Keine Bahn-Debatte ohne Stuttgart 21. Auch nicht im Verwaltungsausschuss des Alb-Donau-Kreistags. Auf der Tagesordnung stand gestern die Stellungnahme des Kreises zur Vorstudie zum Ausbau des Schiennahverkehrs zur regionalen S-Bahn. Dazu hatte die CDU-Fraktion mehrere Anträge gestellt, darunter diesen: "Der Alb-Donau-Kreis hält den Bau der Neubaustrecke Ulm-Stuttgart mit Anbindung des Flugplatzes Stuttgart sowie einen leistungsfähigen, zukunftsfähigen Bahnhof in Stuttgart für unverzichtbar." Diesem Wortlaut könnten auch die Grünen zustimmen, sagte Paul Roth, der den Antrag für die CDU formuliert hatte. Von einer Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs sei ja nicht die Rede. Die Grünen-Kreisrätinnen Brigitte Schmid und Gisela Steinestel honorierten Roths Formulierungskunst mit einem Ja zur Stellungnahme. Ihr Fraktionskollege Frieder Bohnacker, Stuttgart-21-Gegner und Neubaustrecken-Skeptiker, enthielt sich.
Außer den allgemeinen Forderungen nach der Neubaustrecke über die Alb und der Elektrifizierung der Südbahn Ulm-Friedrichshafen enthält die Stellungnahme zahlreiche Einzelheiten. Der Alb-Donau-Kreis erwartet von der Hauptstudie, die von den Planungsbüros Intraplan Consult (München) und SMA (Zürich) erstellt wird, eine umfassende Entscheidungsgrundlage. Dazu gehören außer der Aufstellung der Investitionen, zum Beispiel für die Reaktivierung des Bahnhofs in Rottenacker, Berechnungen der jeweiligen Betriebs- und Unterhaltskosten.
Ferner sollte die Studie, die der Regionalverband Donau-Iller in Auftrag gegeben hat, Auskunft über weitere notwendige und mögliche Verbesserungen geben. Zum Beispiel: Was würde eine Schienenverbindung zwischen Erbach und Ehingen kosten? Wie teuer wäre es, die bestehende Verbindung Ulm-Ehingen über Blaubeuren und Schelklingen zweigleisig auszubauen und zu elektrifizieren? Kann die Brenzbahn Ulm-Langenau wenigstens teilweise zweigleisig ausgebaut werden? Unter welchen Voraussetzungen ist es möglich, an der Ulmer Donauhalle eine Haltestelle einzurichten? Ist ein Haltepunkt bei Ulm-Jungingen machbar? Die Schwäbische-Alb-Bahn Ulm-Münsingen über Schelklingen soll, so eine weitere Forderung der Kreisräte, in die Studie einbezogen werden. Ebenso sollen sämtliche Bahnhöfe auf mögliche Schwachpunkte im Betriebsablauf hin untersucht werden.
Nach den Worten von Hartmut Melzer, Dezernent für Kreisentwicklung, wird die Studie bis zum Jahresende vorliegen. Erwartet wird von den Planungsbüros ein umfassendes Konzept zum Aufbau und zum Betrieb einer regionalen S-Bahn. Einbezogen sind die Reaktivierung der Strecke zwischen Senden und Weißenhorn sowie die Auswirkungen der Neubautrasse Ulm-Wendlingen, von der eine Entlastung der jetzigen Strecke Ulm-Stuttgart erwartet wird. Weil mit der Fertigstellung der neuen Strecke über die Alb in den nächsten fünf Jahren aber nicht zu rechnen ist, untersuchen die Gutachter auch die Möglichkeiten mit der aktuellen Trasse.
Landrat Heinz Seiffert teilt die Erwartung der Kreisräte, dass in der Studie "alles auf den Tisch" kommt. Er warnte aber vor allzu hohen Erwartungen hinsichtlich des raschen Aufbaus eines S-Bahn-Netzes, "denn wir gehen mit dem Geld der Kreisbürger um". Die Grenzen der Finanzierbarkeit dürften "nicht einfach mal so, weil es schick ist", übertreten werden, betonte er: "Da mache ich nicht mit."