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Konzept für Reaktivierung der Schienenstrecke nach Weißenhorn strahlt in Region aus
Von: SWP
Weißenhorn. Landrat Erich Josef Geßner hat ein weiteres, gewichtiges Gutachten an der Hand für die Reaktivierung der Schienenstrecke nach Weißenhorn. Zu überzeugen gilt es das Bayerische Wirtschaftsministerium.

Den Kreisräten im Wirtschafts- und Verkehrsausschuss stand die Frage ins Gesicht geschrieben: Warum hat das niemand schon längst erfunden - nicht mal die Schweizer? Entsprechend groß war über die Fraktionen hinweg die Zufriedenheit über eine neue Studie für die Neuordnung des Nahverkehrs im Iller- und Rothtal. Sie soll eine Sicherung der Mobilität ohne Auto sicherstellen, Pendlern Alternativen bieten, das Hinterland mit attraktiver Nahverkehrsleistung versorgen und weit hinein in den nördlichen Landkreis, nach Ulm und auch in den Alb-Donau-Kreis positive Auswirkungen bringen. Den Kern bildet die vom Kreis Neu-Ulm, Kommunen, dem Regionalverband und den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm vorangetriebene Reaktivierung des Schienenstrecke Senden-Weißenhorn.

Welche Auswirkungen diese auf den Nahverkehr in der Region haben könnte, hat der Planer und Berater Ulrich Grosse untersucht. Zunächst: Fährt ein Personenzug nach Weißenhorn, werden für Buslinien auf dem Land 380 000 Kilometer an Fahrleistung im Jahr frei verfügbar. Mit diesem Potenzial lässt sich nach Aussage des Nahverkehrsplaners einiges anfangen, ohne dass es den Steuerzahler zusätzlich zu den Investitionen für die Streckenreaktivierung einen Cent kostet. Damit ließe sich auf dem Land ein Fahrplan entwerfen, der den Namen Nahverkehr auch verdiene: "Dass jede Stunde ein Bus fährt, und zwar von 6 bis 24 Uhr." Dies ließe sich allein durch die vorgeschlagene Verlagerung bereits garantierter und bezahlter Fahrleistungen erreichen.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung hätte nicht nur Weißenhorn etwas von der neuen Zugverbindung und dem Anschluss an die regionale und überregionale Personenbeförderung auf der Schiene. "Senden würde damit zu einem Kristallisationspunkt des Nahverkehrs im Illertal", sagte Grosse. Alle halbe Stunde ein Zug nach Ulm und zwar in einer Geschwindigkeit, die dem Auto echte Konkurrenz macht: Zwölf Minuten von Senden nach Ulm, und das alle halbe Stunde. Für die Strecke von Weißenhorn nach Ulm ist ein Stundentakt vorgesehen: Zu schaffen sei die Strecke in 24 Minuten. Der Bus der Linie 76 von Weißenhorn über die Ortsteile von Senden und Neu-Ulm nach Ulm braucht, wenn alles gut geht, 45 Minuten zum Hauptbahnhof. Diese Linie gelte es in dieser Form aufzulösen und umzuverteilen, damit sich Bus und Zug keine Konkurrenz machen und damit unnötige Kosten verursachen.

Wenn alle Umbauten für neue Haltepunkte der Schienenstrecke rechtzeitig fertig sind, könnte der Zug bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 starten. "Mit den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm, die für die Infrastruktur zuständig sein werden, haben sie jedenfalls einen sehr guten Partner", sagte Grosse. Vor einer Realisierung gilt es aber erst einmal, das Wirtschaftsministerium in München zu überzeugen. Denn diesem obliegt es, die Nahverkehrsleistungen auf der Strecke bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft zu bestellen und damit eine Ausschreibung und die Suche nach einem Linienbetreiber zu starten. Landrat Erich Josef Geßner wird nun mit Grosses Konzept und der Zustimmung des Verkehrsausschusses ein weiteres Mal in München vorstellig. Zwar habe man in den Verhandlungen des vergangenen Jahres keine Zusage für eine Förderung bekommen, "man ist jedoch im Gegensatz zu früher interessiert" und wolle die Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit abwarten. Grosse ergänzte dazu: Ähnliche Konzepte bei Karlsruhe und Villingen-Schwenningen hätten die Fahrgastzahlen vervielfacht. Denn es würden zwei wesentliche Faktoren verbessert: Geschwindigkeit und Verfügbarkeit.