidenheim gefunden habe, und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass durch die Vor-Ort-Besichtigungen die Sensibilität für die infrastrukturellen Schwierigkeiten gestärkt wurde.