Unser Büchertipp:
1919 bis 2019
Die Schmalspurbahn Marbach–Beilstein–Heilbronn
Kalender mit Bilder der Brenztalbahn für das Jahr 2024
Die schöne Württembergerin und ihre Vorgänger
150 Jahre Eisenbahngeschichte
Eine Dokumentation über die Anfänge des öffentlichen Stadtlinienverkehrs in Stuttgart - 1860 bis 1897
17.12.09 10:31 Uhr Alter: 14 Jahre
Falscher Zug am richtigen Gleis?
Von: Klaus-Dieter Kirschner HZ
Wie die Bahn ausgeschlafene Kunden narrte: Korrektur mit Filzstift auf dem Fahrplan

Barrieren zwischen Gleis 1 (hinter dem ausfahrenden Zug) und Gleis 2 (rechts im Bild) gibt es in Hermaringen nicht. Fährt zufällig mal der Zug vom falschen Bahnsteig ab, riskieren Passagiere schon mal ihr Leben, wenn sie verbotener Weise zum „richtigen“ Gleis rennen. Am Montag und am Dienstag war dies früh in Hermaringen mehrfach der Fall, wie glaubhaft versichert wurde. Foto: kdk Ist doch ganz einfach: Man nimmt einen dicken Filzstift und korrigiere am Fahrplan-Aushang die Gleise, an denen früh um halb sieben wirklich die Züge in Her-maringen weiterfahren. Foto: kdk


Ist doch ganz einfach: Man nimmt einen dicken Filzstift und korrigiere am Fahrplan-Aushang die Gleise, an denen früh um halb sieben wirklich die Züge in Hermaringen weiterfahren. Foto: kdk

HERMARINGEN. Da stehst Du am Bahnsteig und willst nach Aalen und kommst in Ulm an? Diese Woche ist es nur den Hermaringern passiert, die morgens um halb sieben noch nicht richtig ausgeschlafen waren. Mit dem Fahrplanwechsel führte die Deutsche Bahn AG einen neuen Fahrplan ein. Vereinzelt hatten sich die Abfahrtszeiten im Minutenbereich verschoben.

Diese teils veränderten Abfahrtszeiten waren ja nicht das Problem. Das eigentliche Problem ist, dass der Mensch als „Gewohnheitstier“ sich umstellen muss. Mitunter fahren, um Fahrzeit aufzuholen, Züge neuerdings an Gleis 2 ab, wenn man zum Gleis 1 über eine Weiche „abbiegen“ muss. Bei der Brenzbahn sind es ganz unterschiedliche Ausgangssituation, weshalb hier nicht auf Details eingegangen werden kann.

Bei der Verarbeitung von vielen Datensätzen passieren auch einmal Fehler, räumte ein Sprecher der Deutschen Bahn AG in Stuttgart ein. Am Montag waren die ersten Beschwerden gekommen, die sich am Dienstag noch fortsetzten. „Wir, von der Deutschen Bahn, bitten alle Passagiere um Entschuldigung. Der Druckfehler wurde inzwischen am Fahrplanaushang in Hermaringen mit Filzstift korrigiert.“ Dass am richtigen Gleis der falsche Zug hielt, sorgte für Beschwerden. Ihre Zahl stand gestern noch nicht fest.

Doch am Montag konnte die Bahn noch nicht per Lautsprecher die Reisenden informieren. Am Dienstag müsste es aber funktioniert haben, sagte der Pressesprecher. Die ganze Woche gebe es jetzt diese Lautsprecheransagen, die den „falschen“ Fahrplan korrigieren. Man hofft, dass sich die Passagiere möglichst schnell an die veränderte Situation gewöhnen.

Eine aus der Schar derer, die das „Brenzbahn-Chaos“ zum Anlass eines „Brandbriefes“ genommen hatte, war Andreas Fischer.

Auszüge aus der Mail: „Seit Jahren fährt der Zug Richtung Ulm/Friedrichshafen um 6.32 Uhr auf Gleis 1 im Bahnhof Hermaringen und der Zug Richtung Aalen um 6.36 Uhr auf Gleis 2. Beide Züge fahren meist gegen 6.31 und 6.32 Uhr ein. Der Zug nach Aalen hat dann noch Aufenthalt bis 6.36 Uhr; der Zug nach Ulm fährt nach kurzem Stop sofort weiter. Auch nach dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember ist auf den Fahrplänen angegeben, dass auf Gleis 1 der Zug nach Ulm fährt und auf Gleis 2 nach Aalen.

Wer den Bahnhof Hermaringen kennt, weiß, dass kein direkter Wechsel von Bahnsteig 1 nach Bahnsteig 2 möglich ist. Ein Umweg von 500 Metern muss durch die Unterführung genommen werden.“

Am Dienstag, so Andrea Fischer, habe es um halb sieben wieder keine Durchsage über Lautsprecher gegeben, weshalb einige Fahrgäste nach Ulm die Schienen auf direktem Wege überquert hätten. Wer das tut, so der Bahnpressesprecher, riskiert Kopf und Kragen. Lieber einen Zug verpassen und den nächsten nehmen, als tot oder verletzt auf den Schienen oder unter einem Zug liegen.

Andrea Fischer: „Mit ist es egal, wer der Schuldige an der neuen Situation ist. Aber es kann doch nicht sein, dass Menschen unter Einsatz ihres Lebens den Zug zu erreichen versuchen, in dem sie illegal die Gleise überqueren, nur weil die Bahn nicht in der Lage ist, die eigenen Fahrpläne umzusetzen... Auch wir, die normalen Fahrgäste, müssen pünktlich zur Arbeit kommen.“