Unser Büchertipp:
Haupt- und Nebenstrecken in Ostwürttemberg
Kalender mit Bilder der Brenztalbahn für das Jahr 2025
Württembergische T. Das Nesthäckchen der Reichsbahn und seine Vorgänger
Eine Dokumentation über die Anfänge des öffentlichen Stadtlinienverkehrs in Stuttgart - 1860 bis 1897
29.01.10 11:30 Uhr Alter: 15 Jahre
Untersuchung liegt in zehn Monaten vor
Von: Klaus-Dieter Kirschner HZ
Bei zweigleisigem Ausbau der Brenzbahn werden Region und Anrainer-Kommunen zur Kasse gebeten

Zweigleisig soll irgendwann einmal die Brenzbahn sein: Zumindest im Bahnhof Königsbronn sieht es schon danach aus. Im Planungsausschuss des Regionalverbandes Ostwürttemberg wurde jetzt der Aufbau der Verkehrsuntersuchung vorgestellt. Foto: kdk

„Wir stehen vor wichtigen Weichenstellungen im Verkehrsbereich,“ machte Hermann Mader, Heidenheims Landrat in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Regionalverbandes Ostwürttemberg, am Mittwochnachmittag im Aalener Landratsamt zum Auftakt der Sitzung des Planungsausschusses klar. Ziemlich geschluckt haben die Regionalpolitiker nach einem Diskussionsbeitrag von Diplom-Ingenieur Günter Koch.

Es herrscht in der Region Einigkeit, dass vor dem Hintergrund des Bahnprojekts Stuttgart 21 und dem Neubau der Fernbahn Stuttgart – Ulm die Infrastruktur im Bahnverkehr in Ostwürttemberg verbessert, vor allem aber ausgebaut werden muss. Auf dem Wunschzettel ganz oben steht die Elektrifizierung der Brenzbahn, ihr zweigleisiger Ausbau und eine bessere Verknüpfung des ReisezugAngebots zwischen Stuttgart – Aalen – Bopfingen – Augsburg; zwischen Ulm – Aalen und Crailsheim.

Im Planungsausschuss ging es um die zentrale Frage, wie umfänglich die „Potenzial- und KostenNutzen-Analyse zum Schienenverkehr“ gestaltet wird. Auftragnehmer ist das Planungsbüro Dr. Brenner (Aalen) und die DB International mit Sitz in Karlsruhe.

Diplom-Ingenieur Ulrich Noßwitz stellte zunächst das Büro Brenner mit seinen sieben Standorten in Deutschland und einer Auslandsvertretung in Innsbruck vor: „Wir sind 400 Ingenieure.“ Gleiches tat Diplom-Ingenieur Günter Koch für das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Erklärtes Ziel der Planer sei, das Angebot im öffentlichen Personennahverkehr der Region zu vereinheitlichen. Auf der Schiene müsse der Halbstundentakt gefahren und der Busverkehr so auf die Züge abgestimmt werden, dass Bahnreisende an ihrem jeweiligen Zielbahnhof unmittelbar Anschluss an einen Linienbus haben, der dann die Fläche abdeckt, in der keine Züge fahren. Geprüft werde auch die Einrichtung weiterer Haltepunkte. Eine erste Landkarte ließ erkennen, dass im Falle des Kreises Heidenheim wieder Passagiere in Mergelstetten ein- oder aussteigen können.

Sämtliche Maßnahmen und Vorschläge sollen den Nahverkehr stärken und noch mehr Reisende in die Züge bringen.

Gerade diese Absichten bekräftigte Günter Koch und verwies auf entsprechende Erfolge auf der Illerbahn und im Bereich der S-Bahn zwischen Marbach und Backnang. Kürzere Reisezeiten und ein besseres Zugangebot sowie modernes rollendes Material würden Kunden magisch anziehen.

Landrat Klaus Pavel stellte die Gretchenfrage: „Wie viel wird die Bahn, wie viel wird die Region zu zahlen haben, wenn es an die Verwirklichung der Vorschläge geht? Wie sehr wird bei der Finanzierung die Region ins Boot geholt?“ Immerhin sei es ja „ein großer Mehrwert, wenn auf den Schienen gescheite Züge fahren“. Ellwangens Oberbürgermeister Karl Hilsenbek stieß in dasselbe Horn und forderte eine vernünftige wie attraktive Anbindung der Region an den Fernverkehr nach Norden mit ICE-Halt in Ansbach.

Gerade da sah Koch Probleme: Der Regionalverkehr sei Ländersache, der Fernverkehr werde von der Deutschen Bahn in Berlin geregelt.

Da gelten unterschiedliche Zuständigkeiten. Auf alle Fälle käme die Region nicht ungeschoren davon. Im Klartext: Wenn die Brenzbahn (in Teilen) zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden soll und wenn weitere Haltepunkt dazukommen, werde Kostenbeteiligung erwartet. Koch nannte die Südbahn als Beispiel, wo sich die Kommunen auch finanziell beteiligen.

„Die Diskussion entmutigt mich schon ein bisschen,“ meldete sich Bürgermeister Rainer Domberg (Heidenheim) zu Wort und befürchtete, dass bei der angestrebten Untersuchung „nur ein sehr bescheidener Nutzen-Effekt herauskommen werde. Wir werden am Ende eher unter einer Datenflut ersticken, als klare Zukunftsvisionen zu lesen bekommen.“ Nach dem im ersten Halbjahr 2010 der Generalverkehrsplan des Landes fortgeschrieben werde, sorgte sich Hermann Mader, ob die Region überhaupt ihre Beiträge dazu formulieren könne.

Ulrich Noßwitz sicherte zu, „vorab Zwischenergebnisse für die Forderungen zur Fortschreibung des Generalverkehrsplanes zu liefern.“ Ganz so pessimistisch wie Rainer Domberg wollte Verbandsvorsitzender Mader die Sache nicht sehen: „Visionen stehen immer am Anfang. Wer keine Visionen hat, ist dagegen am Ende!“ Einig waren sich die Ausschussmitglieder, dass die Region nicht für sich alleine gesehen werden darf. Die Übergänge auf den Fernverkehr nach Norden seien so wichtig wie nach Westen (Stuttgart), Osten (München) oder Süden (Ulm und Bodensee). Mahnend hatte Klaus Pavel den Finger gehoben: „Es kann ja wirklich nicht sein, dass ich von Aalen mit dem Flieger schneller in New York bin als mit dem Zug von Aalen nach Dresden.“