Es gibt ein grundsätzliches Interesse - mehr aber nicht. Das berichtet Peter Dieling, Leiter des Geschäftsbereichs Verkehr im Landratsamt Neu-Ulm, aus dem ersten Gespräch im bayerischen Wirtschaftsministerium über die Wiederbelebung der Bahnstrecke Senden-Weißenhorn. Positive Signale, aber keine Zusage, dass der Freistaat die Personenzüge bestellt, dass er sich an der elf Millionen Euro teuren Gleissanierung beteiligt. Was diese genau kosten würde, lassen die SWU gerade berechnen. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm sind seit Juli 2009 Pächter der Linie.
Und das wird vorerst auch so bleiben, teilt SWU-Sprecher Bernd Jünke auf Nachfrage mit. Anders als angekündigt, hat das Unternehmen die 8,9 Kilometer Gleise nicht zum Jahresbeginn übernommen. Erst solle ermittelt werden, was bautechnisch gemacht werden muss, damit wieder Personenzüge mit 100 Stundenkilometern über die Strecke fahren können. Seit mehr als 40 Jahren ist das Gleis nur für langsamere Güterzüge freigegeben. In den Kaufvertrag - denn angestrebt wird der Erwerb laut Jünke nach wie vor - solle hinein, welche zusätzlichen Flächen die Stadtwerke von der Bahn-Tochter DB Netze brauchen. "Hierbei könnte es beispielsweise um Bahnübergänge gehen", sagt Jünke. Stehen soll der Kontrakt samt Ausschreibungsmodalitäten zum Jahresende. Der Preis allein für die Trasse lag 2008 bei 130 000 Euro.
Sind die Besitzverhältnisse geklärt, und steht der Investitionsbedarf für die so genannte "Ertüchtigung" fest, sollen konkrete Verhandlungen über den Betrieb geführt werden. Dafür stehen die SWU aber nach wie vor nicht zu Verfügung. Die Stadtwerke sehen ihre Aufgabe darin, die Infrastruktur zu erhalten, die die Bahn stilllegen wollte. Wer stattdessen bestellen wird, ist unklar: Da in Bayern noch keine Schienen-Reaktivierung gemacht wurde, gibt es dafür kein festes Prozedere. "Uns wäre es am liebsten, wenn das der Freistaat übernähme. Denn dann wäre eine Regio-S-Bahn aus einer Hand möglich", sagt Markus Riethe. Er ist Direktor des koordinierenden Regionalverbandes Donau-Iller. Riethe nennt als Ziel eine durchgehende Strecke von Ehingen über Ulm und dann im Wechsel weiter nach Weißenhorn oder ins Allgäu. Der Zug wird "durchgebunden", sagt der Experte dazu. Riethe schwebt ein Ein-Stunden-Takt vor.
Gefragt ist also zum einen der Freistaat Bayern mit seiner Eisenbahngesellschaft. Ein zweites Gespräch in diesem Jahr soll zugesagt sein. Involviert ist wegen des länderübergreifenden Charakters der geplanten Wiederbelebung aber auch Baden-Württemberg mit seiner eigenen Nahverkehrsgesellschaft.
Zuschüsse wiederum werden vermutlich nur beim Freistaat zu holen sein - wenn er und nicht der Landkreis den Verkehr bestellt. Jünke: "Die Studie von 2002 spricht schließlich von potentiellen 3000 Pendlern täglich, eine Reaktivierung ist also im öffentlichen Interesse." Er hofft auch, dass es sowohl einen einmaligen Betrag für die Sanierung wie auch Subventionen zum laufenden Betrieb gibt. Regionalverbandsdirektor Riethe ergänzt, dass entweder die eine oder die andere Form der öffentlichen Zuwendung möglich sei. Klar ist: Je höher die Investitionskosten für die SWU, desto höher wird wohl das Trassenentgelt ausfallen, das der Betreiber bezahlen müsste. Im Gespräch waren dafür außer der Deutschen Bahn, deren Tochter RAB, auch die Hohenzollerische Landesbahn.
Derweil machen sich der Landkreis Neu-Ulm, der Nahverkehrsverbund Ding und der Regionalverband schon weitere Gedanken: Gemeinsam haben sie ein Gutachten in Auftrag gegeben, das empfehlenswerte Vernetzungen mit dem Busverkehr aufzeigt. "Fährt der Zug wieder, ist der Bus langsamer", erklärt Riethe. Dann müsse es darum gehen, so genannte "Parallelverkehr" auf der Strecke Senden-Weißenhorn zu vermeiden. Denkbar wäre es, dass - um die Busunternehmer trotzdem auszulasten - neue Linien entworfen werden, um so aus den umliegenden Orten einen Zubringer zur Schiene aufzubauen. Das Gutachten wird am 25. Februar im Verkehrsausschuss vorgestellt.