GERSTETTEN. Der Museumstriebwagen T 06 der Ulmer Eisenbahnfreunde benötigt dringend eine Unterstellmöglichkeit am Gerstetter Bahnhof. Mit Hilfe von Geldern aus dem europäischen LeaderProgramm wird deshalb ein Anbau an den bestehenden Lokschuppen verwirklicht.
THOMAS GRÜNINGER Vor dem historischen Bahnhof der Albgemeinde wurde gestern der symbolische Spatenstich für das Projekt vollzogen, das rund 162 000 Euro Kosten verursacht und zu 55 Prozent aus dem LeaderProgramm bezuschusst wird.
Notwendig ist der Anbau vor allem deshalb, weil der bisher im Freien stehende Triebwagen in letzter Zeit zunehmend VandalismusSchäden aufweist und das Gefährt zudem zu stark den Witterungseinflüssen ausgesetzt ist.
Der Rohbau der neuen TriebwagenGarage soll bis Frühjahr nächsten Jahres stehen. Bis Mai 2010 ist mit der kompletten Fertigstellung zu rechnen.
Die Erfolgsgeschichte der Gerstetter Museumsbahn ließ Bürgermeister Roland Polaschek gestern nicht unerwähnt. Allein zu den Nikolausfahrten am vergangenen Wochenende wurden 2500 Fahrgäste, darunter 1200 Kinder, begrüßt. Diese Fahrten seien stets Monate vorher ausgebucht. Jährlich sitzen bei den historischen Fahrten zwischen Gerstetten und Amstetten, die sonn- und feiertags angeboten werden, rund 15 000 Gäste in der Dampflok oder dem Triebwagen. Mehr kann der ehrenamtlich geführte Verein „Lokalbahn Amstetten–Gerstetten e. V.“ als Unterordnung der „Ulmer Eisenbahnfreunde“ derzeit kaum bewerkstelligen.
Polaschek erinnerte in seiner Rede an die Geschichte des Bahnbetriebs zwischen Gerstetten und Amstetten, die 1906 begann, um die Industrialisierung auf der Gerstetter Alb zu fördern. Im Stucksaal des Bahnhotels hätte damals „ganz Gerstetten die Geburtsstunde der Eisenbahn und damit den Anschluss an die Industriezentren in Ulm und im Filstal“ gefeiert.
Nach der Einstellung des Bahnbetriebs im Frühjahr 1996 sei es dank des unermüdlichen Engagements der Ulmer Eisenbahnfreunde gelungen, den touristischen Zugbetrieb mit Dampflok und historischem Triebwagen bis heute nicht nur nahtlos aufrechtzuerhalten, sondern kontinuierlich auszubauen.
Der Triebwagen, der seinen Standort im Gerstetter Bahnhof hat, wurde zwischen 2004 und 2006 mit Leader-Fördermitteln für den sonntäglichen Ausflugsverkehr instandgesetzt und aufgearbeitet.
„Sagenhafte 4000 ehrenamtliche Arbeitsstunden waren dafür notwendig. Das Fahrzeug erstrahlt seither in neuem Glanz und konnte bereits im ersten Einsatzjahr über 4000 Gäste befördern“, berichtete Polaschek.
Der Anbau, in dem der Triebwagen nun Platz finden soll, werde sich in Material und Farbe am bestehenden Lokschuppen orientieren.
So werde die Fassade ebenfalls in Holzfachwerk mit Stahlkonstruktion und Ziegelausmauerung erstellt. Wichtig war es dem Bürgermeister noch zu betonen, dass die Gemeinde bestrebt sei, sofern es die öffentlichen Vergaberichtlinien erlauben, hauptsächlich Firmen und Handwerker aus der Region mit der Ausführung zu beauftragen.
Während CDU-Landtagsabgeordneter Bernd Hitzler von einer „Meisterleistung des Gerstetter Bürgermeisters“ sprach, dem es durch Einsatz und Fleiß gelungen sei, erneut Fördermittel zu generieren, stellte sein SPD-Kollege Andreas Stoch das europäische Leader-Programm in den Vordergrund.
Europa sei in der öffentlichen Wahrnehmung häufig negativ besetzt, wenn man jedoch seine Scheu verliere, wie dies Bürgermeister Polaschek vorbildlich getan habe, sei man nicht nur Nettozahler in die europäische Kasse hinein, sondern könne auch einiges zurückbekommen.
Den gestrigen Spatenstich bezeichnete Landrat Hermann Mader als weiteres „Zeichen der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Leader“. Ziel sei es, die Attraktivität des Kreises auszubauen.
Mit Mut und Vertrauen in die Zukunft könne das gelingen.
Gerstetten sei ein lebendiger und pulsierender Standort mit einem kämpferischen Bürgermeister, der stets einen guten Riecher beweise, wenn es darum geht, Geld an Land zu ziehen.
Als Vorsitzender des Vereins Lokalbahn Gerstetten–Amstetten dankte Manfred Berka allen Mitstreitern und sprach die Hoffnung aus, den neuerlichen Kraftakt bis in einem Vierteljahr bewältigt zu haben. In Amstetten hätten die Eisenbahnfreunde vor kurzem 10 000 Quadratmeter Grund mit Gleisanlagen der Bahn erworben, um sicherzustellen, auch in Zukunft dort einfahren zu können.