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09.12.10 19:40 Uhr Alter: 13 Jahre
Spiegel der Konjunktur - Stadt investiert in Industriegleis – 53 000 Euro Benutzungsgebühr erwartet
Von: Günter Trittner
HERBRECHTINGEN. Mit einer baulichen Länge von 1243 Metern hat dieser Betrieb gewerblicher Art ein wahrlich herausragendes Maß. Das von der Stadt Herbrechtingen betriebene Industriegleis in den Vohenstein taugt aber auch als Gradmesser für die Konjunktur.

Seit 40 Jahren in Betrieb: das Herbrechtinger Industriegleis. Foto: räp

Seit 1970 ist das heutige Industriegebiet Vohenstein an das Industriegleis angeschlossen. Über zwei Brücken, eine über die Landesstraße, die andere über die Brenz, können die Unternehmen Hartmann, Sturmund BSH über diesen Schienenstrang Waren beziehen oder auch versenden. Für die Nutzung des Gleises wird eine Gebühr an die Stadt Herbrechtingen fällig.
Die Höhe dieser Einnahmen spiegelt in etwa die Schwankungen der Wirtschaft wider und zeichnet auch außergewöhnliche Umstände nach. Als der Orkan Kyrill sich am 18. Januar 2007 in Europa ausgetobt und mit Windgeschwindigkeiten bis zu 125 km/h auch in Deutschland beträchtlichen Schaden angerichtet hatte, herrschte wenig später auf dem Herbrechtinger Industriegleis Hochkonjunktur. Über 100 Züge mit bis zu 30 Waggons kamen aus Nordrheinwestfallen mit Bruchholz für das Sägewerk Sturm.
4000 bis 4500 Waggons werden, so die Aufzeichnungen des Wirtschaftsbeauftragten Tobias Schneider, durchschnittlich pro Jahr auf dem Industriegleis bewegt. Mit 3000 Waggons fiel 2009, das Jahr der großen Wirtschaftskrise, deutlich zurück. Für das kommende Jahr erwartet man im Herbrechtinger Rathaus eine deutliche Belebung. 4000 Waggons werden anvisiert und sind bei den Einnahmen einkalkuliert. 2008, im Jahr nach Kyrill, waren 5500 Waggons gezählt worden.
Wenn auch für viele Verkehrsexperten der Schiene die Zukunft gehört, für die Stadt Herbrechtingen führen die Gleise regelmäßig in die roten Zahlen. Laut Haushaltsplan wird 2011 vom Betrieb gewerblicher Art ein Minus von 41 560 Euro erwartet.
Für das laufende Jahr war ein Verlust von gut 12 000 Euro eingeplant und das Rechnungsergebnis 2009 endete mit einem Verlust von gut 36 000 Euro. Dies ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die 40 Jahre alten Gleisanlagen einigen Unterhalt erfordern. Auf 40 000 Euro schnellt dieser nach 31 500 Euro im laufenden Jahr hoch, dazu kommen noch 10 000 Euro extra für Dienstleistungen des städtischen Bauhofs. Die erwarteten Benutzungsgebühren der Unternehmen liegen mit 53 000 Euro kaum über dieser Summe. Als Erläuterung für die steigenden Unterhaltsausgaben verweist Dieter Frank, der Leiter des Fachbereichs Bauen, auf in letzter Zeit aufgenommene spezielle Reparaturmaßnahmen. So wurde das Gleisbett auf der Brenzbrücke komplett erneuert. Beim Bahnübergang für die Feuerwehrzufahrt „Boschhallen“ müssen die Schienen erneuert werden und bei der Brücke über die Landesstraße gilt es den Beton zu sanieren. Zudem verdichtet eine Gleisstopfmaschine die Schotterauflage unter den Gleisen. Für die roten Zahlen sorgen freilich auch Abschreibungen, welche die Gemeinde für das Industriegleis ansetzt. 22 080 Euro sind es im nächsten Haushaltsjahr.
Fünf verschiedene Tarife hat die Stadt für die Nutzung des Industriegleises festgelegt. Im Grundtarif werden 14,10 Euro je Waggon berechnet. Daneben können die Unternehmen auch eine jährliche Grundgebühr vorab entrichten, was zur Senkung der Waggongebühr führt. Die Schlussrechnung wird von der Verwaltung zum Jahresende dabei stets nach dem für die Unternehmen besten Tarif erstellt. Die Zahl der Waggons übermittelt die DB-Netz AG.